Handy-Anwendungen für ältere Menschen aus Rheinbach Leichte Bedienung als Geschäftsidee

Rheinbach · Er gehörte zu den ersten Mitarbeitern der Unternehmensberatung Detecon in der Entwicklung des digitalen Mobilfunks in Bonn. An Detecon war die Deutsche Bundespost Telekom beteiligt.

 Bei der Arbeit in Rheinbach: Fritz Spiering (r.) und Christoph Strüder-Freudel (l.) entwickeln die Software Bigphone für Senioren weiter.

Bei der Arbeit in Rheinbach: Fritz Spiering (r.) und Christoph Strüder-Freudel (l.) entwickeln die Software Bigphone für Senioren weiter.

Foto: Axel Vogel

Das war Anfang der neunziger Jahre. Die Telekom-Tochter Detemobil führte das digitale D-Netz in Deutschland 1992 ein. Jetzt ist Fritz Spiering aus Rheinbach nach einigen beruflichen Zwischenstationen wieder beim Mobilfunk angelangt. Gemeinsam mit dem Statiker Christoph Strüder-Freudel aus Bad Münstereifel hat er Bigphone entwickelt: Die Unternehmer richten Smartphones so ein, dass sie nur die Funktionen anbieten, die der Eigentümer möchte.

Als Hauptzielgruppe sehen die beiden Entwickler ältere Menschen, die sich entweder noch gar nicht an ein Smartphone herangetraut haben oder mit der Bequemlichkeit nicht zufrieden sind. Ziel der beiden Entwickler ist es, den Zugang zum Smartphone so einfach wie möglich zu gestalten. Große und übersichtliche Symbole weisen den Weg zu den benötigten Funktionen. "Es soll keine komplizierte Bedienungsanleitung nötig sein", sagt Spiering.

Fritz Spiering ist jetzt 65 Jahre alt. In dem Alter, in dem andere in den Ruhestand gehen, baut er mit viel Energie und Aufwand seine Geschäftsidee aus: "Ich muss nicht, ich darf", beschreibt er seinen Antrieb. Projekte, bei denen er etwas Neues machen konnte, hätten sich wie ein roter Faden durch seine berufliche Laufbahn gezogen.

Schon während des Studiums der Betriebswirtschaftslehre stellte er einen Großhandel auf EDV um. Nach dem Examen habe er 1972 den ersten Großschlachthof in Deutschland mit EDV versorgt. Das war Westfleisch im Münsterland. Spiering war damals für die Gesellschaft für automatische Datenverarbeitung tätig, die Service für große Warengenossenschaften machte. Danach plante er für das Heizungs- und Sanitärunternehmen Pietsch in Ahaus das Unternehmen neu.

Es ging vor allem um Hochregallager mit automatischer Steuerung. Bei Byk Chemie, einer Tochtergesellschaft von Altana, führte er ein Sicherheitsnetzwerk ein. "Ich habe immer IT-Organisation mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund gemacht", sagt Spiering. Auch nach seiner Station bei Detecon folgte ein dicht getaktetes berufliches Leben mit Stationen bei der May Holding in Erftstadt und Spoerle Electronic in Dreieich. 1997 machte sich Spiering mit der Unternehmensberatung faktor-n GmbH selbstständig. Die Firma hat ein System zur Fertigung von excelbasierten Webseiten entwickelt.

Mit Bigphone soll es keine Überraschungen mehr geben

Durch einen Zufall lernte er seinen jetzigen Mitentwickler Christoph Strüder-Freudel kennen. "Damals wollten meine Frau und ich vom Bonner Zentrum aufs Land ziehen", erinnert sich Spiering. Strüder-Freudel habe bei seinem Privatbau in Rheinbach als Bauleiter fungiert. Während die beiden warteten, dass das Baumaterial abbindet, überlegten sie sieben Ideen für gemeinsame geschäftliche Aktivitäten.

Auslöser dafür, dass beide sich dann auf die Entwicklung von Dienstleistungen für das Smartphone stürzten, war Strüder-Freudels Mutter. "Ihr Klapphandy ging kaputt, und wir wollten ihr ein Smartphone schenken", erinnert sich der Statiker. Doch davor habe sie gehörigen Respekt gehabt. Heute spiele sie ihr Lieblingsspiel Mahjong auf dem Smartphone und löse Kreuzworträtsel. "Wer Bigphone einsetzt, soll davon ausgehen können, dass er keine Überraschungen erlebt", nennt Spiering die Grundphilosophie. Die älteren Kunden sollten keine Angst haben, etwas falsch zu machen.

Die Dienstleistung der beiden Entwickler lässt sich auf den meisten Smartphones und Tablets nutzen, die auf Android-Basis laufen. Die beiden beraten die Kunden auch beim Kauf des Smartphones. "Nimm es in die Hand und gucke, was Du fühlen kannst", rät Spering. Denn bei manchen Geräten seien die Druckpunkte zum Ein- und Ausschalten für Menschen im höheren Alter nicht leicht zu fühlen.

Nach dem Kauf haben die Bigphone-Kunden noch zweimal die Möglichkeit, das Angebot verändern zu lassen. "Sie können zum Beispiel mit Telefonieren und ein Fotoalbum betrachten anfangen", sagt Spiering. Mit einem Antippen der Oberfläche lässt sich auch der Kontakt zu den Angehörigen aufbauen. "Ein Druck mit dem Finger und es passiert das, was ich erwarte", beschreibt Strüder-Freudel den Ansatz. Später könnten sie sich dann weitere Anwendungen wie die Wettervorhersage oder Spiele auf ihr Handy holen. Auch mit einem Hochleistungssensor lässt sich das Handy verbinden. Darüber lassen sich dann die Nutzer auch orten, falls sich jemand verlaufen hat.

"In Zeiten, in denen die Kinder in anderen Städten leben, wollen wir den Kontakt erleichtern", sagt Spiering. Er berichtet von einer älteren Dame, die depressiv wurde, nachdem der Sohn mit der Familie nach Japan gezogen war. Über die Vermittlung eines Arztes bekam sie Skype und konnte über den Bildtelefondienst wieder näher an die Familie heranrücken. "Die Menge der Medikamente, die sie nehmen muss, hat seitdem deutlich abgenommen", sagt Spiering.

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