Bayer Leverkusen Lob und Kritik für die Führung

KÖLN · "Wo ist der Champagner?", fragte Aktionärsschützer Marc Tüngler von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz gestern auf der Hauptversammlung von Bayer in der Kölner Messe mit über 3200 Aktionären. Der Pharma- und Chemiekonzern habe nicht nur seinen 150. Geburtstag.

 Spektakuläre Aktion: Einige Greenpeace-Aktivisten seilten sich vom Messehallendach ab und entrollten ein Transparenten.

Spektakuläre Aktion: Einige Greenpeace-Aktivisten seilten sich vom Messehallendach ab und entrollten ein Transparenten.

Foto: dpa

Er habe auch ein "hervorragendes" Jahr 2012 zu feiern. Dafür lobte er den Vorstand. Die Dividende, die von 1,65 auf 1,90 Euro je Aktie erhöht wurde, hätte nach seinem Geschmack aber noch höher ausfallen können.

Angesichts von Rückstellungen von 1,2 Milliarden Euro für Rechtsfälle in den USA im Zusammenhang mit den Anti-Baby-Pillen Yaz und Yasmin wollte er allerdings vom Vorstand wissen, ob damit alle Risiken abgedeckt seien. Außerdem kritisierte er, dass die Kunststoffsparte Material Science (BMS) die Kapitalkosten wieder nicht verdient hat.

"Wie viel Zeit hat BMS noch, um den Turnaround zu schaffen?", fragte auch Joachim Kregel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, der darüber hinaus noch eine deutliche Steigerung bei den Vorstandsbezügen monierte. Letztlich lobte aber auch er: "Bayer ist ein tolles Unternehmen", so Kregel.

Bei BMS stellte Bayer-Chef Marijn Dekkers Besserung in Aussicht. In spätestens drei Jahren solle die Sparte die Kapitalkosten verdienen. Und die Vorsorge für Vergleiche rund um Yaz und Yasmin decke alle bekannten und künftig erwartete Ansprüche ab. Die Position werde aber regelmäßig überprüft. In seiner Rede hatte Dekkers zuvor auf ein gutes 2012 geblickt und weitere Verbesserungen in Aussicht gestellt.

Umsatz und Ergebnis sollen etwa fünf neue Medikamente wie der Blutgerinnungshemmer Xarelto oder Krebsmittel steigern. 2015 sollen sie laut Dekkers für einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro sorgen. Danach traut er ihnen einen Spitzenumsatz von 5,5 Milliarden zu.

Vor und auf dem Aktionärstreffen gab es aber auch deutliche Kritik. Greenpeace-Aktivisten seilten sich vom Dach der Nordhallen über dem Eingang ab und protestierten mit einem Plakat gegen Pflanzenschutzmittel, die sie für Bienensterben verantwortlich machen. Bayer zeigte sich vorbereitet und entrollte ein eigenes Plakat: "Wir machen deutlich mehr für Bienen als Ihr glaubt", war darauf zu lesen. Frauen forderten auch in Europa Schadenersatz wegen Gesundheitsschäden durch Anti-Baby-Pillen, andere kritisierten eine CO-Pipeline als zu gefährlich. Dekkers wies die Vorwürfe zurück.

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