Internationaler Club La Redoute Martin Hellwig hält die wichtigsten Probleme der Euro-Krise für ungelöst

BONN · "Die wichtigsten Probleme der Euro-Krise sind ungelöst. Es fehlen Analysen, und es gibt keine klare Strategie zur Krisenbewältigung." Diese Auffassung vertrat gestern Abend der Ökonom und Direktor am Bonner Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, Martin Hellwig.

Im Internationalen Club La Redoute in Bad Godesberg sprach der 64-Jährige zum Thema "Staaten, Banken und Zentralbank in der Währungsunion - Warum ist die Euro-Krise so schwer zu bewältigen?"

Hellwig, der 1970 sein Diplom in Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg erwarb und später an den Universitäten von Stanford, Princeton, Cambridge, Basel und Bonn lehrte und arbeitete, fand klare Worte: "Man hat versäumt, richtig aufzuräumen", sagte er und meinte dabei vor allem die Bankenlandschaft.

Dass die Euro-Krise so schwer zu bewältigen ist, liegt laut Hellwig daran, dass es sich um drei Krisen handelt: Zum einen um eine gewöhnliche Staatsschuldenkrise, die auch die Banken in Schwierigkeiten bringe.

Als Beispiele nannte er Griechenland, Portugal und Spanien. Ferner gebe es - wie in Irland und Spanien - auch eine Bankenkrise, die eine Staatsschuldenkrise ausgelöst habe. Und zum dritten gebe es eine latente Bankenkrise. Was es nicht gebe: eine Krise der Währung.

Als zentrale Probleme hat Hellwig die internationalen europäischen Märkte ausgemacht, die nicht integriert seien. Zudem sei das europäische Bankensystem, allen voran die deutschen und französischen Institute, schwach aufgestellt. Deutsche Banken etwa hätten zu wenig Eigenkapital hinterlegt und wiesen im Tagesgeschäft eine zu geringe Rentabilität auf - mit Ausnahme der Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Diese schlechte Rentabilität versuchten viele Institute durch einen Eigenhandel mit zum Teil hochspekulativen Produkten auszugleichen: "Eine gefährliche Zockerei."

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