Meckenheimer Mosaic muss sich neu aufstellen

Auf der Hauptversammlung stimmt der Vorstand die Aktionäre auf eine weitere Durststrecke ein - Das Unternehmen hat drei Viertel seiner Beschäftigten entlassen - Ausbau des Vertriebs soll 2006 die Wende bringen

  Fosi Audi  leitet mit seinem Vater die einzige börsennotierte Aktiengesellschaft mit Sitz in Meckenheim.

Fosi Audi leitet mit seinem Vater die einzige börsennotierte Aktiengesellschaft mit Sitz in Meckenheim.

Foto: Lannert

Bonn/Meckenheim. Assem Audi ist sichtlich bewegt, als er ans Mikrofon tritt, um den Aktionären den Geschäftsverlauf seines Unternehmens zu schildern. Es sei ein "schmerzhaftes Jahr 2004" gewesen, sagt der 66-Jährige. Er spricht von den vielen Mitarbeitern, die entlassen werden mussten ( der GA berichtete), bedankt sich bei allen, die sich für die Firma eingesetzt haben: "Wir waren wie eine große Familie."

Die gut zwei Dutzend angereisten Aktionäre der Meckenheimer Mosaic Software AG hören schweigend zu. Im großen Saal der Bonner Bundeskunsthalle wirkten sie am Montag etwas verloren.

Vom Unternehmen, das der gebürtige Libanese Audi seit 1996 aufgebaut und 1999 an die Börse gebracht hat, ist nicht mehr viel übrig. 209 Beschäftigte hatte Mosaic Anfang vergangenen Jahres. Jetzt bleiben noch 55. Der Umsatz von Mosaic, die Software für den elektronischen Datenaustausch zwischen Firmen und ihren Lieferanten übers Internet produziert, purzelte im vergangenen Jahr von knapp 17 auf gut zehn Millionen Euro.

In diesem Jahr werde es für Mosaic wohl schwierig werden, mehr als fünf Millionen Euro zu erlösen, hieß es am Rande der Hauptversammlung. Die Verluste haben das Eigenkapital des Unternehmens bis auf 13 Millionen Euro aufgezehrt, warnen die Wirtschaftsprüfer im Geschäftsbericht.

Ursachen für den Niedergang? Aktionärsvertreterin Christiane Hölz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist die Einzige, die auf der Hauptversammlung das Wort gegen die Verwaltung ergreift. Der Vorstand habe die Aktionäre mit falschen Gewinnversprechen getäuscht. "Das Vertrauen ist nachhaltig zerstört." Und der Aufsichtsrat habe nicht rechtzeitig reagiert. "Damit hat er den Interessen der Aktionäre geschadet." Hölz beantragt, die Verwaltung nicht zu entlasten. Doch die Rechtsanwältin erntet für ihren Vortrag nur schwachen Applaus. Ihr Antrag scheitert.

Assem Audi und sein Sohn Fosi (36), ebenfalls im Mosaic-Vorstand, machen den schwierigen Markt für die Dauermisere des Unternehmens verantwortlich. So hatte Mosaic im Jahr 2000 mit der Alsdorfer Geva für knapp elf Millionen Euro einen Spezialisten für Bankensoftware gekauft. Weil sich die Bankenbranche änderte, sei aber schließlich nur ein einziges Geschäft zu Stande gekommen. Die Geva mit 100 Mitarbeitern wurde geschlossen.

Auch bei der Software für den Datenaustausch zwischen großen Handelsunternehmen und ihren Lieferanten hat sich der Wind gedreht. "Die großen Handelshäuser wollen nicht mehr dafür zahlen. Die Lieferanten sollen zahlen," berichtet Assem Audi. Folge für Mosaic: Die Großaufträge von Karstadt, Metro und Co fehlen, stattdessen müssen die Meckenheimer viele hundert kleine Lieferanten von den Vorteilen ihrer Software überzeugen. Audi formuliert es so: "Mosaic befindet sich in einer Übergangsphase."

Frühestens im Herbst werde es mit dem Geschäft wieder aufwärts gehen, ist der Vorstand vorsichtiger geworden. Fosi Audi will vor allem den Vertrieb national und international mit Partnern ausbauen. Erste Kooperationen seien vereinbart. An die eigene Internet-Handelsplattform seien mehr als 3 500 Lieferanten angeschlossen. Fosi Audi: "Vor einem Jahr waren es 2 500." "Wir haben große Chancen", gibt sich sein Vater am Ende wieder optimistisch.

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