BWI Informationstechnik Meckenheimer steuern IT der Bundeswehr

Meckenheim · Die "weiße" IT der Bundeswehr wird von Meckenheim aus gesteuert. Für die "grüne" sind andere verantwortlich. "Weiß" steht in diesem Fall für die nichtmilitärische Infrastruktur, zum Beispiel die Logistik. Ein Beispiel für "grüne" IT dagegen ist Informationstechnik, die in Waffensysteme eingebettet ist.

Die Zentrale der BWI in Meckenheim. Hier arbeiten 450 von 2850 Mitarbeitern.

Die Zentrale der BWI in Meckenheim. Hier arbeiten 450 von 2850 Mitarbeitern.

Foto: Axel Vogel

"Das lässt sich allerdings nicht immer so klar voneinander unterscheiden", erklärt der Geschäftsführer der BWI Informationstechnik in Meckenheim Peter Blaschke. Denn als Dienstleister stelle er mit seinem Team auch Fachanwendungen zur Verfügung, mit denen die Soldaten ihre Einsätze planen können, unter anderem Software, die die Typologie des Geländes anzeigt oder andere Aufklärungsdaten zur Verfügung stellt.

Die BWI wurde im Jahr 2006 gegründet mit dem Ziel, die IT der Bundeswehr zu modernisieren. Zu dem sogenannten "Herkules"-Projekt, das noch bis Ende 2016 läuft, gehört die Erneuerung von Leitungen, Telefonen, Computern und Rechenzentren. Das Auftragsvolumen für zehn Jahre liegt inklusive Umsatzsteuer bei 7,1 Milliarden Euro - macht einen jährlichen Umsatz von rund von 640 Millionen Euro. Das gilt für den gesamten Leistungsverbund BWI - dazu gehören insgesamt drei Gesellschaften: BWI Informationstechnik, BWI Services und BWI Systeme.

Auch wenn "Herkules" Ende nächsten Jahres ausläuft, geht die Arbeit dennoch weiter, erklärt Blaschke. Allerdings werden sich die Anteile der Besitzer ändern: Derzeit ist die Bundeswehr mit 49,9 Prozent an der Dachgesellschaft BWI Informationstechnik beteiligt, Siemens hält 50,05 Prozent und IBM 0,05 Prozent. Ab 2017 wird das Unternehmen komplett verstaatlicht. Das heißt Siemens und IBM steigen aus. Das war von Anfang an klar, dass das Gemeinschaftsprojekt nur eine begrenzte Zeit läuft. Die Mitarbeiter sollen jedoch nach derzeitigem Stand alle bleiben, so Blaschke. "Zwischen 2017 und 2023 soll es keine Kündigungen geben." Ob er selbst weiterhin Geschäftsführer bleibt? Da sei er sich noch nicht ganz sicher. Er habe auch andere Möglichkeiten im Auge.

Der BWI Leistungsverbund gehörte im vergangenen Jahr zu den führenden IT-Service-Unternehmen in Deutschland. Auf der Lünendonk-Liste rangiert das Unternehmen auf Platz neun der umsatzstärksten Anbieter der Branche in Deutschland. Die Studie des Marktforschers Lünendonk basierte auf freiwilligen Angaben von insgesamt 100 Unternehmen. Marktführer war demnach im vergangenen Jahr die Telekom-Tochter T-Systems mit einem Jahresumsatz von 4,8 Milliarden Euro. Auf den Plätzen zwei und drei folgten das BWI Mutterhaus IBM mit einem Jahresumsatz von 2,6 Milliarden Euro und die Frankfurter Finanz Informatik GmbH (Umsatz: 1,6 Milliarden Euro).

Gerade in den ersten Jahren des Projekts geriet das BWI in den Medien einige Male in die Kritik. Verzögerungen wurden diskutiert, 2010 schrieb das Handelsblatt von einem "gigantischen Fehlschlag" und "Debakel". Es wurde teilweise spekuliert, ob das Geld zur Umrüstung ausreicht. Blaschke hält die Kritik früher wie heute für unangemessen: Es habe nie zur Debatte gestanden, dass der Etat nicht ausreiche. "Das, was anfangs veranschlagt wurde, dafür haben wir die Leistung auch erbracht", so Blaschke. Später wurden weitere Vereinbarungen getroffen, weil noch mal nachgerüstet werden musste. Das hieße aber nicht, dass der ursprüngliche Auftrag teurer werde.

Als die BWI 2006 mit ihrer Arbeit begann, war die Bundeswehr mit 190 000 PCs ausgestattet, erinnert sich Blaschke: "Dabei musste jeder einzelne Nutzer selbst Updates durchführen und Virusprogramme aktualisieren." Heute werde das alles zentral organisiert. "Das ist natürlich auch sicherer", so Blaschke. Die Zahl der PCs hat sich in dieser Zeit auf 140.000 Computer verringert. Ganz wesentlich habe natürlich das Thema IT-Sicherheit in den letzten Jahren zugenommen. "Vor zehn Jahren war die Bedrohungslage eine ganz andere", so Blaschke.

Für das Unternehmen arbeiten insgesamt 2850 Mitarbeiter - ein Teil kommt von der Bundeswehr, ein Teil von IBM und Siemens, ein Teil vom freien Markt. In Meckenheim sind es 450. Zwar erhalten alle Angestellten ihr Gehalt vom BWI, doch ist die Entlohnung der Fachkräfte, manchmal sogar bei gleicher Position und Leistung, unterschiedlich.

Der Grund dafür liegt in der Struktur des Unternehmens: Diejenigen, die von der Bundeswehr kommen, arbeiten auch weiterhin für die Bundeswehr und bleiben damit in ihrer Besoldungsstufe. Das heißt oft, dass die Experten von Siemens und IBM mehr verdienen, da die Gehälter im IT-Bereich in der freien Wirtschaft höher seien, erklärt Blaschke. Dafür hätten die Mitarbeiter der Bundeswehr andere Vorteile. "Außerdem gibt es für diejenigen, die für die Bundeswehr arbeiten, bei uns die Möglichkeit zu wechseln.", erklärt Blaschke. Das hätten auch 400 Mitarbeiter in den letzten Jahren getan. Diese Möglichkeit wird auch weiterhin bestehen, wenn der Dienstleister 2017 komplett in die Hände der Bundeswehr übergeht.

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