Ausbildungsmarkt in der Region Bonn/Rhein-Sieg ist stabil Mehr Flüchtlinge suchen eine Lehrstelle

Bonn · Experten gehen davon aus, dass auch in diesem Jahr jedem Bewerber ein Angebot gemacht werden kann – nur nicht immer im Traumjob.

 Noch 2400 freie Ausbildungsstellen gibt es in der Region Bonn/Rhein-Sieg.

Noch 2400 freie Ausbildungsstellen gibt es in der Region Bonn/Rhein-Sieg.

Foto: dpa

Obwohl mehr junge Flüchtlinge eine Berufsausbildung anstreben, zeigt sich der Ausbildungsmarkt in der Region Bonn/Rhein-Sieg stabil. Ende Mai standen 2600 unversorgten Bewerbern rund 2400 offene Ausbildungsstellen gegenüber. „Wir gehen davon aus, dass wir auch in diesem Jahr wieder jedem Bewerber, der ausbildungsfähig und ausbildungswillig ist, eine Stelle anbieten können – natürlich nicht immer im Traumberuf“, sagte der Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, Jürgen Hindenberg.

Die IHK veranstaltete am Donnerstag gemeinsam mit der Arbeitsagentur den „Tag der Ausbildungschance“. Ziel ist es, Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz beim Einstieg ins das Berufsleben zu unterstützen. Dass derzeit die Zahl der Bewerber die Zahl der offenen Stellen übersteige, sei kein Grund zur Beunruhigung, so Hindenberg.

Zu den jungen Menschen, die ins Berufsinformationszentrum kamen, gehört Ramandeef Kaur. Die 23-Jährige lebt seit vier Jahren in Bonn, nachdem sie in Indien ihr Abitur gemacht hat. „Bislang habe ich mich auf Ausbildungsstellen als Kauffrau im Einzelhandel beworben“, sagt sie. Das habe noch nicht geklappt. Jetzt habe sie von den Berufsberatern Tipps und Adressen bekommen, sich als zahnmedizinische Fachangestellte zu bewerben, berichtete die junge Frau, die eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme absolviert.

Mit der Hoffnung auf neue offene Stellen war Nils Jeschke zum „Tag der Ausbildungschance“ gekommen. Er sucht eine Ausbildungsstelle als Fachinformatiker Anwendungsentwicklung. Allerdings gab es fü keine neuen Adressen: Auf die vorhandenen Ausschreibungen hat er sich schon beworben. Aber er will an seinem Traumberuf festhalten.

Gute Ausbildungschancen in der Gastronomie

Hindenberg empfiehlt jungen Menschen, die bei der Ausbildungsplatzsuche nicht weiterkommen, sich über Beruf im Einzelhandel oder in der Hotel- und Gaststättenbranche zu informieren. Allein durch die Erweiterung des Huma-Einkaufszentrums in Sankt Augustin entstünden dort im Herbst 600 neue Arbeitsplätze. Auch neue Hotels in der Region würden Nachwuchs suchen. Außerdem sei es gut, sich bei ähnlichen Ausbildungen umzusehen. Beim Industriekaufmann kämen heute immer noch 150 Bewerbungen auf eine freie Stelle. Viel besser sehe es beim Speditions- oder Bürokaufmann aus, die vom Tätigkeitsbild aber ähnlich seien.

Unter den unversorgten Bewerbern sind in diesem Jahr 649 Ausländer, das sind 183 mehr als vor einem Jahr. Wie Ralf Steinhauer, Leiter der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg, sagt, kommt die höhere Zahl vor allem durch junge Flüchtlinge zustande. Diejenigen, die 2015 nach Deutschland bekommen seien, hätten bisher deutsch gelernt und seien jetzt soweit, dass sie eine Ausbildung beginnen wollen.

Zu wenig Deutschkenntnisse

Hindenberg sieht es als Erfolg, dass jungen Flüchtlinge sich verstärkt um eine Ausbildung bemühen. Denn in ihren Herkunftsländern sei das System der dualen Berufsausbildung ja unbekannt. Jetzt stelle man aber oft fest, dass die Deutschkenntnisse noch vertieft werden müssten. Wie die Azubis unterstützt werden könnten, dazu gebe es Gespräche zwischen den Organisationen. Junge Flüchtlinge weiter informieren wollen IHK und Arbeitsagentur mit einem gemeinsamer Stand am Rande eines Fußballintegrationsturniers am 10. Juni, ab 11 Uhr, im Sportpark Nord.

In der Region beginnt heute bereits viel früher in den Schulen die Berufsfelderkundung. So würde in allen 8. Klassen eine Potenzialanalyse angeboten, erläutert Steinhauer. Von den rund 10 500 Abgängern, die jedes Jahr in der Region die Schulen verlassen, haben 54 Prozent eine Studienzugangsberechtigung. „Das ist NRW-weit Spitze“, sagt Hindenberg. Groß stark sei deshalb auch das Angebot an dualen Studiengängen.

Ende Mai waren in den IHK-Berufen 1391 neue Ausbildungsverträge unterzeichnet, das etwa genauso viel wie im Jahr zuvor. 416 Verträge entfallen davon auf die industriell-technischen Berufe und 975 auf die kaufmännischen Berufe.

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