Auch in der Region Metallbranche vor massiven Warnstreiks

BONN/FRANKFURT · Ab Sonntag will die Gewerkschaft ihre Proteste forcieren. Auch in der Region sind zahlreiche Aktionen geplant.

 Protest: Teilnehmer einer Demonstration gegen prekäre Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern.

Protest: Teilnehmer einer Demonstration gegen prekäre Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern.

Foto: ap

Die roten Fahnen und Westen sind aus dem Keller geholt, die Trillerpfeifen liegen bereit. Die IG Metall rüstet für eine massive Warnstreikwelle, mit der sie die festgefahrenen Tarifverhandlungen für die rund 3,6 Millionen Beschäftigten auf Touren bringen will. Im Visier haben die Streikstrategen die brummenden Werke der Autokonzerne ebenso wie die exportstarken Maschinenbau- und Elektrounternehmen.

In Nordrhein-Westfalen sind Gewerkschaftsangaben zufolge Warnstreiks zunächst vom kommenden Mittwoch, 2. Mai, bis 9. Mai vorgesehen. Wie die Gewerkschaft gestern mitteilte, sind Aktionen unter anderem in Düsseldorf und dem Rhein-Sieg-Kreis geplant: Mit einer Nachtaktion und Kundgebung werden die Beschäftigten der Frühschicht des Sprinter-Werks von Daimler, Tor 3, An der Piwipp in Düsseldorf am Mittwoch, 2. Mai, um 4 Uhr in der Frühe ihren Warnstreik starten, hieß es gestern. Der Bezirksleiter Oliver Burkhard werde zu den Warnstreikenden sprechen.

In Lohmar gibt es am kommenden Mittwoch ebenfalls eine Kundgebung. Mit einem Sternmarsch werden laut Bezirksleitung Beschäftigte der Unternehmen GKN Walterscheid, Eaton Industries, Eaton LP, Mannstaedt, Reifenhäuser-Gruppe und HSP Hochspannungsgeräte aus drei Richtungen ab 10.15 Uhr auf dem Frouardplatz in Lohmar zusammenkommen. Die Demonstration und Kundgebung wird voraussichtlich gegen 11.30 Uhr beendet. Auch in weiteren Betrieben in Königswinter, Bad Honnef und Eitorf soll es an diesem Tag Warnstreiks geben.

Erste Aktionen soll es bereits in der Nacht zum morgigen Sonntag geben, wenn einige Nachtschichten etwa bei Thyssen-Krupp Rasselstein in Andernach um Mitternacht die Arbeit ruhen lassen wollen.

Für die Gewerkschaft geht es dieses Mal um mehr als nur um 6,5 Prozent mehr brutto. In der ersten Runde in halbwegs stabilem konjunkturellen Umfeld seit vier Jahren hat Deutschlands stärkste Gewerkschaft zwei Themen auf die Agenda gesetzt, die möglichst viele junge Menschen an die Organisation binden sollen. Auf der anderen Seite rufen die Parolen "Faire Leiharbeit" und "Unbefristete Übernahme" bei den Arbeitgebern heftige Abwehrreaktionen hervor. Beim Geld, so versichern hochrangige Gewerkschaftsfunktionäre wie NRW-Bezirkschef Oliver Burkhard, werde man sich schon einigen. Das erste Angebot der Arbeitgeber lautet auf 3,0 Prozent.

Beim Problemkreis Leiharbeit verfolgt die Gewerkschaft eine Doppelstrategie: Von den Metallarbeitgebern verlangt sie mehr Mitbestimmung der Betriebsräte zum Einsatz der mehr als 200.000 Leiharbeiter in der Branche, auf der anderen Seite verhandelt sie parallel mit den Zeitarbeitsverbänden über pauschale Zuschläge für die entliehenen Arbeitnehmer. Nur letzteren Teil will Gesamtmetall mittragen. Die Unterschiede zwischen Leih- und Stammarbeitern seien zu groß geworden, sagt Präsident Martin Kannegiesser.

Eine Annäherung über die Branchenzuschläge erwartet bei der dritten Zeitarbeits-Verhandlungsrunde an diesem Freitag in Frankfurt niemand ernsthaft. Zu komplex sei die erstmals zu regelnde Materie, sagen Insider. Außerdem ist nun einmal der enge Zusammenhang zu den Metalltarifverhandlungen vorhanden, in denen in den nächsten Warnstreiktagen erstmal gar nichts vorangehen wird. "Branchenzuschlag und mehr Mitbestimmung über Leiharbeit sind für uns zwei Seiten der selben Medaille", sagt die Zeitarbeits- Verhandlungsführerin der IG Metall, Helga Schwitzer. "Idealtypisch werden beide Verhandlungen nahezu zeitgleich abgeschlossen."

Harte Fronten gibt es unterdessen auch beim Thema Übernahme. Die Gewerkschaft erweise den umworbenen Jungen einen "Bärendienst", wenn sie die unbefristete Übernahme aller Ausgebildeten verlange, sagt Kannegiesser. Schärfere Übernahmevorschriften führten zu einer strengeren Auslese am Beginn der Ausbildung, das Angebot gerade für schwächere Bewerber werde zwangsläufig zurückgehen. dpa/ga

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