Bestellerprinzip Mieter profitieren, seriöse Makler auch

Bonn · Seit Juni 2015 muss derjenige, der den Immobilienmakler beauftragt, auch die Kosten für dessen Dienste tragen. Experten aus der Region ziehen rund ein halbes Jahr nach Einführung der Neuerung eine Zwischenbilanz.

Seit 1. Juni 2015 gilt auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahr das Bestellerprinzip. Ziel des Gesetzgebers war es, Mieter von Kosten wie der Maklerprovision zu entlasten. Daher trägt seit vergangenem Juni derjenige, der den Makler beauftragt, auch die Kosten für dessen Dienste, also meist der Vermieter. Bis zur Einführung des Bestellerprinzips war es umkehrt: Mieter mussten dem Makler nach einer erfolgreichen Vermietung maximal zwei Nettokaltmieten zuzüglich Mehrwertsteuer zahlen. Da es vor der Einführung des Bestellerprinzips viel Kritik gab, fragte der General-Anzeiger nach, wie sich die neue Regelung auf dem Immobilienmarkt zwischen Bonn und Bad Neuenahr ausgewirkt hat.

Durchaus eine positive Zwischenbilanz zieht Diplom-Immobilienwirt (DIA) Rolf Ludwig Becker, Geschäftsführer eines Maklerbüros in der Bonner Südstadt. Aus seiner Sicht hat das Bestellerprinzip in den vergangenen Monaten aus dem Blickwinkel vieler Beteiligter Vorteile mit sich gebracht. „So sind die Mieter auf sowieso schon teuren Immobilienmärkten, wie dem in der Bonner Region, von zusätzlichen Kosten entlastet worden“, sagt Becker. Damit sei das vorrangige Ziel des Gesetzes erfüllt.

Ähnliches erklärt auch Georg Lennartz, Geschäftsführer des „Engel und Völkers“-Büro in Bad Neuenahr, wo man auch für Koblenz zuständig ist: „Das Gesetz ist eine saubere Sache, weil der Mieter von einem hohen Kostenfaktor entlastet wird“, betont Lennartz. Schließlich habe dieser vor Einführung des Gesetzes unter Berücksichtigung von Mietkaution und Maklerkosten auf einen Schlag „fünf Monatsmieten auf den Tisch des Hauses legen müssen“.

Was Lennartz aber auch beobachtet hat: „Eine ganze Reihe von Vermietern, die in Bad Neuenahr wohnen, und die dort auch eine Wohnung zu vermieten haben, versuchten nach Einführung des Bestellerprinzips erst einmal ihre Wohnung selber zu vermieten.“ Angesichts kurzer Wege wollten sie Maklerhonorare sparen. Laut Georg Lennartz habe das die Branche auch ein Stück weit zu spüren bekommen. Aber derweil sei das Pendel zurückgeschlagen: „Eine Reihe dieser Vermieter beauftragten bald wieder einen Makler, weil sie gesehen haben, wie viel Arbeit hinter einer Vermietung steckt“, so Lennartz. Schließlich übernehmen Makler zahlreiche Zusatzleistungen wie Besichtigungstermin, Bonitätsprüfungen und die Wohnungsübergabe.

Leichterer Wohnungswechsel für Mieter

Ähnliches sagt Reinhard Doering, Makler aus Königswinter, der zudem stellvertretender Vorsitzender der regionalen Makler-Vereinigung „WIB24 Immobilienbörse Bonn/Rhein-Sieg“ ist: „Vor allem Besitzer, die lediglich eine Wohnung etwa für Singles besitzen, haben nach Einführung des Bestellerprinzips oft versucht, ihre Wohnung selber zu vermieten.“ Auch weil sie bei einer hohen Mieterfluktuation mehrfach die Maklerprovision hätten übernehmen müssen. Schließlich ermögliche das neue Bestellerprinzip jetzt Mietern, problemloser eine Wohnung zu wechseln, ohne Maklerkosten zu verursachen.

Fakt ist laut Doering aber auch: „Eigentümer von mehreren Mietwohnungen sind in der Regel Profis und haben daher auch nach Einführung des neuen Bestellerprinzips mit einem Makler zusammengearbeitet, weil sie wissen, wie viel Arbeit bei einer Vermietung anfällt.“

Aus Sicht des Bonner Maklers Rolf Ludwig Becker hat die Einführung des Bestellerprinzips auch zu einer gewissen Marktbereinigung in der Branche geführt: „Vor allem Makler, die das Vermietungsgeschäft lediglich mit dem Aufschließen der Wohnungstür als erfüllt angesehen haben und dafür eine Provision verlangten, mussten ihr Geschäft zu Recht aufgeben“, erklärt Becker. Denn manche Vermieter hätten Selbstversuche in Sachen Vermarktung eines Besseren belehrt: „Ob des großen Aufwands haben die gezielt den Kontakt zu solchen Maklern gesucht, die eine gute Arbeit leisten sowie einen guten Ruf in der Branche genießen“, erklärte Becker,

Vermieter versuchen, Maklerkosten zu sparen

Einen solchen Pendeleffekt konnte Sabine Hahn, Immobilienmaklerin aus Alfter, zwar noch nicht ausmachen. Dazu sei die Zeit für Erfahrungswerte zu kurz gewesen. Wohl aber steht für Hahn außer Frage, dass sich viele Vermieter die Maklerkosten zu sparen versuchen: „Entweder sie verzichten ganz auf die Werbung für ihre Wohnung, oder sie übernehmen die Vermarktung selber.“ Das können man sehr gut beobachten, „weil es derzeit auffällig weniger Angebote auf dem Markt gibt und wenn, dann sind diese oft schlecht gemacht, hängen etwa am Laternenpfahl“, führt Sabine Hahn aus.

Kritiker hatten vor Einführung des Bestellprinzips ebenfalls befürchtet: Da die Vermieter nun die Maklerprovision übernehmen müssen, seien manche versucht, die Mehrkosten auf die Mieter umzulegen, etwa durch eine höhere Miete. Daran glaubt der Bonner Immobilienfachmann Rolf Ludwig Becker nicht: „Dagegen spricht schon die neue Mietpreisbremse“. Auch aus Sicht des Bad Neuenahrer Fachmanns Georg Lennartz ist das eher unwahrscheinlich: Zwar gelte die Mietpreisbremse in Bad Neuenahr nicht, weil der Markt hier nicht so umkämpft sei wie in Bonn, so Lennartz: „Doch da derzeit genügend Mietwohnungen in Bad Neuenahr angeboten werden, würde der Vermieter keine Miete verlangen können, die deutlich über dem Ortsniveau liegt“, sagt er.

Anders sieht das Ganze die Alfterer Maklerin Sabine Hahn: „Vermieter sind in aller Regel Kapitalanleger und natürlich werden die versuchen, ihre Mehrkosten irgendwie wieder hereinzubekommen.“ Das werde in Zukunft auch noch zu einigen Streitigkeiten führen, prophezeit sie.

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