Binnenschiff mit weniger Abgas Moderne Reinigungsanlage für ein Kölner Fahrgastschiff

KÖLN · Wer am Rhein spazieren geht, denkt, er bewegt sich an der frischen Luft. Doch weit gefehlt: Die Abgasbelastung auf dem Rhein ist so wie auf einer höchstbelasteten Autobahn. Das möchten das Landesumweltamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) und die Bezirksregierung Köln ändern.

 Umgerüstet: "Jan von Werth" der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt AG.

Umgerüstet: "Jan von Werth" der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt AG.

Foto: LANUV

In einem Pilotprojekt ist das Fahrgastschiff "Jan von Werth" der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt AG mit einer modernen Abgasreinigungsanlage umgerüstet worden.

"Wir haben die Effekte der Abgasreinigung berechnet und konnten sie sofort in der Praxis testen - mit absolut überzeugendem Ergebnis", sagt Andreas Brandt, LANUV-Projektleiter. Der TÜV Nord führte den Praxistest durch: Feinstaub wurde um über 90 Prozent reduziert, die Rußkonzentration um 99 Prozent und die Stickstoffoxid-Emissionen um 70 Prozent.

"Aus einer dunklen Abgaswolke am Schiffsheck wurde eine kaum erkennbare, fast durchsichtige Abgasfahne", sagt Birgit Kaiser de Garcia. Derzeit sei es noch so, dass auf Emissionskarten der Rhein genauso stark belastet dargestellt werde wie die A3. "Für die Autos machen wir Umweltzonen in den Städten, aber der Rhein trägt in Städten wie Köln und Bonn auch sehr stark zur Belastung bei", so Kaiser de Garcia.

Der Schadstoffausstoß eines neuen Motors in einem Binnenschiff liegt auch heute noch weit über dem eines neuen LKW-Motors, obwohl die Technik vergleichbar ist. Zudem sind in Binnenschiffen viele ältere Motoren im Einsatz, das Durchschnittsalter liegt bei rund 30 Jahren. Die Binnenschifffahrt trägt daher deutlich zur Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden bei. Eine Lösung des Problems könnte die Nachrüstung der Schiffsmotoren mit Abgasreinigungsanlagen sein.

In einem Pilotprojekt mit dem Passagierschiff Jan von Werth wurde eine solche Anlage entwickelt und wird getestet. An dem Projekt waren Ingenieure der Firmen Emitec aus Lohmar, Tehag aus Moers und Interkat Katalysatoren aus Königswinter beteiligt. Das Pilotvorhaben auf der Jan von Werth war der erste Praxistest mit einem kombinierten System zur Partikel- und Stickoxidminderung in der Binnenschifffahrt. Wie LANUV-Sprecherin Kaiser De Garcia berichtet, muss jede Abgasreinigungsanlage im Prinzip als Einzelanfertigung für ein Schiff hergestellt werden.

NRW-Umweltminister Johannes Remmel ist der Auffassung, dass Abgasreinigungsanlagen bei Binnenschiffen Standard werden müssen. Weil auch der Stickoxidausstoß gesenkt werden müsse, reiche bei Binnenschiffen ein nachträglicher Einbau von Dieselpartikelfiltern nicht aus. Er fordert von der EU eine Verschärfung der Abgasnormen für Binnenschiffe und Förderprogramme für den Einbau von Abgasreinigungsanlagen. Wegen des grenzüberschreitenden Verkehrs seien NRW als Bundesland die Hände gebunden.

Der Bund hat ein Förderprogramm zur Modernisierung der Binnenschifffahrt bis Ende 2016 verlängert. Finanzielle Anreize sollen den Kauf von emissionsärmeren Motoren und Technologien fördern. Zusätzlich können Kraftstoff sparende Technologien gefördert werden.

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