Moeller sieht sich nicht mehr als Sanierungsfall

Bonner Konzern erwirtschaftet nach dem Verkauf von Unternehmensteilen geringeren Umsatz - Weniger Schulden bei den Gläubigerbanken - Neustrukturierung trifft auch Beschäftigte am Bonner Firmensitz

  Am Bonner Hauptsitz  des Elektronikkonzerns Moeller arbeiten derzeit rund 880 Beschäftigte.

Am Bonner Hauptsitz des Elektronikkonzerns Moeller arbeiten derzeit rund 880 Beschäftigte.

Foto: Lannert

Bonn. Der Bonner Elektronik-Konzern Moeller Holding hat sich seit der Übernahme durch den Finanzinvestor Advent vor acht Jahren deutlich verkleinert und gleichzeitig seine Ertragslage verbessert. "Moeller ist kein Sanierungsfall mehr", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Theo Kubat, am Montag bei der Vorlage der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr (Mai 2003 bis April 2004) in Bonn.

Von den Umstrukturierungen ist und war auch der Firmensitz Bonn betroffen. Hier arbeiten heute nach Unternehmensangaben 880 Mitarbeiter, dazu kommen 160 Beschäftigte in Meckenheim. Vor der Übernahme beschäftigte Moeller in Bonn rund 1 400 Menschen. Derzeit werden über einen Sozialplan nach Angaben von Moeller-Geschäftsführer Joachim Göddertz in Bonn 70 Stellen abgebaut, einige dieser Arbeitsplätze seien bereits gestrichen.

Ursache für den Stellenabbau sind nach Unternehmensangaben vor allem die Trennung des Unternehmens von den Geschäftsbereichen Anlagentechnik (im März 2004 an die spanische Ormazabal-Gruppe verkauft) und Schienenverteiler (an Siemens verkauft).

Von der neuen Strategie des Konzerns, nur technisch komplizierte Teile in Deutschland und Österreich zu fertigen und den einfachen Zusammenbau hauptsächlich in Billiglohn-Länder zu vergeben, ist der Standort Bonn laut Göddertz weniger betroffen: "Hier sitzen im technischen Bereich Forschung und Entwicklung sowie die Bestückung elektronischer Baugruppen, die für die meisten ausländischen Werke zu kompliziert ist."

Mit der neuen Strategie scheint die Sanierung des angeschlagenen Bonner Traditionskonzerns voranzuschreiten. "Wir haben uns in den vergangenen acht Monaten konsequent von den verlustbringenden Sparten getrennt", sagte Kubat. Nach deutlichen Verlusten nach Steuern in den Vorjahren schreibe Moeller daher sowohl im abgelaufenen Geschäftsjahr als auch in den ersten vier Monaten des neuen Geschäftsjahres eine "schwarze Null."

Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) habe allerdings 2003/2004 mit 52 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert von 70,3 Millionen Euro gelegen. Das führt das Konzernmanagement auf "letztmalige Einflüsse des Nicht-Kerngeschäfts" zurück, also die Verluste der in diesem Jahr verkauften Gesellschaften. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Moeller mit einem Ebitda von 81 Millionen Euro.

Die Umsätze von Moeller sind zwar im Kerngeschäft des Konzerns, der Industrie- und Gebäudeautomation, gestiegen. Insgesamt ging das Geschäftsvolumen 2003/2004 jedoch auf 1,01 Milliarden Euro zurück nach 1,05 Milliarden Euro im Vorjahr. Durch die Verkäufe der Unternehmensteile soll der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr auf etwa 815 Millionen Euro sinken.

Deutliche Fortschritte hat der Bonner Elektronik-Riese bei der Sanierung seiner Finanzstruktur verzeichnet. Moeller hat seine Schulden bei den Banken von ehemals 283 Millionen Euro auf 113 Millionen Euro reduziert.

Die Gläubiger hätten auf Forderungen verzichtet und der neue Eigentümer Advent International habe Geld in das Unternehmen gepumpt, hieß es. Genaue Zahlen wollten die Moeller-Geschäftsführer dazu nicht nennen. Die Eigenkapitalquote sei auf elf Prozent gewachsen. "Das soll im nächsten Jahr noch etwas mehr werden", kündigte Kubat an.

Der Bonner Konzern ist in den vergangenen Jahren vor allem durch langwierige Verkaufsverhandlungen und dadurch ausbleibende Neustrukturierung in eine finanzielle Schieflage geraten. Unter anderem auf Druck der Gläubigerbanken verkaufte der Eigentümer Gert Moeller das Unternehmen nach rund hundert Jahren im Familienbesitz 2003 an den US-Finanzinvestor Advent International. Der will den Konzern vier bis sieben Jahre behalten, sanieren und gewinnbringend weiterverkaufen. Auch ein Börsengang des Bonner Unternehmens gilt für die Zukunft nicht als ausgeschlossen.

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