Solarworld in Bonn Nach der Beinahe-Pleite jetzt die Trendwende

BONN · Die Botschaft ist sonnenklar: Solarworld-Chef Frank Asbeck ist sichtlich darum bemüht, bei der Bilanzpressekonferenz des Bonner Unternehmens Zuversicht zu verbreiten. Nach der im Februar abgeschlossenen Finanz-Restrukturierung des 2013 noch in seiner Existenz bedrohten Solarkonzerns gehe es nun bergauf.

Solarworld-Chef Frank Asbeck präsentiert in Bonn das neue Firmenlogo.

Solarworld-Chef Frank Asbeck präsentiert in Bonn das neue Firmenlogo.

Foto: dpa

Wenn Asbeck hinter dem sonnengelben Rednerpult im obersten Stock des Graurheindorfer Firmengebäudes mit Blick auf die Hafenanlage steht, wirkt es fast wie früher - vor der Krise. Auf den Charts zeigen alle Kurven nach oben: Der Umsatz soll von zuletzt 456 Millionen Euro (2013) bis 2016 wieder auf eine Milliarde Euro steigen.

Noch in diesem Jahr werde die Leistung der produzierten Solaranlagen von 588 Megawatt (2013) auf 820 Megawatt steigen, und auch die roten Zahlen sollen bald der Vergangenheit angehören. Spätestens im kommenden Jahr will Solarworld im operativen Geschäft wieder Gewinne erwirtschaften. "Das Jahr 2014 ist vielversprechend angelaufen", sagt Finanzvorstand Philipp Koecke.

Die Krise des vergangenen Jahres wollen die Solarworld-Manager so schnell wie möglich hinter sich lassen. Nur durch einen drastischen Kapitalschnitt konnte das Unternehmen sich aus der Schuldenklemme befreien, zahlreiche Kleinanleger verloren dabei Geld. Firmenchef und -gründer Asbeck gibt sich pragmatisch. Die "Restrukturierungssituation" habe ihn "persönlich nicht betroffen gemacht", teilt er den Journalisten gleich zu Beginn der Pressekonferenz mit, obwohl auch er viel Geld verloren habe. "Es war eine ein bisschen ungewöhnliche Phase, die ein Unternehmen auch mal durchleben muss."

Der Verzicht der Gläubiger und Anteilseigner sowie die Finanzspritze der neu eingestiegenen Qatar Solar haben dazu beigetragen, dass die Bonner ihre Schulden deutlich verringern konnten. Drückten den Konzern Ende Dezember 2013 noch Verbindlichkeiten von mehr als einer Milliarde Euro, konnte Solarworld den Wert bis Mitte März mehr als halbieren. Auch die Übernahme der Bosch-Solarsparte hat den Bonnern frisches Geld in die Kasse gespült. Bosch hatte Solarworld eine Mitgift gezahlt, um die defizitäre Produktion in Thüringen loszuwerden. In Branchenkreisen war von 130 Millionen Euro die Rede.

Ob der Sinkflug der Solarbranche in Deutschland gestoppt ist, wird von Experten unterschiedlich beurteilt. Analysten werteten zumindest die gute Auftragslage von Solarworld trotz des schwierigen Umfelds als positiv.

Doch auch Asbeck räumt ein, dass deutsche Solarfirmen kaum Chancen auf Wachstumsmärkten wie China haben, die sich gegen Importe abschotten. Auch in Indien beobachtet der Unternehmer "einen wachsenden Trend zum Protektionismus". Bisher seien die USA der wichtigste Auslandsmarkt des Unternehmens, das nach eigenen Angaben mit seinen Solaranlagen rund zwei Prozent Weltmarktanteil hält.

Aber auch in Japan erhofft sich Solarworld wachsende Umsätze. 241 der knapp 3200 Solarworld-Mitarbeiter arbeiten am Hauptsitz in Bonn. In Deutschland hätten sich die Käufer angesichts der Konzern-Krise 2013 sehr zurückhaltend gezeigt, so Asbeck. "Der Kunde ist ein scheues Reh, aber das Reh kommt durchaus zurück."

Der Vorstandschef ist nach der neuen Struktur mit knapp 20 Prozent an Solarworld beteiligt, muss sich aber nach der Beinahe-Pleite deutlich mehr Kontrolle gefallen lassen als bisher. Sowohl die Investoren aus dem arabischen Katar sowie die Gläubiger-Banken wollen Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden. Die Hauptversammlung soll im Mai eine Erweiterung von derzeit drei auf sechs Aufseher absegnen. Auch der Vorstand wird aufgestockt.

Neu ist auch das Firmenlogo der Bonner. Weiß auf schwarz verspricht Solarworld "real value", also echten Wert. Dabei wird sich der Solarkonzern vor allem an seinem Börsenkurs messen lassen müssen. Zuletzt mussten die Aktionäre vor allem eine Werte-Vernichtung hinnehmen.

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