"Keinen Anlass zur Entwarnung" Netzagentur warnt vor Stromausfällen

BONN · Der neue Präsident der Bonner Behörde, Jochen Homann, fordert einen schnelleren Ausbau der Leitungen.

 Strommasten bei Husum: Das Stromnetz soll in Folge der Energiewende ausgebaut werden.

Strommasten bei Husum: Das Stromnetz soll in Folge der Energiewende ausgebaut werden.

Foto: ap

Den Februar dieses Jahres haben die Energieexperten der Bonner Bundesnetzagentur in bleibender Erinnerung. In der Monatsmitte wäre das deutsche Stromnetz beinahe kollabiert. Im kommenden Winter soll die Versorgung sicherer werden. So zumindest das Ziel, das der seit März amtierende Präsident der Bonner Bundesnetzagentur, Jochen Homann, Freitag in Bonn vorgab.

Noch gebe es "keinen Anlass zur Entwarnung", sagte Homann. "Die Situation war und ist angespannt." Allein drei Mal hätten die deutschen Stromversorger zwischen Dezember vergangenen Jahres und März 2012 auf die sogenannte Kaltreserve zurückgreifen müssen, um das Stromnetz stabil zu halten. Dabei werden unter anderem bereits stillgelegte Kraftwerke oder Kraftwerksblöcke wieder in Betrieb genommen.

Der neue Präsident der Bundesnetzagentur forderte einen deutlich schnelleren Ausbau der Stromnetze in Deutschland. Dieser wird durch den Ausstieg aus der Atomenergie notwendig. Doch die von der Bundesregierung beschlossene Umsetzung sei ins Stocken geraten, so Homann. Von 1834 nach dem Energieleitungsausbaugesetz geplanten Leitungskilometern seien erst 214 Kilometer gebaut und davon wiederum nur 100 Kilometer in Betrieb genommen worden.

Behörde will den Druck erhöhen

Zusätzlich sei der Zeitplan für einige Leitungsprojekte um ein bis zwei Jahre verschoben worden. Um den Druck zu erhöhen, will die Behörde den Stand des Ausbaus ab sofort im Internet veröffentlichen (www.bundesnetzagentur.de) und die Verantwortung für die Projekte bei grenzüberschreitenden Leitungen von den Ländern an den Bund übertragen lassen.

Homann verwies Freitag auch auf die Kosten der Energiewende. "Der beschleunigte Ausbau der Netze ist nicht umsonst zu haben", sagte er. Steigende Netzkosten seien unvermeidlich, führten aber nicht zwingend zu höheren Strompreisen. "Die Netzkosten machen nur etwa ein Viertel der Gesamtkosten aus", sagte Homann.

Währenddessen verwies die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Freitag auf die sehr unterschiedliche Entwicklung von Strom- und Gaspreisen. Ob Verbraucher mehr oder weniger zahlen müssen, hängt nach einer Untersuchung der Verbraucherschützer kaum mit den Netzgebühren zusammen. "Es drängt sich der Eindruck auf, dass Strom- und Gasversorger die Netzentgelte keineswegs nach einheitlichen und transparenten Kriterien in die Preisberechnung einbeziehen", vermuten sie.

Die Bundesnetzagentur

Die Aufgabe der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen, kurz Bundesnetzagentur (BNetzA), besteht aus der Förderung des Wettbewerbs in den sogenannten Netzmärkten. Auch der Verbraucherschutz, beispielsweise bei Telefonabzocke, ist zentrales Thema der BNetzA. Unter 030/22480-500 können Geschädigte Beschwerde einlegen. Zudem koordiniert die BNetzA den Ausbau des Stromnetzes. Die Behörde hat rund 2 500 Mitarbeiter, davon 600 in Bonn.

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