Fachpraktiker in Bonn Neue Ausbildung für junge Menschen mit Lernschwierigkeiten

Bonn · Zum ersten Mal gibt es einen Ausbildungs-Jahrgang, in dem Fachpraktiker Service in sozialen Einrichtungen in Bonn ausgebildet werden. Die Premiere für die bundesweit neue Ausbildung für Förderschüler mit Lernschwierigkeiten und sozialem Talent war im vergangenen Jahr im Köln.

 Bringt einer Patientin ein Glas Wasser: Daniela Salchert.

Bringt einer Patientin ein Glas Wasser: Daniela Salchert.

Foto: Roland Kohls

Daniela Salchert ist 25 Jahre alt und hat zu Monatsbeginn eine Ausbildung im Malteser-Krankenhaus begonnen. Sie wird Fachpraktikerin Service in sozialen Einrichtungen. Ihr erster Eindruck: "Es macht mir Spaß." Zu ihren Aufgaben gehört, die Krankenschwestern auf den Stationen 1.1 und 1.2 bei der Verteilung von Essen zu unterstützen, den Patienten Mineralwasser zu bringen, den Arbeitsvorbereitungsraum sauber zu halten, aber auch einfach ein offenes Ohr für die Patienten zu haben.

18 Auszubildende in Bonn

Die junge Frau gehört zum ersten Jahrgang, in dem Fachpraktiker Service in sozialen Einrichtungen in Bonn ausgebildet werden. Einsatzorte der 18 Auszubildenden sind nicht nur Krankenhäuser, sondern auch Alten- und Pflegeeinrichtungen. Die Premiere für die bundesweit neue Ausbildung für Förderschüler mit Lernschwierigkeiten und sozialem Talent war im vergangenen Jahr im Köln.

Die Idee geht auf den für sein soziales Engagement bekannten Kölner Pfarrer Franz Meurer zurück. "Wir müssen aus der Perspektive der Menschen auf die Welt schauen", sagte er am Donnerstag im Malteser-Krankenhaus bei der Vorstellung der neuen Ausbildung. Angehörige und Pflegepersonal hätten im Alltag oft nicht genug Zeit, für die Nöte der Patienten auch mal ein offenes Ohr zu haben. Die Zahl der Pflegebedürftigen nehme zu und der Mangel an Fachkräften ebenfalls. Diese Lücke sollen die Fachpraktiker ausfüllen, die den Alten und Kranken dann ein Buch organisieren, mit ihnen spazieren gehen oder sie zum Basar begleiten könnten.

Damit die Idee auch in die Wirklichkeit der Berufsbildung ankommt, hat Meurer Unterstützung durch seinen Freund Manfred Lütz, Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln und Buchautor ("Irre - Wir behandeln die Falschen"), bekommen. Lütz setzt darauf, dass die Ausbildung in eine dauerhafte sozialversicherungspflichtige Tätigkeit mündet. Deshalb seien die Arbeitgeber dazu verpflichtet, die Auszubildenden auch mindestens für ein Jahr zu übernehmen. Er sei sich sicher, dass die ausgewählten jungen Menschen die richtigen für den Beruf seien: "Ein gutes Abitur führt nicht automatisch zu guten sozialen Fähigkeiten", sagt Lütz.

Vier Ausbildungstage und ein Schultag

Schnell hat die neue Ausbildung ihre Anerkennung durch die Industrie- und Handelskammern in Köln und Bonn bekommen. Die Besonderheit: Wer seine Ausbildung erfolgreich absolviert, hat ebenfalls den Hauptschulabschluss erreicht. Deshalb kommt zu den vier Ausbildungstagen in der Praxis ein Schultag im Robert-Wetzlar-Kolleg an der Kölnstraße. Zudem gibt es für die jungen Menschen ausbildungsbegleitende Hilfen. Sowohl in Köln als auch in Bonn ist für die Organisation der Verein In Via zuständig, der zum Caritasverband gehört. Er kooperiert dabei mit der Arbeitsagentur.

Im vergangenen Jahr seien in Köln 13 Auszubildende gestartet, berichtete In-Via-Geschäftsführerin Sibylle Klings. Und kein einziger habe die Ausbildung abgebrochen. Bei der gestrigen Vorstellung der Ausbildung waren auch bereits Träger von Einrichtungen aus anderen Bundesländern dabei, die die Initiative übernehmen wollen.

In den ersten zwei Wochen haben Daniela Salchert und ihre Mitstreiter einen "Kniggekurs im Berufsalltag" absolviert. Seit wenigen Tagen ist sie jetzt wieder auf der Station im Malteser-Krankenhaus, die sie schon von einem Praktikum im Sommer kennt. Für ihre Ausbildung kommt sie jeden Tag aus Bad Godesberg auf den Hardtberg. "Sie ist eine sehr große Bereicherung", sagt Stationsleiterin Sabrina Schütte. Den Schwestern fehle es häufig an Zeit für Zuwendung, da seien die Servicekräfte häufig hilfreich. Sie geben dann auch Rückmeldung, wenn die Patienten etwas brauchen: "Es ist einfach jemand für sie da."

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