Schneller planen, schneller bauen Neue Infrastrukturprojekte auf dem Rhein

Bonn · Der Rhein ist Deutschlands wichtigste Wasserstraße. Im vergangenen Jahr wurden dort Gütertonnen im dreistelligen Millionenumfang verschifft. Nach Angaben der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt hat der Rhein großes Potenzial, noch mehr Gütermengen aufzunehmen. Darüber hinaus soll es wichtige Projekte geben.

 Ein Kran bringt Container im Duisburger Hafen auf die richtigen Positionen. Der Rhein ist die wichtigste Wasserstraße Deutschlands.

Ein Kran bringt Container im Duisburger Hafen auf die richtigen Positionen. Der Rhein ist die wichtigste Wasserstraße Deutschlands.

Foto: Roland Weihrauch/Archiv

Niedrigwasser hat dem Gütertransport auf dem Rhein stärker zugesetzt als die Corona-Pandemie. Wie die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) am Dienstag in Bonn berichtete, wurden im vergangenen Jahr auf dem Niederrhein gut 138 Millionen Gütertonnen verschifft, das war ein Plus von rund zwölf Prozent zum Vorjahr. Am Oberrhein waren es gut 19 Millionen Tonnen und damit 13 Prozent mehr als 2020. Auch die Zahl der Güterschiffe stieg demnach an: Am Niederrhein fuhren 107 712 Güterschiffe (plus fünf Prozent), am Oberrhein waren es 23 631 Güterschiffe (plus zwölf Prozent).

Vergleicht man diese Zahlen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019, so fällt zwar auf, dass damals mehr Güter auf dem Rhein transportiert wurden: am stärker frequentierten Niederrhein gut 141 Millionen Gütertonnen, am Oberlauf rund 21,3 Millionen Tonnen. Anders als die Personenschifffahrt, die in der Pandemie zeitweilig völlig zum Stillstand gekommen war, sei der Gütertransport auf dem Rhein davon aber wenig beeinträchtigt worden, hieß es auf der Pressekonferenz.

Lange Planungszeiten sind ein Problem für die GDWS

Mehr Gütertransporte auf den Wasserweg zu verlagern, ist ein Ziel der Politik. Gerade der Rhein, Deutschlands wichtigste Wasserstraße, hat nach Angaben der GDWS großes Potenzial, noch mehr Gütermengen aufzunehmen. Dafür müssen aber die Wasserstraßen und ihre Infrastruktur wie Schleusen und Wehre vielerorts saniert und erneuert werden. Für diese Aufgaben sowie für den Betrieb stehen der Generaldirektion in diesem Jahr 1,6 Milliarden Euro zur Verfügung, wie ihr Präsident Hans-Heinrich Witte erklärte. Das sei zwar deutlich mehr als in den vergangenen Jahren, auch weil man oftmals gar nicht alle Mittel habe abrufen können, der Geldbetrag soll in den kommenden Jahren laut den Planungen im Bundesverkehrsministerium aber wieder sinken.

Ob sich daran noch etwas ändert, bleibt abzuwarten. Der Bundeshaushalt 2023 und der Finanzplan für die Folgejahre werden erst im Herbst vom Bundestag verabschiedet. Ein weit größeres Problem als die Finanzmittel sind für die GDWS, die in dieser Form seit 2013 existiert, die langen Planungszeiten. „21 Jahre für das Baurecht, 19 Monate Bauzeit“, führte Witte mit Blick auf die Elbvertiefung aus. Um die Planung zu beschleunigen, wurde 2020 ein Gesetz verabschiedet, das dem Bundestag das Recht einräumt, bestimmte Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen durch ein Maßnahmegesetz zu beschließen statt einer Planfeststellung. Der Vorteil soll darin liegen, dass dagegen nicht mehr vor den Verwaltungsgerichten geklagt werden kann.

Zwischen Duisburg und Stürzelberg muss der Grund der Fahrrinne ausgetauscht werden

Ein wichtiges Bauvorhaben ist die Vertiefung des Mittelrheins an insgesamt sechs Stellen zwischen Mainz und Sankt Goar. An diesen soll das Rheinbett um 20 Zentimeter abgetragen werden. Brigitta Beul, Leiterin des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Rhein, erläuterte, dass dabei ein neues technisches Verfahren zum Einsatz komme, das besonders lärm- und erschütterungsarm sei. Erste Versuche würden Ende Mai starten. Das andere zentrale Projekt ist die sogenannte Abladeverbesserung Niederrhein. Zwischen Duisburg und Stürzelberg muss der Grund der Fahrrinne ausgetauscht werden. Dort hat der Fluss den groben Kies weggeschwemmt, sodass er sich immer tiefer in das weichere Tonsediment einzugraben droht. Das habe eine massive Absenkung des Grundwassers zur Folge, hieß es.

Die Leitlinie „schneller planen, schneller bauen“, der die GDWS folgen will, spielt auch bei der Charta eine Rolle, die der Bund und die Bauindustrie in der vergangenen Woche unterzeichnet haben. Sie hat zum Ziel, die Bauabwicklung wirtschaftlicher und effizienter zu machen. Bauherren und Bauunternehmen sollen vertrauensvoll und eng zusammenarbeiten. In den 14 Eckpunkten der Charta gehe es darum, „alles zu tun, um streitfrei zu bauen“, sagte Witte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Reste römischen Lebens in Remagen
Unesco-Weltkulturerbe Niedergermanischer Limes Reste römischen Lebens in Remagen
Aus dem Ressort