Streit um das Kraftwerk Datteln NRW begrüßt Unipers Kohledeal, die Grünen lehnen ihn ab

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Konzern will alle laufenden Kohlekraftwerke abschalten und Datteln 4 ans Netz bringen. Wirtschaftsminister Pinkwart nennt das klimapolitisch klug. Grüne und BUND sprechen von Trickserei. Sie wollen das neue Kraftwerk stoppen.

 Das Uniper-Kraftwerk Datteln 4, dessen Inbetriebnahme das Unternehmen vorbereitet.

Das Uniper-Kraftwerk Datteln 4, dessen Inbetriebnahme das Unternehmen vorbereitet.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Der Vorstoß des Düsseldorfer Energiekonzerns Uniper zum Kohleausstieg stößt auf ein geteiltes Echo. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) begrüßte den Vorschlag. „Datteln ist das modernste Kohlekraftwerk Europas. Wenn im Gegenzug ältere Anlagen früher vom Netz gehen oder auf Gas umgestellt werden, ist das vielleicht für manche ideologisch nicht der richtige Weg. Klimapolitisch aber wäre es klug“, sagte Pinkwart unserer Redaktion. Der Block Datteln 4 könne einen „ganz erheblichen Beitrag zur CO2-Minderung und damit zur Erreichung der Klimaziele leisten“.

Uniper erwägt, möglichst alle seine Kohlekraftwerke zur Abschaltung oder Umrüstung auf Gas anzubieten, um zugleich das Kraftwerk Datteln ans Netz zu bringen. Bundesweit betreibt Uniper Kohlekraftwerke an fünf Standorten mit einer Kapazität von 3800 Megawatt: Scholven, Heyden, Wilhelmshaven, Staudinger und Schkopau.

Der Umweltverband BUND hält nichts davon. „Diese durchsichtige Trickserei zulasten des Klimaschutzes wäre eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Kohle-Konsens“, sagte Landes-Vize Thomas Krämerkämper. Die zur Abschaltung angebotenen Anlagen hätten wegen der geringen Auslastung 2019 zusammen nicht die Leistung von Datteln 4, zudem sollten manche Blöcke nur auf Gas umgerüstet werden. „Das wäre das Gegenteil einer Energiewende“, so Krämerkämper. Die zur Abschaltung angebotenen Blöcke seien im Schnitt nur noch mit 919 Megawatt am Markt, Datteln 4 hat eine Leistung von 1100 Megawatt. Allerdings weist Uniper stets darauf hin, dass in Datteln Strom sehr viel effizienter und emmissionsärmer erzeugt werde als in den alten Blöcken.

Ähnlich kritisch wie der BUND äußerte sich Oliver Krischer, Vize-Chef der Grünen-Bundestags-fraktion: „Schon heute stehen die alten Steinkohlekraftwerke die meiste Zeit des Jahres still, weil ihr teurer Strom selten gebraucht wird.“ Mit Datteln habe das nichts zu tun. „Die Kohlekommission sagt ausdrücklich, dass neue Kohlekraftwerke nicht mehr in Betrieb gehen sollen. Es kann nicht sein, dass in Deutschland zur Feier des Kohleausstiegs noch eins der größten Kohlekraftwerke Europas neu ans Netz gehen soll“, so Krischer. Wenn Uniper an seinen Standorten Steinkohle durch Gas ersetzen wolle, sei das hingegen eine unternehmerische Entscheidung

 Am 26. Januar 2019 hatte die Kommission nach monatelangen Beratungen ihre Empfehlungen zum Kohleausstieg 2038 vorgelegt, noch immer sind diese nicht in Gesetze gegossen. Das liegt nicht an den Unternehmen, RWE und Uniper hatten sich früh zu konstruktiver Beteiligung bereiterklärt. Die Ostländer blockieren dagegen bei der Braunkohle, sie wollen, dass das rheinische Revier und RWE die Hauptlast tragen. Pinkwart mahnte: „Ein Jahr nach der Einigung ist es höchste Zeit, dass die Bundesregierung diese Beschlüsse auch umsetzt. Ich bin zuversichtlich, dass es dabei zu einer fairen Lastenverteilung zwischen den Kraftwerksstandorten in Ost und West kommen wird.“

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