Recycling in NRW Nachhaltige Rohstoffe sollen Wettbewerbsfähigkeit sichern

Bonn · Das RWI-Leibniz-Institut hat eine Studie zu den in der Corona-Pandemie stark gestiegenen Rohstoffpreisen durchgeführt. Das Ergebnis der Untersuchung: Recycling ist für die NRW-Industrie essenziell.

 Sie stecken in Mobilgeräten, Computern und Windturbinen: Seltene Erden.

Sie stecken in Mobilgeräten, Computern und Windturbinen: Seltene Erden.

Foto: DPA

Die während der Corona-Pandemie stark gestiegenen Rohstoffpreise hinterlassen Spuren in der Industrie: Laut einer am Dienstag veröffentlichten Studie des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung werden die stark steigenden Preise nicht nur kurzfristig eine Belastung für die Industrie in NRW darstellen, sondern vor allem langfristig weitreichende Veränderungen bei der Nutzung von Rohstoffen hervorrufen. Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums NRW untersuchte das Institut, wie sich die Versorgung mit Rohstoffen bis 2035 entwickeln wird.

20 Rohstoffe, die in Zukunft für die NRW-Schlüsselindustrien relevant sein werden, bergen ein hohes, 15 ein mittleres Risiko. Dazu gehören neben Seltenen Erden auch Massenrohstoffe wie Titan und Zink. Bei der Risikoanalyse spielen die künftige Nachfrageentwicklung sowie die Konzentration der Rohstoffe und die politische Stabilität der Förderländer eine Rolle. Die Industrie in NRW stehe damit vor einer fundamentalen Transformation, sagte Andreas Pinkwart, NRW-Wirtschafts- und Digitalminister. „Nur mit einer zukunftsgerichteten, effektiven Rohstoffpolitik können wir den Erhalt von Industrien und eine erfolgreiche Etablierung von Zukunftstechnologien sicherstellen“, so Pinkwart.

Lieferquellen für Primärrohstoffe müssen diversifiziert werden

Um die Wettbewerbsfähigkeit der NRW-Industrie abzusichern, müssen laut der Studie unter anderem die Lieferquellen für Primärrohstoffe diversifiziert werden. Vor allem komme es aber darauf an, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, um keine Ressourcen mehr zu verschwenden. Es gelte, Produkte systematisch wiederzuverwenden und den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Beim Recycling von Kunststoffprodukten ist NRW laut der Studie zum Beispiel schon weit fortgeschritten: Es sei bereits ein System vorhanden, in dem Altverpackungen gesammelt und wiederverwertet würden. Ganz anders sieht die Situation beim Recycling von Batterien aus Elektrofahrzeugen aus. Hier gebe es noch viel Verbesserungspotenzial. Die Elektromobilität könne nur weiter vorangetrieben werden, wenn ein effizientes Recyc­lingsystem entstehe. In NRW würden durch forschungsstarke Universitäten und Fachhochschulen gute Bedingungen für die Entwicklung solcher Lösungen herrschen. 

Auch das Recycling von Elektronikschrott muss laut der Studie weiter vorangetrieben werden. Elektronikgeräte seien eine potenziell sehr wertvolle Quelle für Sekundärrohstoffe, da sich darin insgesamt mehr als 50 Metalle befinden.

Die Nachfrage nach Baurohstoffen ist ebenfalls hoch. Die Recyclingquote von Bauabfällen liege mit über 80 Prozent schon auf einem hohen Niveau, doch werden weniger als die Hälfte davon im anspruchsvollen Hoch- und Tiefbau verwendet. Die Studie verlangt deshalb eine qualitative Verbesserung der Sekundärrohstoffe. Außerdem sei es wichtig, alternative Baumaterialien einzusetzen. Statt Beton beim Hausbau zu verwenden, müssten sich Bauunternehmen auch auf den Bau mit Holz, Lehm oder biobasierten Werkstoffen wie Stroh, Bambus oder Hanf einlassen. Die chemische Industrie und die Metallindustrie müssen laut RWI zudem ihre energetische Basis auf grünen Wasserstoff umstellen.

Das Institut empfiehlt die Etablierung einer Denkfabrik „für Rohstoffeffizienz und -politik“ sowie die Einrichtung eines Rohstoff-Informationstools. Außerdem rät es, Rohstoffthemen in die Lehrpläne von allgemeinbildenden Schulen einzubinden.

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