Vergleich lohnt sich Ölpreis fällt, Gaspreis bleibt nahezu stabil

BONN · Die gute alte Ölheizung macht ihren Besitzern derzeit richtig Freude. Wer jetzt den Tank nachfüllt, kann sich über Preise freuen, die so niedrig liegen wie seit sechs Jahren nicht mehr. Wegen des rasanten Ölpreisverfalls ist auch leichtes Heizöl erheblich billiger geworden.

Binnen Jahresfrist sank der Preis im bundesweiten Durchschnitt von 84 auf 56 Cent pro Liter. Der Preisrückgang wäre noch stärker ausgefallen, wenn nicht auch der Euro gegenüber dem Dollar schwächelte. Denn der in Dollar gerechnete Rohölpreis ist binnen Jahresfrist auf die Hälfte bis unter 50 Dollar je Barrel zusammengeschmolzen.

Wer mit Gas heizt, kann von solchen Preisrückgängen nur träumen. Nach einer Erhebung des Verbraucherportals Verivox haben bisher nur rund zehn Prozent der Gasversorger in Deutschland die Preise gesenkt; durchschnittlich auch lediglich um 1,3 Prozent, womit ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden ganze 17 Euro pro Jahr spare, rechnet Verivox-Sprecher Florian Krüger vor. Sowohl bei den Bonner Stadtwerken als auch bei der Kölner Rheinergie hieß es, dass in dieser Heizperiode keine Preissenkung vorgesehen sei.

Bis vor einigen Jahren war der Gaspreis in fast allen Verträgen noch an den Ölpreis gekoppelt: Veränderte sich der Preis für leichtes Heizöl, zog der Gaspreis nach einem halben Jahr nach. Das führte in Zeiten steigender Ölpreise zu massiver Kritik, höchstrichterlich wurden die Klauseln vor fünf Jahren vom Bundesgerichtshof verboten. Klauseln, die sich Gaskunden jetzt angesichts abgesackter Ölpreise zurückwünschen. Doch "die Ölpreisbindung ist Geschichte", sagt Krüger. Allerdings habe der Gaspreis deshalb in den vergangenen Jahren auch nicht so stark geschwankt wie der Ölpreis. "Lange Zeit heizte man mit Gas deutlich günstiger als mit Öl, jetzt sind die Kosten etwa gleich hoch", so Krüger.

Verivox empfielt Gaskunden, mindestens einmal im Jahr zu prüfen, ob der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter lohnt. Experten erwarten, dass der Gaspreis auch ohne Ölpreisbindung in nächster Zeit sinkt. Wie beim Öl spiele das Fracking eine große Rolle. Die USA decken damit den Eigenbedarf und fallen als Nachfrager auf dem Weltmarkt praktisch aus. Für die Industrie sind die Gaspreise bereits gesunken. Für Privathaushalte mache sich das aber möglicherweise erst später bemerkbar, da die Energieversorger ihre Mengen teilweise Jahre vorher einkaufen.

Der in Unkel ansässige Bund der Energieverbraucher will das nicht gelten lassen und kritisiert die Preispolitik der Gasversorger. Weil Gasimporte 2014 günstiger zu beziehen waren, hätten die Gaspreise für Verbraucher sinken müssen. "Die Gaslieferanten haben diese Beträge aber in die eigenen Taschen gescheffelt und nicht an die Verbraucher weitergegeben", sagt Aribert Peters, Vorstandschef der Verbraucherorganisation.

Eine Studie von Energy Comment im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion habe errechnet, dass im Schnitt die Gasrechnung 2014 pro Haushalt um 108 Euro geringer hätte ausfallen müssen. Peters: "Die Versorger sind gesetzlich zu einer preisgünstigen Versorgung verpflichtet. Auch müssen sie Kostenersparnisse nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs unverzüglich an Verbraucher weitergeben. Dies haben die meisten Gasversorger nicht getan und somit gegen geltendes Recht verstoßen." Der Bund der Energieverbraucher rät Verbrauchern zu einer Zahlung der Gaspreise unter dem Vorbehalt der Nachprüfung und Rückforderung unter Verweis auf die Studie. Ein Musterschreiben ist auf der Internetseite des Vereins www.energieverbraucher.de abrufbar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort