Studium und Ausbildung Offene Lehrstellen werden zum Problem

Düsseldorf · Junge Menschen entscheiden sich immer häufiger für ein Studium. Der Präsident der Industrie- und Handelskammern (IHK) in NRW, Ralf Kersting, räumt Fehler bei der Bewerberauswahl ein.

Die steigende Studierneigung junger Menschen wird für Ausbildungsberufe zunehmend zum Problem. „Seit 2013 übersteigt die Anzahl der Studienanfänger die Anzahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse“, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammern (IHK) in NRW, Ralf Kersting. In einer gemeinsamen Kampagne „In drei Jahren Weltklasse“ werben IHKs und NRW-Arbeitsministerium für die duale Ausbildung.

Angesichts der fortschreitenden Akademisierung dürfe die duale Ausbildung von der Gesellschaft nicht als zweite Wahl angesehen werden, sagte NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer (SPD) bei der Vorstellung der 750.000 Euro teuren Plakataktion in Düsseldorf. Viele offene Lehrstellen könnten auch deshalb nicht besetzt werden, weil es regionale Unterschiede geben. Während Südwestfalen und Ostwestfalen einen Überhang von Lehrstellen verzeichnen, klafft im Ruhrgebiet eine Lücke. IHK-Präsident Kersting räumte Fehler von Firmen ein, die bislang wegen der geburtenstarken Jahrgänge im Ausleseprozess für Lehrverträge einseitig auf höhere Abschlüsse wie das Abitur gesetzt hätten. Im März 2016 gab es landesweit für 103.000 Bewerber 87.000 offene Lehrstellen.

34 Prozent der Bewerber hatten Abitur oder die Fachhochschulreife. Aus Sicht Kerstings interessieren sich zu wenige Schüler für eine Lehre. Gleichzeitig hapere es bei Bewerbern für einen technischen Beruf auch vielfach an schulischen Voraussetzungen. Minister Schmeltzer rechnete vor, dass im Ausbildungsjahr 2015 insgesamt 6000 offene Lehrstellen unbesetzt geblieben sind. „Viele junge Menschen sehen fälschlicherweise im Studium die einzige Chance“, sagte Schmeltzer. Studienabbruchquoten von bis zu 30 Prozent zeigten aber, dass der praktische Beruf oft der bessere Karriereeinstieg gewesen wäre. IHK-Präsident Kersting forderte junge Leute auf, sich bei den örtlichen Industrie- und Handelskammer über die 270 Berufsbilder zu informieren.

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