Köln Oppenheim-Prozess geht in die Sommerpause

Köln · Wie waren die Entscheidungswege bei Sal. Oppenheim, wer war für welches Geschäftsfeld zuständig, und wer vertrat ihn? Diese Fragen hat die 16. Große Strafkammer am Kölner Landgericht unter Vorsitz von Sabine Grobecker in zehn Verhandlungstagen bislang im Untreueprozess gegen ehemals Verantwortliche der Bank versucht zu klären.

Wichtige Fragen. Hatten sich doch die ehemals persönlich haftenden Gesellschafter Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt bei zu verhandelnden Immobiliengeschäften für unzuständig erklärt.

Daran waren Angehörige der Familien beteiligt, die mit Matthias Graf von Krockow und Christopher Freiherr von Oppenheim als persönlich haftende Gesellschafter in der Bankspitze vertreten waren. Diese Geschäfte seien intern behandelt worden, so etwa Janssen. Auch um die Geschäftsbeziehung zur Esch-Gruppe hätten sich Krockow und Oppenheim gekümmert.

Die Klärung der Zuständigkeit ist aber auch nicht leicht. Geschäftsverteilungspläne habe man keine gefunden, so Grobecker. Es wurden Organigramme präsentiert, um Zuständigkeiten zu klären.

Trotzdem blieben Fragen etwa zur Vertretungsregelung offen. Nach der dreiwöchigen Sommerpause wird der Prozess deshalb mit der Vernehmung weiterer Zeugen zum Thema "Struktur der Bank" fortgesetzt, darunter Ex-Aufsichtsratschef Georg Baron von Ullmann.

In den Aussagen von vier Zeugen gelang es bislang kaum, Rolle und Aufgabe des Aktionärsausschusses klären. Der war laut Clemens Freiherr von Wrede, der lange Jahre Mitglied des Gremiums gewesen ist, aus Sicht der Aktionäre das wichtigste Aufsichtsgremium. Klar wurde aber, dass das der Ausschuss kaum gründlich kontrolliert hat.

Man sei von den persönlich haftenden Gesellschaftern informiert worden und hätte auch nachfragen können, so das Ex-Mitglied Peter Marx. Fragen zu einzelnen Geschäften habe es aber kaum gegeben. Isabelle Marquardt, die von 2000 bis zum Verkauf der Bank 2010 an die Deutsche Bank dem Ausschuss angehört hatte, sagte am letzten Verhandlungstag vor der Sommerpause gestern: "Man diskutierte nicht viel, wir waren ja eigentlich immer mit allem einverstanden."

Marquardt beschrieb eine Atmosphäre des Vertrauens, die erst durch die Arcandor-Pleite erschüttert worden sei. "Damals hätte ich gedacht, die machen das schon richtig. Wir haben das nicht hinterfragt", sagte die Pharmazeutin, die Anteile an der Bank von ihrem Vater geerbt hat.

Auf die Nachfrage, ob der Ausschuss eine Kontrollfunktion gehabt habe, sagte sie: "Nein." Man habe darauf gebaut, dass die persönlich haftenden Gesellschafter die gleichen Interessen wie die übrigen Aktionäre hatten, so etwa Marx. Und Jahr für Jahr seien die Gewinne gestiegen.

Offenbar sei auch der Vorsitzende Friedrich Carl Freiherr von Oppenheim nicht vollständig informiert worden, so Wrede. Marquardt beschrieb ihn als überfordert mit der Aufgabe. "Sein Bruder Alfred konnte Bank. Friedrich Carl lebte in London und konnte nicht Bank. Er übernahm den Posten von seinem verstorbenen Bruder nur, um der Familie einen Gefallen zu tun", sagte sie.

Vermutlich Ende August wird es im Prozess zum ersten Mal um konkrete Tatvorwürfe gehen. Verhandelt wird zunächst der Fall einer Frankfurter Immobilie, bei der die Bank laut Staatsanwaltschaft um 76 Millionen geschädigt wurde. Die Bank kaufte Anteile an einer Grundstücksgesellschaft, an der einige Angeklagte Anteile hielten.

Später geht es dann um Immobiliengeschäfte in Köln oder um unangemessene Risiken bei einem Kredit an den Handelskonzern Arcandor. Die Staatsanwaltschaft wirft den Ex-Bankmanagern sowie dem Immobilienentwickler Josef Esch schwere Untreue beziehungsweise Beihilfe dazu vor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort