Herbstumfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg Personalmangel bedroht Aufschwung

Bonn · Die Geschäftslage der Unternehmen in Bonn/Rhein-Sieg verbessert sich weiter. Aber die Situation ist sehr unterschiedlich. Auf die Stimmung drückt die Rohstoffkrise: Die Erwartungen der Wirtschaft sinken.

 Die Geschäftslage der Unternehmen in Bonn/Rhein-Sieg verbessert sich weiter.

Die Geschäftslage der Unternehmen in Bonn/Rhein-Sieg verbessert sich weiter.

Foto: Meike Böschemeyer

Mit dem Auslaufen der Corona-Pandemie verbessert sich auch der Konjunkturklimaindikator weiter, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg dreimal im Jahr durch Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen ermittelt. Nachdem er zuletzt im April bei knapp über 100 Punkten gelegen hatte, stieg er nun weiter auf 119 Punkte, was bedeutet, dass die Positivmeldungen hinsichtlich Geschäftslage und zukünftige Erwartungen die Negativmeldungen überwiegen. Bei 100 Punkten halten sie sich die Waage. Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 hatte der Indikator über alle Branchen hinweg nur noch bei 67 Punkten gelegen.

IHK-Präsident Stefan Hagen hob am Dienstag die „positiven Signale“ bei der Beschäftigung hervor. 25 Prozent der Unternehmen wollen laut der Umfrage wieder mehr Personal einstellen, in der Industrie sind es sogar mehr als 40 Prozent. Entsprechend ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum September 2020 im Bezirk der Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg schon um fast acht Prozent gesunken. In der Stadt Bonn betrug die Arbeitslosenquote zuletzt 7,4 Prozent, im Rhein-Sieg-Kreis 5,5 Prozent. Beunruhigend ist dagegen, dass laut IHK 40 Prozent der offenen Stellen nicht besetzt werden können, weil es an geeigneten Bewerbern mangelt. Das gilt insbesondere in der Industrie, in der Logistik und in der IT-Branche, wie Hagen erläuterte. 

Industrie: Mit knapp 135 Punkten erreicht der Geschäftsklimaindex den höchsten Wert aller Branchen. Nur 16 Prozent bewerteten ihre Lage als schlecht, 40 Prozent hingegen als gut. Getrübt werden die Geschäftsaussichten vor allem durch Lieferprobleme wie bei Halbleitern und andere Rohstoffmängel. 30 Prozent  der Unternehmen wollen wegen des Umweltschutzes mehr investieren, so  Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille.

Dienstleistungen: Besonders die Geschäftslage hat sich gut entwickelt, der Klimaindex stieg von 93 (April) auf 115 Punkte. Verhaltener sind die Unternehmen bei den Erwartungen. Nur 20 Prozent wollen mehr investieren, 26 Prozent aber weniger. „Der Aufholprozess wird, sofern ihm nicht schon vorher die Luft ausgeht, folglich noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, erklärte Hille.

Einzelhandel: Hille bezeichnete den Aufschwung als „fulminant“: Von 55 auf 125 Punkte stieg der Geschäftsklimaindex. Das Ende des Corona-Lockdowns hat die Geschäfte beflügelt, allerdings spielt hier auch ein statistischer Effekt hinein, weil es den starken Ausreißer nach unten zum Jahreswechsel gab.

IT: Der Geschäftsklimaindex stieg von 105 Punkten auf 119 Punkte. Allerdings sind die Erwartungen nicht so gut, nur sieben Prozent wollen mehr investieren, was auch mit dem Chipmangel zu tun hat. Gleichzeitig kommt auch hier zum Tragen, dass die IT-Unternehmen während der Pandemie besonders viel investiert hatten.

Gastgewerbe: Von 33 auf 116 Punkte stieg der Geschäftsklimaindex. Die Investitionsbereitschaft sei noch verhalten, so Hille, auch weil die Unternehmen Probleme hätten, genügend Personal zu finden.

Verkehr: Der Geschäftsklimaindex stieg von 49 auf 103 Punkte. Die Unsicherheiten seien hoch, ähnlich, wenn auch nicht so stark wie in Großbritannien, drohe ein Mangel an Lkw-Fahrern.

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