Autorenlesung zum Thema Eurokrise Plädoyer für ein duales Währungssystem

BAD GODESBERG · Wirtschaftsprofessor Wilhelm Hankel sieht einen Ausweg aus der Euro-Krise in einem dualen System aus Euro und nationalen Währungen. Seine Ideen stellt er in seinem neuen Buch "Die Euro-Bombe wird entschärft", das er beim Pressestammtisch vorstellte.

Wenn das Bundesverfassungsgericht am 11. Juni im Hauptsacheverfahren über die Klagen gegen den Euro-Rettungsschirm ESM und das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank verhandelt, dann wird als einer der Kläger auch Wilhelm Hankel im Karlsruher Gerichtssaal sein. Jetzt stellte er auf Einladung des Godesberger Pressestammtischs sein neues Buch vor. Und dessen Titel klingt wie eine Verheißung: "Die Euro-Bombe wird entschärft".

Der emeritierte Wirtschaftsprofessor und langjährige Vertraute von Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller (SPD) befürchtet Schlimmes: "Wir erleben das Gegenteil des Versprochenen", sagte er zur aktuellen Mischung aus inflationsbefördernder Notenbankpolitik und sich beschleunigender Kapitalflucht aus der Eurozone. Das Ergebnis werde sein, dass die Finanzkrise auch in Deutschland wegen sinkender Liquidität und ausbleibender Investitionen auf die Realwirtschaft übergreift.

Keine Lösung ist aus Sicht des Ökonomen jedoch die Abschaffung des Euro. Zwar hält auch Hankel eine Rückkehr zu nationalen Währungen für erforderlich, damit schwächere Volkswirtschaften die Möglichkeit haben, abzuwerten, die Preise zu senken und wettbewerbsfähig zu bleiben, um die Überschuldung zu stoppen. Als Scharnier und Stabilisator des Wechselkursystems sollte jedoch der Euro parallel dazu fortbestehen, meint Hankel.

Nebenbei hätte ein duales Währungssystem auch politischen Charme: Denn so könnte ein jeder sein Gesicht wahren, zwangsläufig als Demütigung empfundene Exklusionen ganzer Nationen könnten vermieden werden. Nicht gelten lassen will er übrigens den Einwand, eine Aufwertung der D-Mark würde die deutsche Wirtschaft lähmen: "Das Gegenteil ist richtig, denn Binnenkonjunktur und Sozialdividende erführen eine enorme Stütze." Diese Erkenntnis erhoffe er sich letztlich auch von der Politik. "Derzeit aber", so seine Analyse, "haben wir es mit einer fürchterlichen Verwechslung von Dynamik mit Dynamit zu tun".

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