Postbank mit kräftigem Gewinnzuwachs

Bonner Kreditinstitut verzeichnet bisher bestes Quartalsergebnis - Gewinn soll 2004 um mindestens 15 Prozent steigen - Der Personalabbau wird fortgesetzt - Die Aktie fällt deutlich unter den Ausgabekurs

Postbank mit kräftigem Gewinnzuwachs
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Frankfurt/Bonn. Die Postbank verdient zurzeit besser als je zuvor. "Das zweite Quartal 2004 war das erfolgreichste, das wir in unserer Unternehmensgeschichte bislang verzeichnen konnten", sagte Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann am Montag bei der ersten Zwischenbilanz seit dem Börsengang im Juni in Frankfurt.

Von Schimmelmann versprach für das Gesamtjahr ein um mindestens 15 Prozent verbessertes Ergebnis vor Steuern. Vom Jahresüberschuss soll die Hälfte an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Der Personalabbau wird fortgesetzt. An der Frankfurter Börse wurden die Zahlen allerdings nicht gut aufgenommen. Die Postbank-Aktie sackte in einem schwächeren Gesamtmarkt deutlich unter den Ausgabekurs von 28,50 Euro und schloss bei 27,90 Euro.

Zwischen April und Juni fuhr die Postbank einen Konzerngewinn von 95 Millionen Euro ein, nach 61 Millionen im Vorjahresquartal. Das Ergebnis vor Steuern stieg um knapp 42 Prozent auf 146 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2004 verdiente die Postbank vor Steuern 289 Millionen Euro, ebenfalls knapp 42 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Konzerngewinn verbesserte sich zur Halbzeit um mehr als die Hälfte auf 187 Millionen Euro. Auch bei den Kunden konnte Deutschlands nach eigenen Angaben größte Privatkundenbank weiter zulegen: Im zweiten Quartal hätten sich 191 000 Menschen erstmals für die Postbank entschieden. 134 000 Girokonten wurden eröffnet.

Mit der Entwicklung der Postbank-Aktie zeigte sich von Schimmelmann zufrieden. Das Papier habe sich besser als der Deutsche Aktienindex und besser als eine Vergleichsgruppe anderer Banken entwickelt. Der Postbank-Chef bedauerte rückblickend noch einmal die Pannen beim Börsengang: "Wir werden in Deutschland leider immer noch als Beispiel für die Schwierigkeiten bei Börsengängen genannt." Die Deutsche Bank müsse sich darauf einstellen, für ihre Mitarbeit beim Börsengang keinen hohen Bonus gezahlt zu bekommen.

Zur Entwicklung bei den Mitarbeitern sagte Vorstandsmitglied Dirk Berensmann, dass weiter "massiv an Effizienzverbesserungen" in nicht kundennahen Bereichen, dem so genannten Back-Office, gearbeitet werde. Im ersten Halbjahr 2004 war die Zahl der Mitarbeiter bei der Postbank von 8 700 auf 9 520 angestiegen, allerdings allein bedingt durch die Übernahme des Zahlungsverkehrsgeschäfts der Dresdner Bank mit 950 Mitarbeitern.

Von diesen will die Postbank nur 450 weiter beschäftigen. Ähnliches gilt für den Erwerb des Zahlungsverkehrsgeschäfts der Deutschen Bank: Von 800 Mitarbeitern, die die Postbank übernimmt, werden nur 350 weiter beschäftigt. "Bereinigt um diese Zukäufe haben wir im ersten Halbjahr rund 100 Arbeitsplätze abgebaut", sagte Berensmann. Dieser Trend werde sich auch im zweiten Halbjahr fortsetzen.

Von der Abwicklung des Zahlungsverkehrs für andere Banken versprechen sich die Postbank-Manager im nächsten Jahr einen Umsatz von 200 bis 300 Millionen Euro sowie 2006 einen Gewinn von rund 35 Millionen Euro. Nach der Dresdner und der Deutschen Bank verhandele man jetzt mit weiteren Instituten, sagte Berensmann. Dabei könnten auch Volksbanken oder Sparkassen die Dienste der Postbank beanspruchen.

Die Strategie der Post, kleinere Filialen zu schließen und durch Agenturen zu ersetzen, beeinträchtige den Vertrieb von Postbank-Produkten nicht, sagte von Schimmelmann. "Für uns ist das sogar positiv, wenn der Agenturbetreiber längere Öffnungszeiten hat." Derzeit biete die Postbank in 9 000 der rund 12 000 Postfilialen ihren Service an. Nach Angaben der Postbank erwirtschaften die 2 000 größten Filialen rund 85 Prozent des Postbank-Geschäfts.

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