Preiswächter der AMI seit einem Jahr aktiv

Der Marktservice Spargel kommt morgens um 7.30 Uhr. Per Fax oder E-Mail erfahren Spargelproduzenten und -vermarkter bis zu fünfmal pro Woche, ob der Preis nach oben oder unten geht, wie stark der Wettbewerb ist und welchen Einfluss Importe haben.

Preiswächter der AMI seit einem Jahr aktiv
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Der Marktservice Spargel kommt morgens um 7.30 Uhr. Per Fax oder E-Mail erfahren Spargelproduzenten und -vermarkter bis zu fünfmal pro Woche, ob der Preis nach oben oder unten geht, wie stark der Wettbewerb ist und welchen Einfluss Importe haben. Die Daten über die Preisentwicklungen stammen von Großmärkten und Erzeugerorganisationen.

Zusammengetragen hat sie die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH, kurz AMI, die ihren Hauptsitz in Bonn-Friesdorf hat. "Wir liefern Markt- und Preisdaten für das gesamte Agribusiness", sagt Christian Alter, einer der beiden AMI-Geschäftsführer. "Das beginnt bei Erzeugern wie Landwirten, Molkereien und Schlachthöfen, geht über die Ernährungsindustrie und Zulieferer von Maschinen, Verpackungen und Energie bis hin zu Dienstleistern wie Banken und Versicherungen." Vor einem Jahr nahm die AMI ihre Arbeit auf. Sie ist das Nachfolgeunternehmen der ZMP, der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft GmbH.

"Das Aus für die ZMP war ein Schock, es gab keinen Plan B", erinnert sich Alter. Am 3. Februar 2009 hatte das Bundesverfassungsgericht den Absatzfonds - die finanzielle Grundlage der ZMP - für verfassungswidrig erklärt. Bis dahin hatten alle Agrarbetriebe automatisch eine Sonderabgabe in den Absatzfonds gezahlt, bei Schlachthöfen, Molkereien oder Eierpackstellen lag sie im Schnitt bei 0,4 Prozent des Warenwertes. Der Zweite Senat rügte die Abgabe als "zwangsweise durchgeführte Fördermaßnahme".

Die Gesellschafter der ZMP beschlossen am 25. Februar 2009 die geordnete Liquidation, einen Tag später wurde die AMI mit insgesamt sechzehn Gesellschaftern - allesamt Verlage und Verbände aus dem Agribusiness - gegründet. "Wir haben inzwischen etwa 2 500 Abonnenten für unsere Markt- und Preisberichte. Spargel- oder Erdbeerproduzenten beziehen die Berichte nur während ihrer Saison, andere bekommen sie das ganze Jahr über", sagt Manfred Rinderer, ebenfalls Geschäftsführer.

Im Vergleich zu den Beziehern der ZMP-Informationen ein sehr kleiner Kreis. "Wer damals die ganze Informationspalette bekam, muss heute Einzelleistungen abonnieren und per Rechnung bezahlen. Das ist ein ganz anderes Empfinden", erläutert Rinderer. Doch die Geschäftsführer sind zuversichtlich, dass sie gemeinsam mit ihren 41 Kollegen kurzfristig einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro erwirtschaften werden.

Neben der Markt- und Preisberichterstattung gibt es weitere Geschäftsfelder wie Beratung, Datenlieferung und Veranstaltungen wie dem Obst- und Gemüseforum im November in Berlin. AMI hat Marktbüros in Berlin und am Hamburger Großmarkt. "Wir beliefern das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit Marktberichten zu den Agrar- und Lebensmittelmärkten", sagt Rinderer.

Daten, die die Bundesregierung zum Beispiel für ihre Meldepflicht gegenüber der EU nutze. Auch die Terminbörse Eurex gehöre inzwischen zu den Kunden. Die AMI berechne täglich vier Indices. "Politik und Wirtschaft brauchen objektive und neutrale Daten", sagt Rinderer. "Die liefern wir durch unsere abgesicherten Berechnungsmethoden." Und Alter ergänzt: "Bei sechzehn Gesellschaftern sind wir nicht für eine bestimmte Branche oder Vermarktungsstufe tätig, sondern für alle gleichermaßen."

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