Bilanz des Bonner Kommunikationsunternehmens Rekordzahlen bei der Deutschen Telekom

Bonn · Die Telekom hat am Donnerstag Rekordergebnisse für das vergangene Jahr vorgelegt. Derweil nennt Vorstandschef Timotheus Höttges eine Nachfolgedebatte sinnvoll, aber sieht sich bis Ende 2026 in der Pflicht.

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, sitzt vor der Bilanzpressekonferenz neben dem Logo des Unternehmens.

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, sitzt vor der Bilanzpressekonferenz neben dem Logo des Unternehmens.

Foto: dpa/Oliver Berg

Eine öffentliche Debatte über die Nachfolge für den Posten des Telekom-Chefs empfindet Timotheus Höttges nicht als schädlich, wie er am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Bonn sagte: Er betrachte es sogar als ein Kompliment, dass Mitglieder seines Vorstandsteams als mögliche Nachfolger gehandelt würden. Doch er habe jüngst einen Vertrag bis Ende 2026 geschlossen, zu dem er sich bekenne. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass Höttges sich vorzeitig zurückziehen könnte. Als mögliche Nachfolger waren die Vorstandskollegen Srini Gopalan oder Claudia Nemat genannt worden. „Ich sollte nicht der Methusalem sein, der über die Flure humpelt“, so der Telekom-Chef. Insofern seien Nachfolgeüberlegungen durchaus sinnvoll.

Für 2022 hat der Bonner Konzern Rekordergebnisse vorgelegt. Der Umsatz stieg gegenüber 2021 um 6,1 Prozent auf 114,4 Milliarden Euro. Der Konzernüberschuss verdoppelte sich nahezu auf acht Milliarden Euro. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) stieg um 7,7 Prozent auf 40,2 Milliarden Euro.

Wechselkurse beeinflussen Ergebnis positiv

Dabei half der starke Dollar: Wechselkurseffekte beeinflussten die Zahlen deutlich positiv. Um diese sowie um Veränderungen im Konsolidierungskreis bereinigt, blieb der Gesamtumsatz stabil. Die Telekom profitierte von den guten Ergebnissen der Tochter T-Mobile US: „Die amerikanische Geschichte geht zu 100 Prozent und mehr auf“, sagte Höttges. Einen Termin, wann das deutsche Unternehmen die Mehrheit dort erreicht, wollte Höttges nicht nennen. „Aber das kommt so sicher wie das Amen in der Kirche.“ Derzeit halten die Deutschen 49,6 Prozent der T-Mobile-US-Anteile.

2022 hat die Telekom rund 21 Milliarden Euro investiert, das sind 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Die frei verfügaren Mittel (Free Cashflow) haben auf 11,5 Milliarden Euro zugelegt. Die finanziellen Netto-Verbindlichkeiten – also ohne Zahlungsverpflichtungen aus Leasing-Vereinbarungen – sind bei der Telekom Ende um 3,1 Milliarden Euro gegenüber Ende 2021 auf 103,7 Milliarden Euro gestiegen. 70,1 Milliarden Euro davon entfallen auf T-Mobile US, erläuterte Finanzvorstand Christian Illek. Diese Erhöhung der Schulden resultiere aber allein aus der Umrechnung der Dollar-Verbindlichkeiten mit einem um rund 6,5 Cent stärkeren Dollar. Der hohe Schuldenstand resultiert aus der Fusion der US-Tochter mit dem Konkurrenten Sprint. Die Telekom hatte sich im vergangenen Jahr unter anderem von ihrem Geschäft in den Niederlanden getrennt und die Funkturmtochter GD Towers veräußert. Der Verkauf der Funkturmtochter wurde zum Februar 2023 wirksam – daher werde der Schuldenberg in diesem Jahr voraussichtlich sinken.

Der Ausbau des Mobilfunknetzes auf den neuen 5G-Standard sei auf dem Weg, so Höttges: „In Deutschland stehen wir mit unserem 5G-Netz Ende 2022 bei 95 Prozent Bevölkerungsabdeckung“, sagte Höttges. Das seien über 40 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Der Glasfaserausbau in Deutschland und den europäischen Beteiligungsgesellschaften habe über die vergangenen zwei Jahre massiv an Fahrt aufgenommen. „Wir stehen aktuell bei 13,5 Millionen Haushalten, denen wir Anschlüsse mit Gigabit pro Sekunde Geschwindigkeit anbieten können.“ In Deutschland sei die Zahl der ultra-schnellen Anschlüsse seit Ende 2020 auf 5,4 Millionen weit mehr als verdoppelt worden.

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