Deutsche Post Rekordzahlen vor dem Stabwechsel

Troisdorf · Vor dem Wechsel auf dem Posten des Vorstandschefs glänzt die Bilanz: Der Umsatz der Deutschen Post klettert durch das Wachstum des internationales Geschäftes um 15,5 Prozent. Für die Jahr sind die Aussichten gedämpfter.

 Der künftige Vorstandschef der Deutschen Post, Tobias Meyer (l.), übernimmt im Mai das Amt von Frank Appel (r.).

Der künftige Vorstandschef der Deutschen Post, Tobias Meyer (l.), übernimmt im Mai das Amt von Frank Appel (r.).

Foto: dpa/Oliver Berg

Der eigentliche Stabwechsel vom langjährigen Post-Vorstandschef Frank Appel hin zu Nachfolger Tobias Meyer steht erst nach der Hauptversammlung des Konzerns am 4. Mai im Bonner WCCB an. Doch auch bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Troisdorf warf die Amtsübergabe bereits ihre Schatten voraus, da Meyer Fragen beantwortete, die von längerfristigem Charakter sind.

Warme Worte gab es bereits in beide Richtungen. Er habe immer gesagt, dass ein Nachfolger anders oder besser sein müsse, sagte Appel: „Tobias Meyer ist beides.“ Der mit diesen Vorschusslorbeeren bedachte Manager wiederum verwies auf die langfristige Entwicklung des Konzern unter Appel, der die Abhängigkeit vom Deutschlandgeschäft stark verringert und die Post zu einem globalen Konzern gemacht habe.

Beim Amtsantritt Appels 2008 machten der Brief- und Paketversand in Deutschland circa 85 Prozent des operativen Gewinns (Ebit) aus, der Rest lag bei 15 Prozent. Nach dem großen Wachstum des Geschäftes in den DHL-Geschäftseinheiten haben sich die Anteile gedreht: Das Geschäft mit Briefen und Paketen in Deutschland erwirtschaftet 15 Prozent des operativen Gewinns und der Rest 85 Prozent. Während das deutsche Paketgeschäft in den vergangenen Jahren vom Online-Bestellboom profitierte, sinken die Briefmengen durch zunehmende Digitalisierung stetig: „Wir gehen davon aus, dass das Briefgeschäft weiter abschmilzt“, sagte Meyer.

Appel sagte, er habe keinerlei Ambitionen, einmal Aufsichtsratschef der Post zu werden. Früher war es bei deutschen Konzernen ein gängiges Muster, dass Vorstandschefs nach ihrer aktiven Zeit den Vorsitz des Kontrollgremiums übernahmen. Appel ist seit vergangenem Jahr Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom.

Mit einem Umsatz von 94,4 Milliarden Euro übertraf der Konzern 2022 seinen Rekordwert aus dem Vorjahr um 15,5 Prozent. Der Umsatzsprung stamme vollständig aus dem internationalen Geschäft der DHL-Divisionen, sagte Appel. Das Sendungsvolumen lag leicht unter dem Allzeithoch von 2021. Der Konzern erreicht das vom Management prognostizierte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 8,4 Milliarden Euro. Damit sei das Vorjahresergebnis um fast sechs Prozent übertroffen worden. Die Beschäftigtenzahl hat im vergangenen Jahr von 592 000 auf rund 600 000 zugelegt.

Dividende steigt

Die Dividende soll von 1,80 Euro auf 1,85 Euro je Aktie steigen. Der Anstieg der Dividende habe nur aus den Gewinnen der DHL-Divisionen bezahlt werden können, betonte Appel.

Sollte es zu einem Streik kommen, will die Post nicht auf Leiharbeiter oder externe Beschäftigte zurückgreifen, sagte Brief- und Paket-Chefin Nikola Hagleitner. Der Konzern beschäftige in Deutschland auch Beamte und Nicht-Gewerkschafts-Mitglieder, die dabei helfen könnten, die Folgen eines Verdi-Streiks aufzufangen. Die Forderungen der Gewerkschaft entsprächen einer Mehrbelastung von rund einer Milliarde Euro pro Jahr für den Konzern. Dies würde die Gewinne der Sparte aufzehren: 2022 erwirtschaftete die Brief- und Paketsparte in der Bundesrepublik ein Ebit von 1,27 (Vorjahr: 1,7) Milliarden Euro. Appel sagte, die Post werde keine Dinge tun, die das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland nachhaltig infrage stellten.

Schenker-Übernahme prüfen

Für das laufende Jahr sieht Meyer eher verhaltene Geschäftsaussichten, die noch davon abhängig seien, wie sich die Weltwirtschaft entwickle. Der Konzern will einen Kauf des Logistikunternehmens Schenker prüfen, wenn das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn auf den Markt komme. Der Bahn-Aufsichtsrat hatte im Dezember die Prüfung des Schenker-Verkaufs gebilligt. Die Post habe mehrere Kriterien für Zukäufe, sagte Frachtvorstand Tim Scharwath. Dazu gehörten neben dem Kaufpreis die Fragen, wie gut ein Unternehmen zu dem Bonner Konzern passe und wie es sich integrieren lasse.

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