Deutsch-Muslimischer Unternehmerdialog Religion und Marktwirtschaft

Sankt Augustin · Der Bund Katholischer Unternehmer veranstaltete eine Podiumsdiskussion zur Rolle von Religion in Wirtschaft und Gesellschaft. Der Dialog fand bei den Steyler Missionaren in Sankt Augustin statt.

 Sprachen über Religion und Wirtschaft: Unternehmerin Hubertine Underberg-Ruder, Muslim-Verbandsvertreter Aiman Mazyek, Moderator Joachim Frank, Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein.

Sprachen über Religion und Wirtschaft: Unternehmerin Hubertine Underberg-Ruder, Muslim-Verbandsvertreter Aiman Mazyek, Moderator Joachim Frank, Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein.

Foto: GA

Manchmal sind die Unterschiede zwischen den Religionen kleiner, als es ihre Vertreter erwarten. Die Werte von Christentum und Islam seien Grundlage für ein Wirtschaftssystem, das den Mensch in den Mittelpunkt stellt, hieß es gestern Abend bei einer Podiumsdiskussion des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) zur Rolle von Religion in Wirtschaft und Gesellschaft bei den Steyler Missionaren in Sankt Augustin. Doch auch hier waren sich die Christen und der einzige Muslim auf dem Podium einig: Leider setzen weder alle Christen noch alle Muslime diese Werte im Wirtschaftsleben um.

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe, in der der BKU den Dialog mit den Muslimen sucht, erinnerte auch der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki an die Mahnung von Papst Franziskus, Geld müsse dem Menschen dienen und ihn nicht regieren. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, stellte die islamische Ausprägung dieser ethisch orientierten Wirtschaftsauffassung vor: 2,5 Prozent ihres nicht für den täglichen Bedarf benötigten Einkommens sollten seine Glaubensgeschwister gemäß ihrer religiösen Grundsätze an Bedürftige spenden.

„Wenn alle das täten, gäbe es auf der Welt keine Armut mehr“, merkte Mazyek an und schlug den Bogen zur sozialen Marktwirtschaft, deren Grundsätze er „als Muslim voll unterstreichen kann“. Dass auch das christliche Gewissen nicht selten vor dem Mammon einknickt, verdeutlichte der ehemalige bayerische Ministerpräsident und bekennende evangelische Christ Günther Beckstein: In Zeiten von VW-Skandal und ehemaligen Deutsche-Bank-Chefs vor Gericht frage man sich doch, so Beckstein, wie christliche Werte in der Wirtschaft umgesetzt würden. Als bezeichnenden Unterschied zwischen den wirtschaftlichen Konzepten der Regionen erkannte das Podium einzig das islamische Zinsverbot.

Der von Erzbischof Woelki eingangs geforderte Dialog zwischen Christen und Muslimen kam an diesem Abend trotzdem kaum in Gang. Es dominierte die Nabelschau. Schnaps-Unternehmerin Hubertine Underberg-Ruder wusste von sich zu berichten, dass sie auch in Zeiten des Stellenabbaus die Kirche besucht und zu Firmenjubiläen Gottesdienste anberaumt. Muslimische Mitarbeiter seien bei Underberg die Ausnahme: „Für die sind wir als Spirituosenhersteller eher uninteressant.“

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