Automaten füllen den Warenkorb Rewe eröffnet Verteilzentrum in Köln für den Onlinehandel

Köln · Trotz roter Zahlen in der Sparte: Rewe investiert mit Kölner High-Tech-Verteilzentrum kräftig in den Online-Lebensmittelhandel.

Teilautomatisiertes Lager FFC 2.0 Scarlet // REWE Digital // REWE Lieferservice

Teilautomatisiertes Lager FFC 2.0 Scarlet // REWE Digital // REWE Lieferservice

Foto: rewe

Das neue Verteilzentrum für den Online-Lebensmittelhandel der Kölner Rewe-Gruppe ist so groß wie zwei Fußballfelder – aber derzeit rattern über die Förderbänder nur wenige der roten Kunststoffboxen, die automatisch nach Kundenbestellungen gefüllt werden. Seit Ende Juni ist das Warenlager im Stadtteil Niehl in Betrieb, laut Rewe -Vorstandschef Lionel Souque das erste dieser Art in Kontinentaleuropa.

80 Millionen Euro hat der Konzern in den Standort im Kölner Norden investiert. Es ist eine Investition in eine ungewisse Zukunft. Wie sich der Online-Lebensmittelhandel in den kommenden Jahren entwickelt, wisse man auch bei Rewe nicht, räumte der Handelschef bei der offiziellen Eröffnung des Standortes ein. Die Kölner sehen sich jedoch als Trendsetter im noch jungen Geschäft mit Lebensmittelbestellungen in Internet. „Vieles der Technik an dem Standort haben wir selbst mit entwickelt“, so Souque, der sich die Weiterentwicklung des Online-Handels auf die Fahnen geschrieben hat, als er vor 15 Monaten mit 45 Jahren den Chefposten bei Rewe übernahm.

Wann der konzerneigene Internet-Supermarkt Gewinne schreibt, sei noch völlig offen, heißt es bei Rewe. Den Kölner gehe es erst einmal darum, ihre Marktführung in Deutschland zu festigen und die Mechanismen des Geschäfts zu ermitteln. „Am Wochenanfang bestellen viele Büros und Kindergärten“, sagt ein Mitarbeiter des Rewe-Lagers. „Dann brauchen wir jede Menge Äpfel und Bananen.“

Bisher haben mehr als 1500 Rewe-Beschäftigte an acht Lagerstandorten per Hand die Online-Bestellungen der Kunden aus den Regalen zusammengestellt. „Da kamen Laufwege von rund 15 Kilometern pro Tag zusammen“, sagt Souque. In Köln bringen die Laufbänder die Ware nun fast vollautomatisch zu den Lieferwagen. Am Schluss kontrolliert eine Waage, ob das Gewicht der befüllten Papiertüte mit dem berechneten Gewicht der Produkte übereinstimmt. Bei Obst und Gemüse versagt die Technik noch. Hier kontrollieren nach wie vor Menschen, ob etwa die Tomaten Druckstellen haben.

Viele Flächen auf den 17 000 Hallen-Quadratmetern, die in unterschiedliche Kühlzonen von minus 24 Grad aufwärts unterteilt sind, stehen noch leer. „Wir wollen die Gelegenheit haben, Dinge auszuprobieren“, sagt ein Rewe-Lagermitarbeiter. 600 Menschen sollen einmal an dem Standort arbeiten, der bei voller Auslastung laut Souque einen Jahresumsatz von 120 Millionen Euro erwirtschaften kann. Was die heutigen Zahlen betrifft, hält sich Rewe bedeckt. Aus Niehl liefert der Konzern mit eigenen Lastwagen bis nach Aachen, Bonn und Düsseldorf. Wer außerhalb der Ballungszentren wohnt, etwa am Rande des Rhein-Sieg-Kreises, muss weiter selbst einkaufen gehen.

Der Rewe-Gruppe, mit einem Gesamtumsatz von zuletzt rund 58 Milliarden Euro einer der führenden europäischen Handels- und Logistikkonzerne, sitzt die Konkurrenz im Nacken. Auch wenn die deutschen Lebensmitteleinzelhändler im Netz noch zögerlich agieren: Der US-Handelsgigant Amazon gilt als Interessent für die von Metro zum Verkauf angebotenen real-Supermärkte. Diese Verbindung von Online-Expertise und Ladengeschäften könnte dem Lebensmittel-Einkauf im Netz deutlich Schwung verleihen, der bisher nur 3,8 Prozent des gesamten Onlinehandels in Deutschland ausmacht.

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