Rewe-Gruppe erreicht 75 Milliarden Euro Umsatz „Die Zeit der Hamsterkäufe ist vorbei“

Köln/Bonn · Die Deutschen kochen in der Pandemie mehr und greifen für hochwertige Lebensmittel tiefer in die Tasche. Das sagte Rewe-Chef Lionel Souque am Montag. In den Lebensmittelmärkten des Kölner Konzerns florierte im abgelaufenen Jahr das Geschäft, während die Touristiksparte tiefe Einbußen hinnehmen musste.

 In den Supermärkten des Konzerns (Rewe, Penny, Billa und andere) stieg der Umsatz deutlich, da die Menschen in der Pandemie mehr zu Hause essen.

In den Supermärkten des Konzerns (Rewe, Penny, Billa und andere) stieg der Umsatz deutlich, da die Menschen in der Pandemie mehr zu Hause essen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Das Einzelhandelsgeschäft der Kölner Rewe-Gruppe ist im vergangenen Jahr deutlich gewachsen. Der Konzern gab am Montag ein Umsatzplus von rund 20 Prozent auf 75,3 Milliarden Euro inklusive der Umsätze der selbstständigen Rewe-Kaufleute bekannt. Gründe für den Anstieg seien zum einen mehr Nachfrage in den Supermärkten während der Corona-Krise, zum anderen der Zukauf der Lekkerland-Gruppe.

Die Kölner hatten den Frechener Großhändler, der unter anderem Kioske und Tankstellenshops beliefert, 2019 übernommen. Lekkerland hatte zuletzt einen Jahresumsatz von rund zwölf Milliarden Euro erwirtschaftet. Rewe wollte mit dem Zukauf unter anderem seine Stellung in der sogenannten Convenience-Sparte, also bei Fertigmahlzeiten, stärken. Durch die Corona-Krise dürfte allerdings das Geschäft an Tankstellen und Kiosken deutlich gelitten haben, da die Menschen weniger unterwegs sind.

Kunden kommen seltener

Auch in seinen Supermärkten (Rewe, Nahkauf) und Discountern (Penny) bemerkt der Konzern ein verändertes Kundenverhalten in der Pandemie. „In ganz Europa kommen die Kunden seltener in unsere Läden, kaufen dafür aber mehr auf einmal“, sagte Souque. „Die Zeit der Hamsterkäufe ist vorbei“, so der Rewe-Chef weiter. Nach den Engpässen bei Toilettenpapier, Mehl und Hefe zu Beginn der Pandemie vor einem Jahr seien – je nach Corona-Lage und den Berichten darüber – nur noch vereinzelte Nachfrageanstiege zu spüren.

Speziell die Deutschen hätten während der Corona-Krise eine „neue Liebe zum Kochen und Backen“ entdeckt und gäben mehr Geld für hochwertige, regionale Produkte aus, sagte Souque. Auch Heimwerker waren in der Pandemie besonders aktiv: Der Umsatz der Rewe-Baumarktsparte (Toom) stieg um knapp 20 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.

Online-Umsatz nur ein Bruchteil

Anders sah das Kaufverhalten laut Rewe in den osteuropäischen Ländern aus, wo die Auswirkungen der Corona-Krise nicht durch staatliche Leistungen wie Kurzarbeitergeld abgefedert werden. „Hier zeigt sich eine deutliche Verschiebung des Umsatzes aus den Supermärkten in die günstigeren Discounter“, so Souque.

Das Online-Geschäft von Rewe hat sich während der Pandemie zwar verdoppelt. Mit lediglich zwei Prozent macht es jedoch weiterhin nur einen Bruchteil des Gesamtumsatzes aus. „Wir verlieren dabei weiterhin Geld, sehen es aber als Investition in die Zukunft“, lautet Souques Bilanz.

Unterm Strich kann Rewe auch nur bedingt von der gestiegenen Corona-Nachfrage profitieren: Das Konzernergebnis sank von 507 Millionen auf 415 Millionen Euro. Dieser Rückgang ist laut Rewe auf eine deutlich gestiegene Steuerlast zurückzuführen, die unter anderem durch nicht verrechenbare Verluste der DER Touristik Group bedingt sei. Wie die gesamte Branche hatte Rewe stark unter dem Wegfall von Reisen in der Corona-Krise zu leiden. In der Sparte (DER Touristik, ITS, Jahn) brach der Umsatz um knapp 74 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro ein. Nach Unternehmensangaben erwirtschaftete die Rewe-Touristik ein Minus von knapp 400 Millionen Euro. Von 500 Reisebüros in Deutschland wurden 40 geschlossen.

Keine Kredite vom Staat

Auf direkte Staatshilfen über Kurzarbeitergeld hinaus will die Gruppe jedoch weiterhin verzichten. Mit Blick auf die Milliardenunterstützung des Konkurrenten Tui aus der Staatskasse betonte Rewe-Chef Souque, dass dieser die Kredite auch zurückzahlen müsse, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Er äußerte zwar Verständnis für das Ziel, Arbeitsplätze durch Staatshilfen zu retten, merkte jedoch auch an, dass die Haupteigentümer von Tui russische und ägyptische Geschäftsleute seien.

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