Kölner Handelsgruppe mit harten Verhandlungen Rewe ringt mit Industrie um Preise

Köln · Die Rewe-Handelsgruppe hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich, in dem sie bei Umsatz und Gewinn zugelegt hat. Jetzt fordern viele Hersteller Preiserhöhungen. Chef Lionel Souque sagt, das Unternehmen verhandle intensiv. Er sieht keine langfristigen Lieferengpässe.

 Hersteller führen höhere Rohstoff-, Energie- und Logistikkosten an: Die Handelsgruppe Rewe führt derzeit mit der Lebensmittelindustrie harte Preisverhandlungen.

Hersteller führen höhere Rohstoff-, Energie- und Logistikkosten an: Die Handelsgruppe Rewe führt derzeit mit der Lebensmittelindustrie harte Preisverhandlungen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Rewe-Chef Lionel Souque erlebt nach fast 30 Jahren im Einzelhandelsgeschäft derzeit eine neue Phase: „Eine derartige Welle an Preiserhöhungen durch die Hersteller habe ich noch nicht erlebt.“ Es habe schon zu Jahresbeginn angefangen, dass viele große multinationale Konzerne Preiserhöhungen durchsetzen wollten. Bei einem Teil der Produkte verstehe er das Ansinnen. Kaffee sei beispielsweise wirklich deutlich teurer geworden. „Andere sind nur auf der Welle gesurft.“ Dementsprechend harte Preisverhandlungen gebe es derzeit zwischen Handel und Industrie. Statt sonst jährlichen Verhandlungen treffe man sich derzeit deutlich häufiger, sagte Rewe-Einkaufsvorstand Hans-Jürgen Moog.

Geringere Gewinne

Souque betonte, dass auch die großen multinationalen Hersteller von Lebensmitteln ihre höhere Energie-, Rohstoff- und Logistikpreise nicht 1:1 an den Handel weiterreichen dürften, sondern in dieser Zeit auch darauf achten müssten, selbst Kosten zu sparen oder sich bei der Gewinnspanne einzuschränken. Auch Rewe habe bereits eine dreistellige Millionen Summe eingesetzt, um Preise halten zu können. Es sei klar, dass dieses Jahr die Gewinne geringer ausfallen würden.

Mit einem längerfristigen Abbruch von Lieferketten rechnet der Rewe-Chef nicht. Derzeit würden einige Produkte wie Sonnenblumenöl stärker gekauft als sonst. Deshalb blieben Regale vorübergehend leer: „Die Deutschen reagieren sehr schnell.“ Eine Mengenbegrenzung beim Verkauf sei schwierig und führe zu vielen Diskussionen. Es werde aber kein Ernährungsproblem geben. Mit 2021 zeigte sich Souque zufrieden: Der Umsatz der Rewe-Gruppe, der neben den Konzerngesellschaften auch die selbstständigen Rewe-Kaufleute angehören, stieg um 2,5 Prozent auf 76,5 Milliarden Euro. Unter den Belastungen durch die Pandemie habe die Touristik-Sparte gelitten. Der Lockdown zu Beginn 2021 sei auch nicht ohne negative Folgen für die Baumarkt-Sparte geblieben. „Umso erfreulicher ist es, dass wir die 2020 außerordentlich stark gewachsenen Umsatzerlöse im Lebensmittelhandel sowohl in Deutschland als auch in unseren europäischen Auslandsmärkten nicht nur halten, sondern teilweise nochmals steigern konnten“, sagte Souque.

Viele Eigenmarken

Der Konzerngewinn nach Steuern stieg von 415 Millionen auf 756 Millionen Euro. Souque rechnet nicht damit, dass von der Welle an Preiserhöhungen die Discounter stärker als die Supermärkte profitieren. Rewe habe sein Angebot von Ja-Eigenmarken von 500 auf 800 erhöht. Dort könne man jeden Discounterpreis mitgehen.

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