Zum Verkauf von Wirtgen Risiken bleiben

Meinung · Die Entscheidung, das Unternehmen in einer seiner besten Entwicklungsphasen zu verkaufen, ist ein Schritt, der Respekt verdient.

Aufhören, wenn es am schönsten ist – nach dieser Devise zu handeln, fällt schwer. Für das Unternehmer-Brüderpaar Stefan und Jürgen Wirtgen ist der Verkauf des Unternehmens, ein Lebenswerk ihrer Familie, ein schmerzhafter Schritt. Früh wurden sie nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters in die Verantwortung genommen, haben sich dem Aufbau des Weltmarktführers für Straßenbaumaschinen verschrieben, der heute blendend aufgestellt ist.

Der Ausstieg der Familie zum jetzigen Zeitpunkt zeugt von unternehmerischem Weitblick. Oft kommt die Einsicht viel zu spät, dass ein Nachfolgeproblem droht. Oft fehlt die Erkenntnis, dass ein weiteres Wachstum einen starken Partner voraussetzt. Zahlreiche bisher erfolgreiche Unternehmen sind am Generationenwechsel kläglich gescheitert.

Die Wirtgens haben früh genug die Weichen gestellt, dass das Unternehmen langfristig auf Kurs bleibt. Zugegeben, der Kaufpreis von 4,4 Milliarden Euro dürfte den Trennungsschmerz etwas gemildert haben. Ob der Plan der Unternehmer aufgeht, mit einem strategischen Investor die Zukunft der Gruppe zu sichern, wird sich zeigen. Risiken bleiben. Die Unternehmenskultur eines US-Konzerns unterscheidet sich deutlich von der eines deutschen Familienbetriebs. Reibungsverluste sind da unvermeidlich. Die gute Ausgangslage wird ihre Folgen deutllich abmildern.

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