Rotkäppchen schluckt Edelkirsch

Der Marktführer bei Sekt übernimmt die Spirituosen-Sparte von Eckes - Rheinland-Pfälzer wollen sich künftig auf Fruchtsäfte unter der Marke Granini konzentrieren, die auch in Hennef produziert werden

Rotkäppchen schluckt Edelkirsch
Foto: dpa

Freyburg/Nieder-Olm. (dpa/ga) Erst Sekt, dann Wein, nun Schnaps: Die Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien aus Freyburg in Sachsen-Anhalt sind weiter auf Einkaufstour. Zum Jahreswechsel übernimmt das Unternehmen das deutsche Geschäft der Eckes Spirituosen & Wein GmbH in Nieder-Olm (Rheinland-Pfalz).

"Hier liegt ein Kaufvertrag. Der ist noch keine 24 Stunden alt", sagte Rotkäppchen-Geschäftsführer Gunter Heise am Dienstag in Leipzig. Der Marktführer im deutschen Sektmarkt steigt damit ins Spirituosengeschäft ein und stärkt gleichzeitig seine gerade erst gestartete Weinsparte.

Mit dem Einkauf katapultiere sich das Sekthaus auch an die Spitze im Spirituosenmarkt, sagte Heise. Der Marktanteil von Eckes liege bei derzeit zehn Prozent. Die Übernahme soll dem ostdeutschen Traditionsunternehmen weiteres Wachstum bringen. "Das verstehen wir unter Zukunftsgestaltung", sagte Heise. "Im Sektbereich ist Wachstum nicht mehr zu holen."

Die Eckes-Gruppe begründete den Verkauf mit der Marktentwicklung. "Der deutsche Spirituosenmarkt erfordert Konzentration und die Bildung wesentlich größerer Einheiten", sagte Vorstand Helmut Freigang. Eckes als treibende Kraft komme dafür nicht in Betracht, weil der Schwerpunkt auf Fruchtsaft (Granini) gelegt werde. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Zur Spirituosensparte von Eckes gehören unter anderem die Marken Chantré, Eckes Edelkirsch, Mariacron und Echter Nordhäuser. In der Fruchtsaft-Sparte betreibt Eckes-Granini ein großes Werk in Hennef-Bröl, wo rund 250 Mitarbeiter arbeiten.

Rotkäppchen hat seit der Privatisierung eine Erfolgsgeschichte geschrieben. 1993 übernahmen Mitglieder des Managements die damals marode Firma. Zudem stieg der Spirituosenhersteller Harald Eckes als Privatmann ein. Nach Angaben von Heise behält Harald Eckes nach der Übernahme seine Rotkäppchenanteile, verkauft aber die von Eckes.

Rotkäppchen-Mumm hatte im Geschäftsjahr 2005 mit 111,5 Millionen Flaschen erneut einen Absatzrekord erzielt. Mit rund 300 Beschäftigten wurde im vergangenen Jahr an den vier Kellereistandorten in Sachsen-Anhalt, Hessen und Baden-Würtemberg ein Umsatz von 353,4 Millionen Euro erzielt. Der Anteil am Sektmarkt lag bei 34,2 Prozent. Mit der Übernahme der in Hessen produzierten Mumm-Marken 2002 schaffte Rotkäppchen den Sprung an die Sekt-Spitze. 2003 kam noch die Privatsektkellerei Geldermann (Breisach/Baden) dazu, und zum 150-jährigen Jubiläum im Mai legte sich das Unternehmen die Marke Kloss & Foerster (Rüdesheim) zu. Erst seit kurzem gibt es vier Weine unter dem Rotkäppchen-Label.

Die Neuerwerbung Eckes machte 2005 einen Umsatz von 250 Millionen Euro und erreichte einen Absatz von 38,6 Millionen Litern. Produktionsstandort ist das thüringische Nordhausen. Hier arbeiten rund zwei Drittel der insgesamt 210 Mitarbeiter. Zu ihrer Zukunft äußert sich Heise zurückhaltend. Es sei nur fair zu sagen, dass bei Übernahmen und Umstrukturierungen wohl nicht alle Beschäftigten übernommen werden könnten.

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