Quartalszahlen der Telekom Schlechte Verbindung nach Amerika

BONN · Die Telekom setzt in den USA Milliarden in den Sand - und ist damit in bester Gesellschaft mit anderen Dax-Konzernen.

 Nachdenklich: Telekom-Konzernchef René Obermann ist über die milliardenschwere Firmenwertabschreibung nicht glücklich.

Nachdenklich: Telekom-Konzernchef René Obermann ist über die milliardenschwere Firmenwertabschreibung nicht glücklich.

Foto: dpa

Auch wenn nicht ein einziger Euro aus der Konzernkasse fließt - die Firmenwertabschreibung auf ihre US-Tochter zehrt kräftig an der Substanz der Deutschen Telekom; 7,4 Milliarden Euro sind "nicht schön", wie Konzernchef René Obermann bei der Präsentation der Quartalszahlen in Bonn einräumte.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Telekom Milliardenabschreibungen auf ihr Engagement in den USA vornehmen muss. Bereits im Jahr 2002, nur zwei Jahre nachdem Ron Sommer für sagenhafte 39 Milliarden Euro den US-Mobilfunker Voicestream erworben hatte, mussten die Bonner 18 Milliarden Euro in den Wind schreiben, weil sich die Geschäftsaussichten jenseits des Atlantiks verschlechtert hatten.

Noch im vergangenen Jahr schien der Firmenwert von T-Mobile USA wieder erholt: AT&T erklärte sich bereit, fast exakt den Preis zu zahlen, für den die Telekom im Jahr 2000 ihr US-Abenteuer eingegangen war. Doch der Deal kam wegen Vetos der US-Kartellbehörden nicht zu Stande.

In den Fusionsverhandlungen mit Metro PCS war der hohe Firmenwert, wie er noch in den Büchern stand, nicht zu verteidigen. Die Geschäfte von T-Mobile USA hatten sich weiter verschlechtert. Vor allem, weil die Telekom-Tochter nach wie vor das iPhone nicht im Angebot hat, laufen Vertragskunden in Scharen davon. Fast eine halbe Million dieser Kunden verlor T-Mobile USA im dritten Quartal, wie Obermann gestern einräumte.

Mit den Milliardenverlusten in den USA befindet sich die Telekom in bester Gesellschaft mit anderen Dax-Firmen: Die BASF brauchte länger als zehn Jahre, um ihr Geschäft in den USA profitabel zu machen, Daimlers "Hochzeit im Himmel" mit Chrysler wurde unter Riesenverlusten geschieden, und auch der zweite Bonner Dax-Konzern, die Deutsche Post, kam ihr Ausflug auf den US-Expressmarkt teuer zu stehen.

Nach offiziellen Angaben belief sich der Schaden auf 7,5 Milliarden Euro. Kommt die Fusion mit Metro PCS zustande, könnte sich die Telekom im Ernstfall über den Verkauf von Aktien aus dem US-Markt zurückziehen, da das neue Unternehmen börsennotiert sein wird.

Zunächst erwartet Obermann aus dem Zusammenschluss aber gewaltige Synergieeffekte, die den Wertverlust bald kompensieren sollen. Eine Wette mit hohem Einsatz: Kommt die Fusion nicht zustande, etwa weil die japanische Softbank ein höheres Angebot für Metro PCS abgibt, wäre das für die Telekom eine Katastrophe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort