Unternehmensgründungen Schnäppchen für Mütter

Bonn · Das Kölner Start-up Tigong verkauft Kinderartikel online. Je mehr kaufen, desto günstiger wird der Artikel.

 Ihr Firmensitz ist in Köln, studiert haben sie alle in Bonn: Die Gründer des Start-ups Tigong (v.l.) Christoph Heike, Robin Larbi, Jan Bergann und Christopher Ross.

Ihr Firmensitz ist in Köln, studiert haben sie alle in Bonn: Die Gründer des Start-ups Tigong (v.l.) Christoph Heike, Robin Larbi, Jan Bergann und Christopher Ross.

Foto: Nadine Klees

Mütter sind eine gute Zielgruppe. Das wissen die vier jungen Männer zum Teil aus eigener Erfahrung: „Sie wollen qualitativ gute Produkte, Online-Shopping ist für sie eine erleichternde Alternative zum Stadtbummel, sie sind meist kaufstark und dazu gut vernetzt“, erklärt Christopher Ross.

Der Betriebswirt, der demnächst auch sein Jurastudium abschließt, ist einer der vier Gründer der neuen Online-Shopping-Plattform Tigong, die am Mittwoch freigeschaltet wurde. Ross ist selbst Vater und weiß: „Mütter empfehlen sich gute Produkte weiter.“ Und genau darauf zielt das neue Geschäftsmodell der jungen Unternehmer ab: Mund-zu-Mund-Propaganda. Denn je mehr Kunden ein Produkt kaufen, desto günstiger bieten sie es an.

Deshalb testen die Gründer ihr Cashback-Modell in der ersten Zeit zunächst mit Kinderartikeln – von Krabbelschuhen über Holzspielzeug bis hin zu Kinderwagen. Ross und seine Mitgründer, der Informatiker und Inhaber der Bonner Internetagentur Webzeile, Christoph Heike, und die beiden Betriebswirte Robin Larbi und Jan Bergann, bieten ihren Kunden beim Einkauf eine Ersparnis von bis zu 15 Prozent an. Die Höhe der Prozente hängt davon ab, wie oft das Produkt gekauft wird.

Und darauf hat jeder Kunde selbst Einfluss. Denn jeder Käufer kann den Artikel auch selbst über die unterschiedlichsten Social-Media-Kanäle weiterempfehlen: „Persönliche Empfehlungen sind mit die effektivste Form des Marketings“, erklärt Robin Larbi, der bei Tigong für Verkauf und Vermarktung verantwortlich ist. „Kaum etwas ist glaubwürdiger und löst damit am ehesten einen Kaufimpuls aus.“

Die Produkte starten laut Tigong mit einem konkurrenzfähigen Preis wie bei Amazon. Die vier Gründer möchten dabei immer den günstigsten Preis anbieten. Das funktioniert auch oft, allerdings nicht immer. Denn die Angebote auf Tigong starten immer morgens. Amazon ändert im Laufe des Tages nach dem so genannten Tankstellenprinzip die Preise. Das heißt, der Online-Riese passt die Preise der Nachfrage und der Besucherzahl des Shops mehrmals täglich an. Tigong macht das allerdings nicht, weil das Start-up jedem seiner Kunden den gleichen Preis anbieten will. Ansonsten wäre das Cashback-Prinzip nicht fair.

Dieses funktioniert ganz einfach: Jeweils morgens beginnen auf Tigong die sogenannten „Deals“. Die Angebote sind zeitlich und mengenmäßig begrenzt. Etwa vier Tage lang können die Käufer sich für einen bestimmten Artikel entscheiden. Auf der Internetseite sieht der Kunde dann bereits, wie viel Geld er spart – je nachdem, wie häufig der Artikel bereits verkauft wurde. Der Rabatt wird direkt vom Kaufpreis abgezogen. Damit Kunden, die später kaufen, keinen Vorteil haben, weil dann schon mehr Produkte bestellt wurden, gibt es noch eine zweite Regelung: Nach Ende des Deals erhalten auch die ersten Käufer die restlichen Prozente noch in Form von Gutscheinen oder Gutschriften.

Der Kunde kann das Geld auch spenden. Das heißt: Jeder Kunde, der ein Produkt kauft, spart am Ende dasselbe. Etwa 300 bis 400 Produkte bieten die vier Gründer zum Start der Plattform an. Mehr als 30 Hersteller werden die Plattform anschließend mit weiteren Artikeln versorgen. Nach und nach will Tigong dann auch das Sortiment erweitern, beispielsweise mit Textilien, Schuhen oder Elektronik. „Die Hersteller finden das Weiterempfehlungsmodell interessant“, erklärt Larbi. Denn dadurch entstünden große Nutzergruppen. Mit Hilfe des beschriebenen Cashback-Modells will das Kölner Start-up die Kunden zudem längerfristig binden.

Um die Lagerkosten einzusparen, bestellt Tigong die Produkte erst beim Hersteller, wenn das Angebot nach vier Tagen ausgelaufen ist. Dann ist klar, wie viele Bestellungen es gibt. Die Produkte gingen dann direkt ohne Zwischenlagerung zum Endverbraucher. Die Logistik übernehme ein Dienstleister aus Leverkusen.

Für die Kunden hat der Einkauf nach Ablauf des Angebots einen kleinen Nachteil: Die Lieferzeiten dauern drei bis fünf Tage. „Das ist bei Shopping-Clubs allerdings auch nicht anders“, argumentiert Bergann. Zu diesen Online-Communities können Verbraucher zum Beispiel auf Einladung beitreten und erhalten dann besondere Rabatte. Um bei Tigong einzukaufen, müssen sich Kunden registrieren und anmelden. Das Portal steht allerdings allen offen.

Die Gründer erhalten seit September das Exist-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums und des Europäischen Sozialfonds im Wert von 125 000 Euro für ein Jahr. Damit seien die Gehälter abgedeckt und ein Teil der Investitionen. Das Team wird derzeit von zwei weiteren Mitarbeitern unterstützt. Mit Investoren sind sie im Gespräch.

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