Praktiker in Buschdorf Schnäppchenjäger kommen umsonst

BONN · Das Paar steht vor den "Eco Moods"-Energiesparlampen, die der Hersteller mit dem Slogan "Stilvoll sparen" bewirbt. "Wie viel Prozente gibt es denn?", fragt die Frau ihren Partner. "Weiß' nicht", murrt der. "Na, vielleicht sollte man sich dann mal erkundigen?", schlägt die Begleiterin vor.

Guter Vorschlag. Das Ehepaar aus Troisdorf hat die Frage bereits gestellt. Und bekommt eine verblüffende Antwort. "Das sind die Originalpreise", sagt der Mitarbeiter. Sprich, satte Rabatte gab es am Montag nicht im Praktiker-Baumarkt in Buschdorf. Auf die hatten aber zahlreiche Kunden gehofft, nachdem das insolvente Unternehmen Ende vergangener Woche angekündigt hatte, dass "voraussichtlich" in dieser Woche der Abverkauf an 51 Standorten beginnen wird, darunter auch in Buschdorf. Entsprechend voll war der Parkplatz Montagmittag.

Auch Heinrich Schwarz hatte sich wegen des vermeintlichen Abverkaufs in Bad Honnef in sein Auto gesetzt und sich einen besonders großen Einkaufswagen geschnappt. "Den wollte ich richtig vollpacken." Schwarz steht vor teurem Black & Decker-Werkzeug, das noch immer teuer ist. "Ich hatte gehört, dass es bis zu 50 Prozent Rabatt geben soll, aber davon ist nichts zu sehen", sagt Schwarz. Er ist enttäuscht. "Das lohnt sich hier nicht, da fahre ich besser in einen anderen Baumarkt, da habe ich wenigstens noch das Rückgaberecht und eine Beratung bekomme ich auch."

Die gibt es im Praktiker derzeit nicht mehr, auf Schildern wird dafür um Verständnis gebeten. Enttäuscht ist auch Paul Weber. Der Bad Godesberger wollte eine neue Teichpumpe kaufen, gekommen ist er wegen des "Ab-Ver-Kaufs", sagt er, und betont jede Silbe. Nun fährt er mit zwei Wäscheleinen und einem Fuchsschwanz wieder zurück. Christian Knecht, der mit seiner Frau Elvira aus Alfter zur Schnäppchenjagd gekommen ist, spricht gar von "Verarschung".

Ein Mitarbeiter nimmt Frust und Schnäppchenjagd resigniert achselzuckend zur Kenntnis. "Mir bleibt ja nichts anderes übrig, als das hier mitzumachen", sagt er. Wie es mit ihm weitergeht, weiß er nicht. Dazu konnte sich auch ein Unternehmenssprecher nicht äußern. Noch werde nach Investoren gesucht, für die ein leer verkaufter Markt interessanter sei. Wann genau der Abverkauf beginnt, auch das vermochte der Sprecher am Montag nicht zu sagen.

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