Mobilfunk Schnelles Surfen im Netz von überall

Bonn · Die Deutsche Telekom geht mit dem Mobilfunkstandard LTE auf das Frequenzband 900 Hertz. Sie sagt, sie sei damit der schnellste Anbieter, der Datenverkehr auch tief in Gebäuden ermöglicht. Nicht alle wollen das glauben.

 Die Telekom hat den Mobilfunkstandard LTE auf dem Frequenzband 900 eingeführt.

Die Telekom hat den Mobilfunkstandard LTE auf dem Frequenzband 900 eingeführt.

Foto: picture alliance / dpa-tmn

Deutschland kommt dem Internet der Dinge näher, in dem Maschinen miteinander über das Netz kommunizieren: Auf dem Weg zum Mobilfunkstandard 5G, der Datenverkehr praktisch in Echtzeit ermöglicht, hat die Deutsche Telekom am Freitag mit der flächendeckenden LTE-Versorgung im Frequenzband 900 begonnen. Damit ist das Surfen im Netz über das Smartphone auch in Gebäuden möglich, wo sonst dicke Mauern die Funkwellen abschirmen. Die bundesweite Einführung soll Ende 2019 abgeschlossen sein.

Bonn, Köln, Leipzig, Berlin und Stuttgart sind die fünf Städte, die seit Freitag in der Startphase dabei sind. Bis Ende des Jahres soll LTE 900 dann schon an 4000 deutschen Standorten verfügbar sein, wie der Technikchef der Telekom, Walter Goldenits, bei einer Präsentation im Bonner Brauhaus Bönnsch mitteilte.

Der Ort war auch gewählt, um den Teilnehmern zu demonstrieren, dass LTE-900 tatsächlich dicke Mauern durchdringt. „Das ist ein Quantensprung in der Technologie“, schwärmte Goldenits. Nach seinen Worten können Handys vom Iphone-5 aufwärts und vergleichbare Modelle anderer Hersteller diesen Standard nutzen. Grundsätzlich gibt es schnelles LTE seit 2011, allerdings auf anderen Frequenzen. So wurde der 900er-Frequenzbereich bisher vom älteren Mobilfunkstandard GSM genutzt. LTE hingegen wurde etwa eingesetzt auf den Frequenzen 2,6 und 1,8 Gigahertz. Je niedriger die Frequenz, desto besser die Gebäudedurchdringung.

Herzstück der Technologie ist eine neue Technikeinheit, die sich „Single RAN“ nennt (Radio Access Network), das Funkzugangsnetz. Während bisher die verschiedenen Funkstandards GSM, UMTS und LTE getrennt verarbeitet wurden, ist nun alles in einer Hardware verbunden. Abhängig von Art und Volumen des Datenverkehrs steuert eine Software, wie viel Bandbreite auf welchen Frequenzen für welchen Standard bereitgestellt wird. „Durch Single RAN wird eine technische Basis geschaffen, über die neue Features für unsere Kunden schneller implementiert und eingesetzt werden können“, erklärte Goldenits. In Bonn sind bisher 20 „Single RAN“-Einheiten installiert. Kunden der Telekom-Tochter Congstar können LTE 900 allerdings nicht nutzen.

Vodafone will alles schon längst eingeführt haben

Die Telekom arbeitet beim LTE-Ausbau mit Nokia und Huawei zusammen. Zur Höhe der Investitionen wollte Goldenits nichts sagen. Die Bundesnetzagentur hatte 2015 Frequenzen für den Mobilfunk erneut versteigert, darunter auch die im 900-Hertz-Bereich. Davon hatte die Telekom eine Bandbreite von 15 Megahertz für sich reservieren können, Vodafone zehn Megahertz. Auf Anfrage hieß es am Freitag bei Vodafone, man habe die Komplettmodernisierung des Mobilfunknetzes, wie sie nun vom Bonner Konzern angekündigt wurde, bereits bundesweit zu hundert Prozent vollendet. „Das gilt auch für den Einsatz von Single RAN. Aktuell nutzen Vodafone-Kunden das modernste Mobilfunknetz der Republik“, hieß es.

Das wollte man so bei der Telekom nicht stehenlassen: „Wir sind bei allen Mobilfunktests immer mit der Höchstgeschwindigkeit Erster geworden. Für uns steht der direkte Kundennutzen im Vordergrund, den wir heute gezeigt haben, und diesen verfolgen wir auch weiterhin“, erklärte Telekom-Sprecher André Hofmann.

LTE gilt als Vorstufe zum Mobilfunkstandard 5G, mit dem Verbraucher immer mehr Geräte über das Handy steuern können, vom Fernseher über die Alarmanlage bis zum Kühlschrank. Aber auch untereinander können die Dinge dann über das Netz kommunizieren.

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