Birkenstock in Vettelschoss Schuhhersteller möchte Verkaufszahlen verdoppeln

VETTELSCHOSS · Der rheinland-pfälzische Gesundheitsschuh-Hersteller Birkenstock will in den nächsten Jahren weltweit kräftig expandieren. Die Weichen dafür stelle das Unternehmen unter anderem mit einer organisatorischen Neuausrichtung, sagte Geschäftsführer Oliver Reichert am Mittwoch dem GA.

In den vergangenen Wochen hatten knapp 40 Kündigungen zu Unruhe in der Belegschaft geführt. Nach dem Ausscheiden von Stephan Birkenstock gehört das Unternehmen seit Jahresende 2012 den Brüdern Christian und Alex Birkenstock.

"Wir empfinden uns mit dem von uns erfundenen Fußbett als Global Player", sagte Reichert. "Unser Ziel ist es, jedem Menschen den Zugang dazu zu ermöglichen." Schon jetzt liege der Exportanteil des ausschließlich in Deutschland produzierenden Unternehmens bei mehr als 80 Prozent. Wachstumsmöglichkeiten gebe es aber noch in vielen Ländern mit "Sandalenklima", wie in Südamerika, Indien, China, Afrika und nicht zuletzt auch in Osteuropa, sagte Reichert. Geplant sei, binnen fünf bis sieben Jahren den Absatz zu verdoppeln.

Derzeit sei die Produktion an den fünf Standorten Steinau-Uerzell (Hessen), Görlitz (Sachsen), Bernstadt (Sachsen), Sankt Katharinen und Vettelschoß (beide Landkreis Neuwied) voll ausgelastet. Reichert: "Wir suchen Personal". Bis 2014 soll die Zahl der Mitarbeiter um rund zehn Prozent auf dann 2200 steigen, sagte Co-Geschäftsführer Markus Bensberg.

Andererseits sei die Aufteilung von Birkenstock in seine derzeit 38 Einzelgesellschaften nicht mehr zeitgemäß. "Wir wollen unsere Firmenstruktur drastisch vereinfachen", sagte Reichert. Dabei müsse man sich auch von unrentablen Randaktivitäten trennen. Weitere Kündigungen schloss Reichert in diesem Zusammenhang nicht aus. Wie berichtet, hatte Birkenstock unter anderem den Online-Vertrieb dicht gemacht, um nicht in Konkurrenz zu Kunden zu treten. Potenzial sieht Birkenstock bei der Automatisierung der Produktion.

Der Lohnkostenanteil liege bei rund 60 Prozent. Zwischen 15.000 und 25.000 Paar Schuhe verlassen täglich die Produktionswerke in Sankt Katharinen, wo rund 450 Mitarbeiter beschäftigt sind. Auch die Zahl der Schuhmarken und Modelle solle gestrafft werden.

Zu Birkenstock gehören derzeit die Marken Papillio, Birki, Alpro, Betula, Tatami und Footprints. Arbeiten will Birkenstock auch am Image. Während sich hierzulande die Gemüter an den "Ökolatschen" scheiden, gelten sie etwa in den USA als top-modisch und werden von Hollywood-Stars wie Leonardo di Caprio oder Ashley Olsen getragen.

Zahlen zu Umsatz und Ertrag nennt das Unternehmen nicht. "Wir sind mit der Margenentwicklung zufrieden", sagte Reichert lediglich. Die Kernmarke Birkenstock hatte laut Veröffentlichung im Bundesanzeiger 2011 einen Umsatz von rund 135 Millionen Euro und ein Jahresergebnis von knapp 36 Millionen Euro erzielt. Zusammen mit den anderen Marken dürfte der Umsatz aber mehr als doppelt so hoch liegen.

Zum Vergleich: Die deutsche Schuhindustrie mit ihren 11.800 Mitarbeitern setzte nach zwei Boomjahren im vergangenen Jahr nach Angaben des Branchenverbandes mit 2,38 Milliarden Euro etwas weniger um als im Vorjahr.

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