Schwarzarbeit und Arbeitslosigkeit sind die größten Probleme

Handwerkskammer setzt Schwerpunkte für 2002 - Investitionen in Qualifizierungs-Akademien in Bad Neuenahr-Ahrweiler vorgesehen

Kreis Ahrweiler/Koblenz. "Ausufernde Schwarzarbeit, diverse Konjunkturschwächen und zunehmende Arbeitslosigkeit belasten unsere Volkswirtschaft spürbar", stellt die Vollversammlung der Handwerkskammer Koblenz fest. Das "Parlament" des Handwerks im nördlichen Rheinland-Pfalz legte bei seiner Zusammenkunft die Schwerpunkte für die künftige Kammerarbeit fest und verabschiedete den ausgeglichenen Haushalt 2002 in Höhe von 26,3 Millionen Euro.

Dieser weist gegenüber dem Vorjahr eine deutliche Steigerung auf und sieht Investitionen vor in die beiden in Kooperation mit den örtlichen Kreishandwerkerschaften beschlossenen Qualifizierungs-Akademien in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Wissen/Westerwald sowie in das in Koblenz geplante Kompetenzzentrum für Gestaltung, Fertigung und Kommunikation. Zu den Fragen der Steuerlast und der steuerlichen Bewertung handwerklicher Leistungen fordert die HwK in einer einstimmig gefassten Resolution Politik und Wirtschaft auf, geeignete Schritte zur Bekämpfung der Schwarzarbeit und zur Reduzierung der Arbeitslosigkeit zu überprüfen.

"Die konjunkturelle Entwicklung im Jahr 2001 konnte die Erwartungen in allen Wirtschaftssektoren nicht erfüllen", heißt es da. Und erstmals seit mehr als zehn Jahren müsse die Handwerkswirtschaft nicht nur im Kammerbezirk Koblenz Beschäftigtenrückgänge hinnehmen. Betroffen sei vor allem das Bau- und Ausbaugewerbe, das rund 30 Prozent aller Wirtschaftsaktivitäten des Handwerks ausmache. EU-Richtlinien ließen bereits seit 1999 in den einzelnen Mitgliedsstaaten die Einführung von reduzierten Mehrwertsteuersätze für lohnintensive Dienstleistungen zu, zu denen das Handwerk und der gesamte Bau- und Ausbausektor zähle, so die HwK.

Bei der Reduzierung der Schwarzarbeit setzte sich Kfz-Meister Ulrich Ferber, HwK-Vizepräsident der Arbeitnehmerseite, ein für eine intensivere Zusammenarbeit aller Behörden gerade vor dem Hintergrund des größer werdenden europäischen Hauses: Der hohe deutsche Standard handwerklicher Leistungen und die Gewährleistung einer soliden Qualität für den Verbraucher dürften nicht auf der Strecke bleiben, und der Autohandel in Supermärkten sei zu vermeiden.

In seiner Grundsatzrede vor den Arbeitgeber-und Arbeitnehmervertretern des Handwerks im Kammerbezirk Koblenz wies HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag (MdB) nachdrücklich auf die schwieriger gewordene Lage des Mittelstands, des "Rückgrats der rheinland-pfälzischen Wirtschaft", hin: "Das Handwerk ist standortgebunden und trägt die Globalisierung auf regionalen Märkten aus. Wir brauchen Rahmenbedingungen und ein wirtschaftsfreundliches Klima zur Entfaltung unserer Leistungsmöglichkeiten, unserer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit." Die Steuer- und Finanzpolitik der Bundesregierung habe sich als Bremse für die wirtschaftliche Entwicklung herausgestellt, so Scherhag.

Den gut gemeinten Ansätzen im Steuersenkungsgesetz, für die der HwK-Präsident ein zeitliches Vorziehen forderte, stünden unverständliche Regelungen wie die Öko-Steuer, das 630-Mark-Gesetz, die Scheinselbstständigkeit oder das Betriebsverfassungsgesetz gegenüber. Scherhag: "Es geht nicht um die Pfennige an der Zapfsäule, es geht um die Folgewirkungen und insbesondere die Veränderungen des wirtschaftlichen Klimas."

Die Auswirkungen der gesamtwirtschaftlichen Lage träfen zunehmend auch den Ausbildungsmarkt. "Wir brauchen aber Lehrlinge zur Behebung unseres Fachkräftemangels, der trotz der hohen Arbeitslosigkeit besteht", so Scherhag. Die Gründung der Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald aus den drei KHS Neuwied, Westerwald und Altenkirchen sei ein sichtbares Ergebnis für die Bildung einer schlagkräftigen Gemeinschaft auf der rechten Rheinseite, und auch die Bauarbeiten für die Ahr-Akademie sollten im Frühjahr beginnen.sim

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