Internationale Grüne Woche in Berlin Seltene Äpfel und virtuelle Hofläden

Berlin · Das Land NRW präsentiert sich auf der Grünen Woche in Berlin. Vor allem regionale Produkte sollen stärker gefördert und vermarktet werden.

 Mehr als 250 verschiedene Apfel-, Birnen- und Quittensorten konnten die Besucher am Stand der Biologischen Station in der Nordrhein-Westfalen-Halle bestaunen.

Mehr als 250 verschiedene Apfel-, Birnen- und Quittensorten konnten die Besucher am Stand der Biologischen Station in der Nordrhein-Westfalen-Halle bestaunen.

Foto: IGW

Das „Aegidienberger Seidenhemdchen“ mit seinem süßlichen Geruch findet sich normalerweise auf den Streuobstwiesen im Siebengebirge. Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin ist es eine von über 250 alten Apfel-, Birnen und Quittensorten, die die Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis an ihrem Stand präsentiert. Die bunte Obstsammlung zieht die Blicke der Besucher auf sich. Im Gegensatz zu anderen Ständen der Agrar- und Ernährungsmesse darf hier allerdings nicht probiert werden, weil die seltenen Sorten nicht in ausreichender Menge vorliegen.

Dennoch: „Es kommt total gut an“, sagt Dieter Steinwarz. Seit sechs Jahren ist die Biostation auf der Grünen Woche vertreten und informiert über den Schutz alter Obstwiesen und Sorten, die sich vor allem im Siebengebirge und in Hennef befinden. „Viele kennen nur die fünf Sorten aus dem Supermarkt“, so Steinwarz. Beim Anblick der Varianten geraten die meisten ins Staunen. Wer kennt schon eine Ölligsbirne? Öllig, rheinisch für Zwiebel, sei jedoch zum Rohverzehr weniger geeignet, so der Experte. Besser schmecke sie gekocht oder gebraten mit Speck und Zwiebeln. Aus einigen der Sorten werden in Bad Hönningen Säfte gepresst und in Meckenheim Brände produziert.

Die Biostation ist einer von 20 Ausstellern, die in der Halle 5.2 des Berliner Messegeländes das Land Nordrhein-Westfalen vorstellen. Knapp 1000 Quadratmeter Platz hat NRW hier, um sich zu präsentieren: Kochshows mit wechselnden Gästen auf der Bühne, Wildfleischdelikatessen oder Kölsch zum Probieren. Neben dem Barre-Bier aus der ältesten Pilsbrauerei Norddeutschlands ist auch ein Ausschank von Zunft Kölsch der Erzquell Brauerei Bielstein mit dabei.

Zentrales Anliegen ist die Förderung regionaler Produkte – nicht nur in den Hallen der einzelnen Bundesländer, sondern auch auf der gesamten Messe lässt sich der Trend ablesen. „Regionalität ist das Thema, nicht Bio“, sagt auch Michael Lohse, Sprecher des Deutschen Bauernverbandes. Um typische Produkte aus NRW zu vermarkten, hat sich der Verein „Ernährung-NRW“ aus mittelständischen und kleinen Unternehmern zusammengeschlossen. Auf der Grünen Woche präsentieren die Mitglieder an wechselnden Marktständen Käse aus dem Bergischen Land oder Grafschafter Zuckerrübensirup.

Ein Konzept, um regionale Produkte zu vertreiben, bietet das Team von „Hofladen Sauerland“ – ein Wochenmarkt in digitaler Form. Angeboten werden verschiedene Brote, Whiskys, Fleischspezialitäten, aber auch Frischware. „Das Ziel besteht darin, kleine Erzeuger zu stärken“, erklärt Geschäftsführer Christian Schulte. Besonders ländliche Regionen sollen mit dem Dienst versorgt werden – und damit den Bereich abdecken, den die großen Supermarktketten mit ihren Lieferdiensten auslassen.

Die Bestellung soll künftig bequem per Messengerdienst wie Whatsapp funktionieren. Eine Nachricht mit dem Text „Ich brauche Kartoffeln und Möhren“ reicht dann aus, um als registrierter Nutzer die gewünschten Lebensmittel zu bekommen. Momentan decken vier Fahrer das Sauerland ab, deutschlandweit wird mit Paketdiensten verschickt. Innerhalb des Sauerlandes erhält der Kunde die bestellte Ware nach ein bis zwei Tagen. Wer von Bonn aus bestellt, sollte bis zu vier Tage einplanen.

Die 82. Agrar- und Ernährungsmesse endet am Sonntag. Rund 1650 Aussteller aus 66 Ländern haben dann zu Themen wie Bio, Streetfood, Gartenbau und Landwirtschaft ihre Produkte und Dienstleistungen vorgestellt.

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