Sieben auf einen Streich

Troisdorfer Maschinenbauer Müller setzt auf Technik zur Herstellung von mehrschichtigen Plastikflaschen - Familienbetrieb beschäftigt 70 Mitarbeiter und liefert auch in die USA

  "Schlauchköpfe" , durch die der flüssige Kunststoff in bestimmte Formen gebracht wird, sind eine Wissenschaft für sich.

"Schlauchköpfe" , durch die der flüssige Kunststoff in bestimmte Formen gebracht wird, sind eine Wissenschaft für sich.

Foto: Lannert

Troisdorf. Jeden Moment muss der Aufprall kommen: Wenn die Bowling-Kugel die Kegel trifft und möglichst viele abräumt. Mit manchem Kunststoff-Kegel fällt auch Technik aus Troisdorf um. Die dort ansässige W. Müller GmbH bietet der Kunststoffindustrie Maschinenteile an, mit denen sie Hohlkörper - wie besagte Kegel - überhaupt erst in die richtige Form bringen kann.

"Extrusions-Schlauchkopf" lautet das Zauberwort. Solche Köpfe made in Troisdorf werden von der Industrie an so genannte "Blasformmaschinen" montiert. In diesen Maschinen wird Kunstoffgranulat in einer Eisenröhre bis 240 Grad erhitzt und nach dem Prinzip von Omas Fleischwolf mit einer rotierenden Spirale, der so genannten Schnecke, aus einem Schlauchkopf herausgedrückt.

Man arbeite wie in einer "automatisierten Glasbläserei", sagt Christian Müller, der seit 1998 zusammen mit seiner Schwester Brigitte, Mutter Karin und Vater Willi die Firma leitet. Die Formpalette der Müllers reicht vom Augentropfenfläschchen über Weichspülerflaschen und Fünf-Liter-Motoröl-Kanister bis zum kompletten Kraftstofftank für Autos.

Mit den je nach Einsatz 100 bis 21 000 Kilogramm schweren Schlauchköpfen soll auch die Produktion von Verpackungsbehältern möglich sein, deren Wände "bis zu sieben Schichten stark sind", so Willi Müller. Für mehr als 2 000 unterschiedlich große, verschieden geformte Behälter mit unterschiedlichen Schichten sind nach Firmenangaben bereits Schlauchköpfe nach Müllerscher Technik entstanden.

Willi Müller hatte 1952 mit 15 Jahren als angehender Werkzeugmacher seine ersten Erfahrungen in der Kunststoffverarbeitung gesammelt. Später fasste er den Entschluss, eine eigene Produktion zu starten. 1978 war seine Fertigung im Lohmarer Ortsteil Donrath angelaufen. Der Standort wird heute als 600 Quadratmeter großes Lager genutzt. 1995 zog die Firma nach Spich.

In der neuen, 800 Quadratmeter großen Halle werden inzwischen jährlich 150 bis 250 Extrusions-Schlauchköpfe hergestellt und für einen Stückpreis von 20 000 bis 350 000 Euro verkauft. Das sei im Vergleich zur Konkurrenz im Ausland teuer, dafür könne aus Spich aber "grundsolide verarbeitetes Material" angeboten werden. Willi Müller will dem Standort Deutschland deshalb auch treu bleiben.

2004 hatte die Firma nach seinen Angaben unverändert zehn Millionen Euro umgesetzt. Die Kapazität soll jetzt durch den Umzug in einen benachbarten 4 000 Quadratmeter großen Neubau erweitert werden. In der kleineren Zentrale sollen laut Christian Müller nach dem Umzug pro Jahr "zwei bis drei komplette Blasformmaschinen" mitsamt der Müllerschen Schlauchköpfe hergestellt werden.

66 Mitarbeiter - darunter technische Zeichner, Programmierer, Energieanlagen-Elektroniker, CNC-Dreher und Industriemechaniker - entwerfen, schleifen und montieren die Produkte. Vier weitere Beschäftigte der Müllers arbeiten in den USA. Von einem Büro in Massachusetts aus werden die Schlauchköpfe seit 1997 angeboten. Offenbar erfolgreich: Laut Willi Müller wurden in den USA 1 000 Köpfe verkauft. Darunter einige, die Bowlingkegel formen.

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