Traditionsunternehmen in Siegburg Siegwerk sucht weitere Übernahmekanditaten

Siegburg · Das Siegburger Traditionsunternehmen will aus eigener Kraft und mit Zukäufen wachsen. Umbauten am Firmensitz begleiten die neue Produktstrategie.

 Der weltweit vertretene Farbenhersteller Siegwerk hat seinen Sitz in der Siegburger Innenstadt.

Der weltweit vertretene Farbenhersteller Siegwerk hat seinen Sitz in der Siegburger Innenstadt.

Foto: Holger Arndt

Der Siegburger Druckfarbenhersteller Siegwerk will in diesem Jahr seinen Umsatz steigern. Dazu prüft das Unternehmen nach eigenen Angaben weitere Übernahmen, will aber auch das angestammte Geschäft ausweiten. „Zukäufe gehören klar zu unserer Wachstumsstrategie“, teilte das Familienunternehmen mit.

Bereits im vergangenen Jahr hat das Unternehmen mehrere Firmen übernommen, unter anderem die belgische Van Son Liquids, die britische Hi-Tech Products und die Kunststoffverpackungssparte der Schekolin AG aus dem Fürstentum Liechtenstein. 2018 haben die Siegburger eine Sparte für Verpackungsanwendungen von Agfa Graphics gekauft. Ziel der Einkaufstour: Siegwerk will nach eigenen Angaben weltweit führender Hersteller von Verpackungsdruckfarben werden.

Der Konzern hat zuletzt jedoch auch Geschäftssparten wie das Geschäft mit dem Offset-Druck abgegeben. Der Umsatz lag 2017 mit 1,079 Milliarden Euro nur knapp über dem Vorjahreswert von 1,06 Milliarden Euro. Die weltweite Mitarbeiterzahl ging von knapp 5200 auf 5050 leicht zurück. Kaum Veränderungen bei der Mitarbeiterstärke gab es nach Unternehmensangaben am Siegburger Firmensitz, wo rund 1000 Beschäftigte arbeiten.

„Siegburg wird immer einer der wichtigsten Standorte für Siegwerk bleiben, weshalb wir kontinuierlich in die Modernisierung investieren“, teilte das Unternehmen mit. Der Firmensitz ist der Hauptproduktionsstandort für so genannte flexible Verpackungsanwendungen: Mit Farben von Siegwerk werden unter anderem Joghurtdeckel, Margarineschalen oder Eispackungen bedruckt. In Siegburg entstehen derzeit ein neues Mischzentrum und ein Lager an Standorten, die früher für das Offset-Geschäft genutzt wurden. „Durch die Umbauten können wir unsere Kapazitäten für den Verpackungsdruck gezielt ausweiten“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

Mehr als 180 Jahre Firmengeschichte

Die Zukunft sehen die Siegburger vor allem im Digitaldruck. Mit dieser Technik können auch kleine Auflagen vergleichsweise kostengünstig hergestellt werden. Vor allem Markenartikler seien zunehmend daran interessiert, ihre Verpackungen zu regionalisieren oder personalisieren, hieß es in einer Firmenmitteilung.

Das Siegwerk ist weltweit mit allein 50 Mischzentren für seine Farben vertreten und blickt auf mehr als 180 Jahre Firmengeschichte zurück. Bereits im 19. Jahrhundert erkannten die Unternehmerfamilie Rolffs, deren Nachkommen das Siegwerk noch heute gehört, dass mit Druckfarben viel Geld zu verdienen war. Sie ergänzten den bis dahin dominierenden Blaudruck durch eine rote Farbe („Krapp“) und setzten die ersten Walzdruckmaschinen ein. Bald gingen die Baumwollstoffe aus Siegburg auch in den Export in die europäischen Nachbarländer. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Tiefdruck auf Papier.

Die „Kattunfabrik“ wandelte sich langsam zum Farbhersteller. Das neue Standbein sollte sich bald als überlebenswichtig erweisen. Mit der Erfindung von Kunstfasern gerieten Baumwollstoffe, wie sie die Kattunfabrik bedruckte, aus der Mode. Gleichzeitig steigerten die neuen Druckmethoden die Nachfrage nach Farben: Verpackungen – etwa von Lebensmitteln – waren nicht mehr Mittel zum Zweck, sondern bunte Werbeträger.

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