Australische Firma am Bonner Bogen Sirtex Medical zieht ein

BONN · Der Ausblick aus den neuen Büros gehört zu den schönsten, die Bonn zu bieten hat: Die Europa-Zentrale des Medizinprodukteherstellers Sirtex Medical Europe GmbH ist in das nördlichste Gebäude am Bonner Bogen gezogen - Rheinblick inklusive.

Planen weitere Expansion: Nigel Lange, Europa-Chef von Sirtex Medical, und Gilman Wong, Vorstandsvorsitzender der australischen Muttergesellschaft (v.l.).

Planen weitere Expansion: Nigel Lange, Europa-Chef von Sirtex Medical, und Gilman Wong, Vorstandsvorsitzender der australischen Muttergesellschaft (v.l.).

Foto: Barbara Frommann

"Wir brauchen Platz für personelle Erweiterung", sagt Europa-Geschäftsführer Nigel Lange. 50 Mitarbeiter können künftig dort arbeiten. Seit zehn Jahren ist die Europa-Zentrale jetzt in Bonn, vorher waren die Büros an der Walter-Flex-Straße. Vor zehn Jahren zog auch Lange von Australien nach Bonn.

Denn Sirtex Medical ist ein Unternehmen mit Sitz in Sydney, das eine spezielle Behandlungsmethode für nichtoperierbaren Leberkrebs entwickelt hat. Bei der selektiven internen Radiotherapie werden mehrere Millionen winzige mit dem Betastrahler Yttrium-90 versehene Kügelchen direkt in die Tumore eingebracht. Sie bestrahlen den Tumor im Körperinneren. Die Therapie, so Lange, diene dazu, den Tumor zu verkleinern und entweder operabel zu machen oder die Lebenszeit zu verlängern.

Gilman Wong, Vorstandsvorsitzender des australischen Mutterkonzerns, berichtet, dass gerade auch der deutsche Markt für die Firma, die an der Börse von Sydney notiert ist, wichtig ist. Deshalb baut das Unternehmen in Frankfurt gerade eine Fabrik zur Herstellung ihres Medizinproduktes. Yttrium habe eine Halbwertzeit von nur 64 Stunden. Deshalb müsse das Produkt nach der Herstellung schnell zum Einsatz kommen.

Die neue Fabrik liegt in der Nähe des Frankfurter Flughafens, um die Sendungen schnell verschicken zu können. Bislang werden die Yttrium-90-Kunstharz-Mikrosphären, die in Europa zum Einsatz kommen, in Singapur hergestellt. Sirtex hat im Geschäftsjahr 2012/2013, das am 30. Juni endete, weltweit rund 66,15 Millionen Euro umgesetzt.

Davon entfielen rund 30 Prozent, so Lange, auf den von Bonn aus gesteuerten europäischen Markt. Insgesamt erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2012/13 weltweit einen Nettogewinn von 11,85 Millionen Euro.

Vor zehn Jahren wurde an der Münchner Universitätsklinik der erste Patient in Deutschland mit der selektiven internen Radiotherapie behandelt. Es war ein Prinz aus Saudi-Arabien. Seit 2008 übernehmen in Deutschland die Krankenkassen die Behandlungskosten.

"In Deutschland bieten mittlerweile 60 Kliniken die Therapie an", so Lange. Mit den Unikliniken in Bonn und Köln gebe es eine enge Zusammenarbeit Derzeit plant Lange die Ausweitung der Tätigkeiten im mittleren Osten und in Afrika. Der saudische Prinz könnte sich heute in seinem Heimatland behandeln lassen.

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