GA-Serie "Firmen bei uns" So arbeitet das Troisdorfer Unternehmen "Gen-ial"

Troisdorf · Bei der in Spich beheimateten Firma "Gen-ial" untersuchen zehn Mitarbeiterinnen Lebensmittel und entwickeln spezielle Nachweismethoden, die selbst Landeskriminalämter nutzen.

 Gabriele Mücher (links) und Jutta Schönling haben das Unternehmen vor 20 Jahren gegründet.

Gabriele Mücher (links) und Jutta Schönling haben das Unternehmen vor 20 Jahren gegründet.

Foto: Matthias Kirch

Schon kleinste Mengen eines bestimmten Stoffs können für Allergiker gefährlich werden. Für sie ist es deshalb besonders wichtig zu wissen, ob das jeweilige Allergen, zum Beispiel Nüsse oder Soja, in einem bestimmten Lebensmittel enthalten ist. Damit bei Produkten auch wirklich nur das drin ist, was die Verpackung angibt, setzen viele Hersteller zur Sicherheit der Verbraucher auf Hilfe aus Troisdorf: Die im Ortsteil Spich ansässige Firma Gen-ial untersucht in ihrem Labor Lebensmittel auf Allergene, Tierarten, Mikroorganismen oder auch gentechnische Veränderungen.

„Bei der Gentechnik-Untersuchung bekommen wir meistens die Rohstoffe oder sogar das Futtermittel von Tieren zugeschickt. Wir können dann schon feststellen, ob die Tiere gentechnisch verändertes Futter bekommen“, erklärt Gabriele Mücher, die das Unternehmen gemeinsam mit Jutta Schönling vor 20 Jahren gegründet hat und bis heute leitet. „Der Trend geht heutzutage zur Gentechnik-Frei-Kennzeichnung, wobei wir die Hersteller mit unseren Analysen als Experten unterstützen.“

Die große Verantwortung von Gen-ial zeigt sich vor allem bei der Suche nach Allergenen. „Wichtig bei der Untersuchung ist, dass wir sehr sensitiv messen, also auch möglichst ganz geringe Spuren der Allergene finden“, sagt Mücher und ergänzt: „Insgesamt hat die Anzahl dieser Prüfungen in den letzten Jahren zugenommen.“ Das hänge mit der geänderten Kennzeichnungsverordnung zusammen, die seit November 2014 für Lebensmittel gilt. Seitdem ist es verpflichtend, bestimmte Zutaten, die in Europa am häufigsten Lebensmittelallergien auslösen, auf Verpackungen anzugeben. Der Trend gehe nun dahin, ein Produkt mit nur einer Analyse auf möglichst viele Allergene zu untersuchen, sagt Diplom-Biologin Mücher. „Dadurch wird es für die Kunden billiger.“

Aufträge von der Bitburger Braugruppe

Zu denen gehören unter anderem bekannte Firmen wie die Bitburger Braugruppe oder der Babynahrung-Hersteller Hipp, aber auch Behörden, die von Gen-ial prüfen lassen, ob die auf den Verpackungen angegebenen Inhaltsstoffe der Wahrheit entsprechen. Neben der Analyse im eigenen Labor bietet das Unternehmen auch sogenannte Kits an, mit denen andere Labore arbeiten oder Hersteller ihre Produkte selbst unter anderem auf bestimmte DNA-Spuren oder getränkeschädliche Bakterien testen können.

Nichts mit Lebensmitteln haben dagegen einige Abnehmer des von Gen-ial entwickelten und europaweit patentierten DNA-Extraktionskits zu tun: Landeskriminalämter würden diesen beispielsweise bei ihren Ermittlungen verwenden und seien so Verbrechern oftmals auf die Spur gekommen, sagt Mücher. „Da sind wir auch ein bisschen stolz drauf.“ Auch Forscher, die anhand von uralten Knochen oder Zähnen die Art und Herkunft der Funde bestimmen wollen, kaufen diesen Kit.

Überhaupt spielt der Nachweis von Genen aller Art bei dem Unternehmen eine große Rolle – das zeigt schon der Firmenname: „Wir wollten, dass das Wort 'Gen' enthalten ist und sind dann auf Gen-ial gekommen“, erzählt Mücher, die mit ihrer Geschäftspartnerin Schönling vor der Gründung des eigenen Unternehmens in der Humangenetik in Bonn arbeitete. Die Selbstständigkeit sei für sie beide jedoch sehr verlockend gewesen und die damals aufkommende Debatte über Genfood habe diesen Reiz noch verstärkt. „Wir haben uns dann in das Thema eingelesen und dachten uns, dass es sicher nicht viele Labore auf diesem Gebiet gibt. Denn DNA-Tests waren im Lebensmittelbereich noch kein Standard.“

Immer neue Anfragen von Kunden

Die beiden Gründerinnen entwickelten fortan die ersten Nachweismethoden, doch die Gewinnung von Kunden gestaltete sich anfangs schwierig. „Wir mussten zunächst Vertrauen in die Technik schaffen, da sie so neu war. Das hat länger gedauert, als wir gedacht haben“, erinnert sich Mücher. Dennoch: Nach einem Jahr stellten sie die erste Mitarbeiterin ein.

Mittlerweile sind bei Gen-ial zehn Mitarbeiterinnen beschäftigt, der Umsatz liegt bei rund einer Million Euro pro Jahr. „Wir sind eine der Firmen, denen man vertraut. Es gibt weitaus größere mit viel mehr Beschäftigten, aber es ist auch nicht unser Ziel, der Marktführer zu sein“, sagt Mücher über die Konkurrenzsituation.

Um auch in Zukunft gerüstet zu sein, passt das Unternehmen seine Leistungen und Produkte ständig an neueste Entwicklungen an. Aktuell arbeitet das Team an Nachweisen zur Unterscheidung von Dinkel und Weizen sowie zu Kontaminationen in Getränken. „Es kommen immer wieder neue Anfragen von Kunden“, erzählt Mücher. Dabei profitiert das Unternehmen davon, dass alle Mitarbeiterinnen sowohl forschen als auch die anfallenden Dienstleistungen erledigen können.

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