Selbstversuch mit Smartphone So funktioniert die Uber-Buchung in Köln

Köln · Der US-Fahrdienstleister Uber ist seit April in der Domstadt vertreten, das Angebot in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis soll ausgebaut werden. Ein Selbstversuch zeigt, wie die Buchung via Smartphone funktioniert

Der Fahrdienstleister Uber vermittelt seit April Fahrten in Köln, diese können über die gleichnamige App bestellt werden.

Der Fahrdienstleister Uber vermittelt seit April Fahrten in Köln, diese können über die gleichnamige App bestellt werden.

Foto: picture alliance/dpa

Der kleine blaue Wagen bewegt sich leicht unkoordiniert über die digitale Karte auf dem Smartphone-Bildschirm. Drei Minuten soll es dauern, bis das Uber-Auto am Kölner Hauptbahnhof erscheint. Am Ende werden es neun. Die Umwege des Fahrers lassen sich live auf dem Handy verfolgen. Dann erscheint der silberfarbene Toyota am Breslauer Platz.

Das Kennzeichen hat die App bereits genannt. So kann der Fahrgast den sonst nicht näher gekennzeichneten Wagen erkennen. Vom Kölner Hauptbahnhof geht es weiter zum Klettenbergpark – für einen Festpreis von 11,95 Euro, den die App vor der Fahrt ermittelt hat. Mit dem Taxi wären es – je nach Verkehrslage – rund 18,50 Euro gewesen.

Seit knapp vier Wochen ist der umstrittene US-Fahrdienstvermittler in der Domstadt unterwegs. Der Markt ist offenbar attraktiv: Nach Angaben des Unternehmens haben im vergangenen Jahr 300 000 Menschen aus 116 Ländern versucht, in Köln eine Uber-Fahrt zu buchen. Wie viele Wagen heute in der Domstadt für den US-Konzern unterwegs sind, will Uber auf Anfrage nicht sagen.

Zusammenarbeit mit Mietwagenfirmen

Das Unternehmen arbeitet hier nach eigenen Angaben mit Mietwagenfirmen zusammen, die ihre Autos durch Uber besser auslasten wollen. Die Fahrer seien größtenteils bei den Mietwagenfirmen sozialversicherungspflichtig angestellt, so Uber-Sprecher Tobias Fröhlich. „Alle erhalten mindestens den Mindestlohn, in der Regel aber mehr.“

Zumindest theoretisch bietet Uber seine Fahrdienste auch im Raum Bonn/Rhein-Sieg an. Das Geschäft entwickelt sich in Bonn und Umgebung jedoch offenbar noch schleppend. Wer über das Handy ein Fahrzeug bestellen möchte, erhält in den meisten Fällen die Rückmeldung, es sei kein Wagen vorhanden. Laut Uber-Sprecher Fröhlich gibt es im Moment in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis noch „keine sichere Verfügbarkeit“. Er verweist auf die Startphase in der Region und darauf, dass das Geschäft hier noch ausgebaut werden soll.

Wenig Fahrer in Bonn und der Region

So schnappt Uber in Bonn und Umgebung derzeit noch kaum einem Taxifahrer die Fahrgäste weg: „Außer der Unruhe bei den Kollegen haben wir hier von Uber noch nichts bemerkt“, sagt Claus Lenz, geschäftsführender Vorstand der Bonner Taxi-Genossenschaft.

Dass die Zahl der über die Zentrale vermittelten Taxifahrten seit Jahresbeginn in der Region um etwa sieben Prozent gesunken sei, führt er eher auf Konkurrenz durch andere Taxivermittler wie die App Mytaxi zurück. Entwarnung für die Bonner Taxifahrer gibt Lenz jedoch nicht: „Uber wird auch zu uns kommen, das ist nur eine Frage der Zeit.“

Wer Uber nutzen will, muss sich über die App registrieren. Gezahlt wird über Paypal oder Kreditkarte. Bevor die erste Fahrt gebucht werden kann, muss mindestens eine Bezahlmöglichkeit eingerichtet sein. Die Erlaubnis für die Standortnutzung erfragt Uber ebenfalls, dies ist aber nicht zwingend.

Bei der Test-Buchung in Köln stehen mehrere Fahrer zur Auswahl. Der oberste in der Liste mit einer guten Bewertung fährt laut App seit 20 Tagen für Uber und hat bereits 170 Fahrten absolviert. Bei seinen Sprachkenntnissen ist „kennt Deutsch“ verzeichnet. Was wie eine falsche Übersetzung klingt, stellt sich während der Fahrt als richtig heraus. Der 44-jährige Fahrer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, lebt erst seit wenigen Jahren in Deutschland und hat noch mit einigen Sprachbarrieren zu kämpfen. Zuvor war er als Taxifahrer in Syrien tätig und lebt mittlerweile in Leverkusen. Weil es dort noch kein Uber gibt, pendelt er täglich nach Köln.

Er arbeitet zwischen 35 und 40 Stunden die Woche, ist bei einer Mietwagenfirma angestellt, die für Uber tätig ist. Dementsprechend bekommt er einen Wagen gestellt, muss keine Spritkosten zahlen, erhält einen festen Stundenlohn. Ein wichtiger Faktor, da es vorkomme, dass Kunden ihre Fahrten nicht antreten. Zwischen ein und zweimal die Woche stehe niemand am angegebenen Standort, erzählt der Fahrer.

Herausforderungen für die Fahrer

„Ich mag die Arbeit gerne und erfahre täglich neue Geschichten von den Menschen, die bei mir mitfahren“, so der 44-Jährige. Mit die größte Herausforderung ist für ihn das unbekannte Straßennetz in Köln. Sein Handy liegt als Navigationssystem in der Mittelkonsole und schickt ihn nicht immer dahin, wo er eigentlich hin möchte.

Durchschnittlich zehn Fahrten macht er täglich im kompletten Kölner Stadtgebiet. Seine Bewertungen sprechen bereits nach wenigen Wochen für ihn. Er ist pünktlich, der Wagen sauber und die Unterhaltung nett. Wie alle Uber-Fahrer in Deutschland braucht er einen Personenbeförderungsschein. Das frühere Uber-Konzept, Privatleute mit ihren Privatautos auf die Straße zu schicken, ist in Europa gescheitert und daher geändert worden.

Im Anschluss an die Fahrt in Köln erfragt die App direkt eine Bewertung und bietet die Möglichkeit, dem Fahrer zusätzliches Trinkgeld zukommen zu lassen. Streit mit Taxifahrern hatte er nach eigenen Angaben nicht. Damit dürfte er eine Ausnahme sein.

Auseinandersetzungen mit Taxifahrern

Der neue Wettbewerb hat in der Domstadt offenbar zu einigen Auseinandersetzungen geführt, bei denen es wenig zimperlich zugeht. Uber-Sprecher Fröhlich nennt das Verhältnis zwischen Uber und der Taxi-Branche „relativ angespannt“. Es habe verbale und tätliche Übergriffe gegen die Fahrer der Uber-Partner sowie mehrere Anzeigen gegeben, sagt er.

Aleksandar Dragicevic, Sprecher der Kölner Taxi-Ruf-Genossenschaft, will davon keine Kenntnis haben. Er verweist jedoch darauf, die Kölner Taxifahrer seien „bundesweit bekannt für die Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs“. Uber-Fahrer seien schon einmal „irritiert“, wenn Taxifahrer sie fotografierten, um Verstöße nachzuweisen. Die Taxifahrer beschweren sich unter anderem darüber, dass Uber-Fahrer unerlaubt an Taxiständen Fahrgäste aufsammelten.

Auch die sogenannte Rückkehrpflicht ist immer wieder Streitthema. Nach der aktuellen Gesetzeslage dürfen nur Taxis vor Ort in Innenstädten auf Kunden warten. Mietwagen, und damit auch Uber-Fahrzeuge, müssen nach Fahrten zu ihrer Basis zurückfahren. Damit will der Gesetzgeber Taxis schützen, die im Gegensatz zu Mietwagen auch eine Beförderungspflicht haben, und etwa wenig lukrative Kurzstrecken nicht ablehnen dürfen.

Dragicevic schätzt, dass derzeit 100 bis 120 Uber-Fahrzeuge in Köln unterwegs sind. Er befürchtet, dass der US-Konzern mit Kampfpreisen die Taxifirmen in den Ruin treibe. „Und dann wird richtig von den Kunden abkassiert“, erwartet er.

Schon heute ist die Fahrt mit Uber nicht immer billiger als im Taxi. Der Preis wird zwar vor der Buchung angeben, schwankt aber je nach Nachfrage und Auslastung. Die Spannbreite liege für dieselbe Strecke bei Veränderungen im „unteren Prozentbereich“, sagt Firmensprecher Fröhlich. Wer in Ausnahmesituationen wie der Silvesternacht jedoch über Uber ein Auto bestellt, müsse vielleicht auch signifikante mehr als für ein Taxi bezahlen. „Dafür bekommt der Kunde aber auch auf jeden Fall einen Fahrer.”

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