Weniger Kunden, mehr Telefonate So reagieren Banken in der Region auf die Corona-Krise

Bonn/Region · Für die Geldinstitute in der Region ändern sich die Arbeitsabläufe, weil viele Filialen geschlossen sind. Bargeld wird in viel kleineren Beträgen abgehoben. Kontakte finden telefonisch statt.

Durch die Corona-Krise haben einige Filialen von Geldinstituten geschlossen, meist sind lediglich die Foyers zum Geld abheben geöffnet, wie hier bei einer Filiale der Sparkasse Köln/Bonn.

Durch die Corona-Krise haben einige Filialen von Geldinstituten geschlossen, meist sind lediglich die Foyers zum Geld abheben geöffnet, wie hier bei einer Filiale der Sparkasse Köln/Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Bankfiliale ist nicht gerade gefüllt: Lediglich drei ältere Personen befinden sich vor den Geldautomaten – alle tragen einen Mundschutz und halten viel Abstand voneinander. Für sie ist das Risiko besonders hoch, am Coronavirus zu erkranken. Und dennoch kommen sie in die Bank, um beispielsweise Geld abzuheben.

„In normalen Zeiten kommen auch eher ältere Leute in unsere Filialen“, erklärt Judith Jussenhofen, stellvertretende Pressesprecherin der Volksbank Köln Bonn. Sie würden dort soziale Kontakte suchen und sich mit den Mitarbeitern unterhalten. Doch durch das Coronavirus „fällt der kleine Plausch jetzt eben weg“, so Jussenhofen. Denn es hat sich einiges geändert bei den Geldinstituten der Region.

Zahlreiche Filialen haben für den Publikumsverkehr geschlossen. Dort sind meist lediglich die Foyers zur Bargeldversorgung geöffnet. Das kontaktlose Bezahlen und das Online-Banking würden immer mehr an Bedeutung gewinnen, erklärt Andrea Schrahe, zuständig für das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit bei der VR Bank Rhein-Sieg.

Viele Anfragen für Überbrückungskredite

Auch an den Geldautomaten macht sich die Krise bemerkbar: „Wir haben nicht solche Verfügungen, wie wir sie sonst haben“, sagt Schrahe. Die Kunden hätten schließlich weniger Gelegenheiten, Geld auszugeben. „Man kann sich keine Klamotten kaufen, nicht zum Friseur und nicht ins Restaurant gehen“, erklärt Schrahe. Das mache sich auf einigen Bankkonten positiv bemerkbar.

Doch zahlreiche andere Kunden befinden sich zurzeit in einer finanziellen Notlage. „Wir haben im Moment viele Anfragen für Überbrückungskredite, zum Beispiel von Freiberuflern und Unternehmen“, sagt Jussenhofen. Die Arbeit der Banker habe sich etwas verändert, sie müssten sich jetzt viel mehr mit Förderprogrammen auseinandersetzen und ständig auf dem Laufenden sein. „Es ändert sich täglich etwas“, so Jussenhofen. Auch Liquiditätsengpässe sowohl bei Privatkunden als auch bei kleinen und mittleren Unternehmen sowie KfW-Anträge sind zurzeit Themen, mit denen sich die Banken vermehrt beschäftigen, sagt Dirk Kärgel, Pressesprecher von der Commerzbank für Köln, Bonn und Aachen.

Allerdings sind persönliche Beratungen aufgrund der Schließungen kaum mehr möglich: „Es sollten wirklich nur die Kundengespräche stattfinden, die dringend nötig sind“, sagt Norbert Minwegen, Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Sparkasse Köln Bonn. So hat auch die Kreissparkasse Köln einen Rückgang der Kundenfrequenz um teilweise bis zu 50 Prozent in den noch offenen Filialen registriert.

Ausnahmen habe es zum vergangenen Monatsultimo Ende März und Anfang April gegeben. „Zu dieser Zeit herrscht grundsätzlich ein erhöhtes Kundenaufkommen im Kassengeschäft“, sagt Christoph Hellmann, Pressesprecher der Kreissparkasse Köln. Mit einem Plus von 50 Prozent hat sich jedoch bei diesem Geldinstitut das Aufkommen telefonischer Anfragen deutlich erhöht. „Bei uns gehen vier- bis viereinhalbtausend Telefonanrufe pro Woche im Kundendialogcenter ein“, berichtet auch Schrahe. Hinzu kommen die Telefonate mit den Mitarbeitern direkt in den Geschäftsstellen – eine Möglichkeit, die es erst seit dem Ausbruch des Coronavirus gebe.

Für einen 52-jährigen Kölner funktionierte die Zusammenarbeit mit seiner Bank allerdings weniger gut. Die Commerzbank verweigerte ihm zunächst den Zugang zu seinem Schließfach in einer geschlossenen Filiale in Köln-Mühlheim. „Sie sagten mir am Anfang, es sei nicht möglich, an mein Schließfach zu gelangen“, berichtet der 52-Jährige. Das könne mit der Schließung einiger Filialen zusammenhängen, erklärt Kärgel von der Commerzbank. „Es sind finanziell bewegte Zeiten und man ist nicht handlungsfähig. Das finde ich fragwürdig“, findet der Kölner Commerzbankkunde.

Doch die Bank konnte den Kunden nach einigen Tagen beruhigen: Ein Mitarbeiter werde sich mit dem Kölner treffen und ihm den Zugang zum Schließfach ermöglichen. „Man braucht einen triftigen Grund, um an sein Schließfach zu kommen, aber es besteht auf jeden Fall die Möglichkeit“, sagt Kärgel. Die Situation ist schließlich auch für Banken eine nie dagewesene Herausforderung – auch bei ihnen müssen sich die neuen Regelungen und Arbeitsabläufe noch einprägen.

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