Abgasversuche an Affen So sieht Krisenmanagement bei VW, Daimler und BMW aus

München · Nachdem bekannt wurde, dass Abgasversuche an Affen getestet wurden, feuern VW und Daimler Manager. BMW hält sich mit Konsequenzen zurück.

 Ein öffentliches Bekenntnis von BMW-Boss Harald Krüger ist nach den Tierversuchen bisher ausgeblieben. FOTO: DPA

Ein öffentliches Bekenntnis von BMW-Boss Harald Krüger ist nach den Tierversuchen bisher ausgeblieben. FOTO: DPA

Foto: picture alliance / Andreas Geber

BMW hatte im Ringen um den Diesel und bei Abgasmanipulationen schon immer eine spezielle Sicht der Dinge. Der eigene Konzern sei sauber, lautet diese auf das Wesentliche verkürzt. Auch im Skandal um Abgasversuche an zehn Affen in den USA und Schadstofftests an 25 Menschen durch das industrielle Propagandavehikel Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) gehen die Münchner eigene Wege.

Während bei VW Cheflobbyist Thomas Steg beurlaubt wurde und Daimler deswegen seinen Umweltschutzbeauftragten Udo Hartmann freigestellt hat, verspürt BMW eine Fürsorgepflicht für den ehemals eigenen Abgesandten im EUGT-Vorstand. Der betreffende Mitarbeiter sei weder beurlaubt noch freigestellt sondern vom Außen- in den Innendienst versetzt worden, erklärt BMW.

Das sei auch keine Strafmaßnahme sondern es geschehe zum Schutz des Betroffenen, der zuletzt bei BMW Leiter des Zentrums für Urbane Mobilität war und für die Münchner von Gründung 2007 bis 2015 im Vorstand der EUGT gesessen hatte. In dieser Zeit war der Betroffene bei BMW als Referent tätig also kein hochrangiger Manager. Anders als VW und Daimler will BMW erst einmal in einer internen Untersuchung durch Revision und Rechtsabteilung klären, inwieweit BMW seinerzeit die Tierversuche in den USA hätte unterbinden können und dann handeln.

BMW hat sich zwar mittlerweile ebenfalls von den Versuchen distanziert, aber ein diesbezügliches öffentliches Bekenntnis von BMW-Boss Harald Krüger steht anders als bei seinen Amtskollegen von Matthias Müller (VW) und bei und Dieter Zetsche (Daimler) noch aus. Die bayerische Variante der Krisenbewältigung wirkt auf den ersten Blick vergleichsweise zahnlos, könnte sich aber je nach Ergebnis der internen Untersuchung als der redlichere Umgang damit entpuppen. Während die Konkurrenz nur rasch Bauernopfer präsentiert habe, wolle BMW genau aufklären, heißt es in München.

Eine zu klärende Frage sei beispielsweise, warum die Münchner im Gegensatz zu VW und Daimler nur einen Referenten in den EUGT-Vorstand entsandt hätten. Diese Funktion hätte man möglicherweise hochrangiger besetzen müssen. Der BMW-Mann im EUGT habe zwar glaubhaft versichert, die Tierversuche kritisch hinterfragt zu haben. Alarm geschlagen hat er aber nicht, falls das BMW-intern nicht ungehört verhallt ist. Zu einer Aufklärung, die den Namen auch verdient, gehört auch die Frage, wann der BMW-Vorstand was von den EUGT-Praktiken wusste.

Hinter vorgehaltener Hand wird in München allerdings schon einmal die führende Rolle von VW beim EUGT betont. Fakt ist dagegen, dass BMW nicht wie etwa der Autozulieferer Bosch bereits 2013 aus dem Lobbyverein EUGT ausgestiegen, sondern bis zu seiner Selbstauflösung 2017 an Bord geblieben ist. Konzernpolitisch verantworten muss die dortige Mitgliedschaft ohnehin die oberste BMW-Führung. Wann sie die Ergebnisse der internen Untersuchung publik machen will, können Unternehmenssprecher nicht sagen. Die diesjährige Bilanzvorlage am 21. März wäre eine gute Gelegenheit.

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