Thema Nachhaltigkeit So verlief der 45. Bonner Wirtschaftstalk

Bonn · Wenig konkrete Pläne hörte man am Mittwoch beim 45. Wirtschaftstalk in Bonn zum Thema Nachhaltigkeit. Dabei saß unter den Diskutanten auch die neue grüne Oberbürgermeisterin Katja Dörner. Und dann fassten sie doch noch einen gemeinsamen Plan.

 Die neue Stadtspitze will mehr Photovoltaik in Bonn, um die Klimaziele zu erreichen.

Die neue Stadtspitze will mehr Photovoltaik in Bonn, um die Klimaziele zu erreichen.

Foto: Benjamin Westhoff

„Responsible Bonn“ – um Verantwortlichkeit und nachhaltiges Handeln sollte es gehen im 45. Bonner Wirtschaftstalk, zu dem die IHK Bonn/Rhein-Sieg am Mittwochabend zusammen mit der Sparkasse Köln-Bonn und den Stadtwerken virtuell ins Bonner Kunstmuseum geladen hatte. Man hätte sich bei der Gelegenheit näheren Aufschluss erhofft, wie denn die neue grüne Oberbürgermeisterin Katja Dörner die Stadt Bonn künftig auf dem angepeilten Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2035 führen möchte. Oder wie sich auf diesem Weg die Zusammenarbeit mit der CDU/FDP-Landesregierung in Düsseldorf anlässt, die beispielsweise immer noch auf Braunkohle setzt. Schließlich war eigens auch Umweltministerin Ursula Heinen-Esser angereist – mit dem Dienstwagen, wie sie zugab. Gewusst hätte man auch gern, wie es gelingt, ansässige Unternehmen für das Ziel einer nachhaltigen Stadtgesellschaft zu gewinnen.

Statt näherer Einsichten parlierte die Runde moderiert von Christian David ein fröhliches Stündchen über Allgemeinplätze. Um nachhaltig zu handeln, müsse eine Geschäftsführung das Thema zur Chefsache machen, bekannte Unternehmerin und IHK-Vize-Präsidentin Ines Knauber-Daubenbüchel. Klar, zur „Chefinnensache“, ergänzte Dörner.

Nachhaltiges Büromaterial

Frau Heinen-Esser freute sich über eine neue Nachhaltigkeitsstrategie im Land und bekannte trotzdem: „Als Umweltministerin müssen Sie über eine schier unendliche Geduld verfügen.“ Bei der Sparkasse werde Büromaterial jetzt nachhaltig eingekauft, ergänzte Sparkassenvorstandschef Ulrich Voigt. Und die Sparkassen-Stiftungen legten ihr Geld nur noch nachhaltig an, auch wenn das Rendite koste.

Alle Diskutanten bekannten sich zu notwendigen Veränderungen. „Wir können unseren Wohlstand nur erhalten, wenn wir mit Klimaschutz Ernst machen“, drehte Dörner ein Zitat von Wirtschaftsminister Peter Altmaier um. Der hatte jeden Wohlstandsverlust abgelehnt. Dörner kündigte eine Solar-Offensive für Bonn an.

Vier Monate passiert nichts

Es sei inakzeptabel, dass die Stadt bei Solardächern mit nur zwei Prozent genutzter Flächen auf Platz 253 in NRW rangiere. „Man fragt sich, warum wird ein bestimmtes Verfahren zwischen zwei Schritten einfach vier Monate lang nicht angefasst“, beklagte die Oberbürgermeisterin auch ein oftmals zu langsames Verwaltungshandeln. Darüber gebe es viele Beschwerden von Unternehmen oder Bauträgern.

„Zu langsam sind wir nicht, aber wir müssen immer schneller werden“, urteilte Sparkassen-Vorstand Voigt mit Blick auf die tickende Klima-Uhr. Er plädierte für mehr Mut in der Politik zu klaren Entscheidungen.

So einig war sich die Runde in all dem, dass sie freimütig eine gemeinsame Radtour durch Bonn auf einem Vierer-Tandem verabredete. Das müsste freilich erst gebaut werden. Von persönlich nachhaltigem Verhalten am Tag der Veranstaltung wusste letztlich nur Katja Dörner zu berichten. Sie sei mit der Stadtbahn ins Museum gekommen. Aber vorher – schränkte sie ein – habe sie bei offenem Fenster geheizt.

Die Aufzeichnung der Sendung ist unter www.bonner-wirtschaftstalk.de abrufbar.

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