Bonner Solarkonzern in der Krise Solarworld-Aktie stürzt ab

BONN · Am ersten Handelstag nach der Gewinn- und Umsatzwarnung rennen dem Bonner Konzern die Anleger davon. Der Kurs brach um rund 14 Prozent ein.

Am ersten Handelstag nach der Gewinnwarnung haben sich Anleger scharenweise von der Solarworld-Aktie getrennt. Am Montagmorgen brach das Solarworld-Papier um gut 14 Prozent ein, während der Deutsche Aktien-Index ein Jahreshoch erklomm. Später stabilisierte sich der Kurs und schloss den Handel bei 3,54 Euro, was einem Minus von 6,8 Prozent entspricht. Vor einem Jahr stand der Kurs bei 16 Euro.

Solarworld hatte am Freitagabend überraschend deutliche Umsatz- und Gewinnwarnungen ausgesprochen. Der Vorstand teilte mit, dass zwar die Prognose einer Absatzsteigerung von mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreicht werde, jedoch die Ziele für Umsatz und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) voraussichtlich nicht erfüllt würden. Der Bonner Konzern begründete die Probleme mit der Konkurrenz durch chinesische Billigprodukte.

Nachdem im ersten Halbjahr massiv Solaranlagen in China installiert wurden, sei die Binnennachfrage in China aufgrund der Kürzung der Einspeisetarife im dritten Quartal eingebrochen. Im Gegenzug hätten chinesische Hersteller ihre Lagerbestände zu Dumpingpreisen auf dem Weltmarkt angeboten, was zu einem globalen Preisverfall geführt habe. Ursprünglich wollte Solarworld 2016 erstmals seit fünf Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben und ein Umsatzplus von 20 Prozent auf bis zu eine Milliarde Euro erreichen. Details, wie stark der Preisverfall auf die Geschäfte durchschlägt, gab es gestern nicht. Der Konzern will am 14. November die Zahlen zum dritten Quartal veröffentlichen.

Durch einen existenzbedrohenden Rechtsstreit steht Solarworld-Gründer Frank Asbeck ohnehin stark unter Druck. Im Juli verurteilte ein US-Gericht Solarworld dazu, 720 Millionen Euro Schadensersatz an den Siliziumhersteller Hemlock Semiconductor wegen nicht eingehaltener Lieferverträge zu zahlen. Das Bonner Unternehmen ist in Berufung gegangen. Wird der Richterspruch in zweiter Instanz bestätigt, drohen Solarworld negative Auswirkungen „bis hin zur Bestandsgefährdung“, wie es im Geschäftsbericht heißt. Solarworld zeigt sich überzeugt, den Rechtsstreit zu gewinnen, da die Verträge gegen EU-Kartellrecht verstoßen würden.

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