Hauptversammlung der Telekom im WCCB Sorgen um „sonniges Intermezzo“

Bonn · Die Geschäfte der Deutschen Telekom laufen sehr gut, nicht nur in den USA. Auf der Hauptversammlung im WCCB gab es Kritik an der hohen Verschuldung.

Telekom-Chef Timotheus Höttges (r.) begrüßt vor der Hauptversammlung in Bonn den Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Appel.

Telekom-Chef Timotheus Höttges (r.) begrüßt vor der Hauptversammlung in Bonn den Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Appel.

Foto: dpa/Oliver Berg

Zu Jahresbeginn hat die Deutsche Telekom die letzten Telefonzellen abgeschaltet. Ein Exemplar der gelben Zellen steht an diesem Mittwoch auf der Bühne des Saals New York im Bonner WCCB. Timotheus Höttges erinnert sich, als Jugendlicher Stunden auf der Ablage der Telefonbücher sitzend verbracht und mit seiner Freundin telefoniert zu haben. „Einmal ist die Halterung abgebrochen. Ich hoffe, dieser Vandalismus verjährt“, berichtet der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom auf der Hauptversammlung mit einem Augenzwinkern.

Die Zellen sind Nostalgie, die Zukunft liegt im Digitalen. Aber: „Deutschland und Europa liegen bei der Digitalisierung zurück. Ob in der Cloud, bei Mikrochips oder bei Künstlicher Intelligenz“, sagt Höttges, dessen Rede wie ein freier Vortrag wirkt, wäre da nicht ein Aussetzer des Teleprompters in der zweiten Hälfte, der ihn dazu zwingt, ins Manuskript zu blicken.

Dabei läuft es so gut wie lange nicht für die Telekom: Trotz Inflation, schwieriger Lieferketten und Fachkräftemangels sollen die Umsätze in diesem und dem nächsten Jahr um ein bis zwei Prozent jährlich steigen, nach gut sechs Prozent 2022. Das operative Ergebnis stieg um 7,7 Prozent auf gut 40 Milliarden Euro, die frei verfügbaren Mittel auf 11,5 Milliarden Euro. Investiert wurden 21 Milliarden Euro. An einigen Stellen applaudieren die Aktionäre: Etwa als Höttges ankündigt, dass die frei verfügbaren Mittel nochmals auf 16 Milliarden Euro erhöht werden sollen. Mit über 22 Euro pro Aktie ist der Kurs so hoch wie seit 22 Jahren nicht mehr. Am Abend steht er sogar bei über 23 Euro, während der Dax an Wert verliert.

Einen Schwerpunkt legt Höttges auf das Thema Nachhaltigkeit. Auf dem Podium ist ein Antennenmodell aufgebaut. Lichtbalken blinken, dann erlöschen einige. Die neuen Mobilfunkantennen sind mit Bewegungsmeldern ausgestattet, die erkennen, wenn nachts nur wenige Nutzer aktiv sind und entsprechend ihre Leistung herunterfahren. So kann viel Energie eingespart werden.

Das Telekom-Netz ist laut Höttges schon heute klimaneutral, weil es mit Solar- und Windstrom betrieben wird. In den kommenden zwei Jahren sollen auch die Fahrzeugflotte und die Gebäude keine klimaschädlichen Gase mehr emittieren. Bis 2040 soll die gesamte Lieferkette von der Hardware bis zum Endkunden klimaneutral arbeiten. „Wer die grüne Produktion nicht schafft, fliegt irgendwann aus dem Sortiment. Wir importieren Geräte. Aber wir exportieren unseren Anspruch an Klimaschutz.“

Ingo Speich von Deka Investment sieht in der Nettoverschuldung von 142,5 Milliarden Euro ein „toxisches Gebräu“. Er befürchtet, dass das Ergebnis ein „sonniges Intermezzo“ bleibt. Finanzvorstand Christian Illek verweist auf die Pläne, die Verschuldung vom 3,07-Fachen des Betriebsergebnisses bis 2024 auf das 2,75-Fache zu senken.

Viel Diskussionsstoff: Zusammenarbeit mit Huawei

Für viel Diskussionsstoff sorgt die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Ausrüster Huawei hierzulande. Die Kritiker machen sich Gedanken über die Sicherheit der Funknetzinfrastruktur in Deutschland, aber auch um mögliche Schwierigkeiten in den USA, wo Huawei mit Sanktionen belegt ist und der Widerstand gegen das Geschäft mit chinesischen Unternehmen ohnehin wächst. Allerdings verwendet T-Mobile US keine Huawei-Komponenten. Höttges sagt, man halte sich an die gesetzlichen Vorgaben in Deutschland. Die Hardware-Komponenten von Huawei auszutauschen, würde Jahre dauern und teuer werden. Ein Teil der Kosten müsste dann auch der Bund tragen. Im Kernnetz der Telekom würden keine hier Huawei-Teile eingesetzt.

Kritik gibt es auch an dem Verkauf der Funkturmsparte, an der die Telekom jetzt die Minderheit von 49 Prozent hält. Höttges sagt, es seien nur Masten und Antennenträger verkauft worden, die Antennen und die Software kämen von der Telekom. So seien die Daten gesichert.

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