"Sparkasse Bonn lässt Mittelstand nicht im Stich"

Öffentlich-rechtliches Institut vergibt in den ersten zehn Monaten 100 Millionen Euro mehr Kredite an Firmenkunden - Rindermann: Computer entscheidet nicht allein

Bonn. Die Sparkasse Bonn will nach Aussage ihres zuständigen Vorstandsmitglieds Wolfgang Rindermann ihre rund 20 000 mittelständischen Firmenkunden in Bonn nicht im Stich lassen und weiterhin Kredite gewähren. Damit wies Rindermann den in den letzten Monaten in der Öffentlichkeit häufiger geäußerten Vorwurf zurück, auch die Sparkassen versuchten sich verstärkt von unrentablen Kundenengagements zu trennen. "Bei einer Insolvenz verliert letztlich auch die Sparkasse Bonn Geld, nicht nur der betroffene Kunde," sagte Rindermann.

Die neuen Eigenkapitalvorschriften erlaubten die Ausgabe von Krediten in ausreichender Menge und zu fairen Konditionen. "Die behauptete Kreditlücke wird es nicht geben - mit der selbstverständlichen Einschränkung, dass - wie bisher - nicht jeder Kreditwunsch zu jeder Kondition erfüllt werden kann," erläuterte Rindermann. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2002 habe die Sparkasse Bonn an gewerbliche Kunden neue Kredite mit einem Gesamtvolumen von rund 321 Millionen Euro vergeben. Im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Zuwachs von rund 100 Millionen Euro. Dazu kämen noch kurzfristige Tagesgelder in Höhe von 240 Millionen Euro.

Die neuen Eigenkapitalrichtlinien (Basel II) schränkten die Entscheidungsfreiheit des Instituts zur Kreditvergabe keineswegs ein. Auch die Konditionen seien damit nicht automatisch festgelegt. Die bisherige pauschale Unterlegung eines Kredits mit acht Prozent Eigenkapital wird laut Rindermann jedoch durch ein differenziertes System abgelöst, das die Bonität des Kunden berücksichtigt. Die "Quersubventionierung" von Kreditnehmern mit "schlechter Bonität" durch die "guten Kunden" habe nun ein Ende, sagte Rindermann.

Diese Unterscheidung wird über das so genannte Rating vorgenommen. Schon seit mehreren Jahren praktiziere die Sparkasse Bonn dieses Verfahren, in dem sowohl zahlenmäßige Angaben zur Geschäftsentwicklung als auch Informationen unter anderem über die Unternehmensstrategie, die Wettbewerbsfähigkeit, die Nachfolgeregelung, die Leistungsfähigkeit des Rechnungssystems und des Berichtswesens eingehen.

Rindermann versicherte, keine Kreditentscheidung würde allein durch den Computer gefällt. Die persönliche Bekanntheit des Unternehmers und die regionale Bedeutung und Verwurzelung eines Betriebes würden nicht vernachlässigt. "Auch in Zukunft wird bei der Kreditvergabe der Bauch mitentscheiden." Allerdings sei die Sparkasse Bonn nicht bereit, "alle Bonitätsrisiken, die die großen Privatbanken rausdrücken, auch aufzufangen." Das einheitliche Ratingverfahren durch die Sparkassen-Finanzgruppe werde das bewährte Hausbankprinzip wieder stärken, meinte Rindermann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Der Party-Professor
Wissenschaftler in Bonn Der Party-Professor
Zum Thema
Aus dem Ressort