Jahresbilanz Sparkasse Köln-Bonn reagiert auf geändertes Kundenverhalten

Köln · Die Kunden kommen immer seltener in die Filiale, erledigen Bankgeschäfte dafür immer häufiger mit dem Smartphone. Im Rahmen der Jahresbilanz-Vorstellung hat die Sparkasse Köln-Bonn nun auch Reaktionen auf das Kundenverhalten vorgestellt.

Ein Sparkassenkunde geht durchschnittlich lediglich einmal im Jahr in eine Filiale. „Viele Kunden können sich gar nicht mehr erinnern, wann sie das letzte Mal persönlich bei uns waren“, sagte Privatkundenvorstand Christoph Siemons am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz der Sparkasse Köln-Bonn. Gleichzeitig besuchen die Kunden im Schnitt 192 Mal im Monat über mobile Endgeräte und 120 Mal über Computer den Internetauftritt der Sparkasse. Dieses geänderte Kundenverhalten führe bei der Sparkasse Köln-Bonn zu intensiven Überlegungen, wie darauf zu reagieren sei.

Als nächsten Schritt gründet die Sparkasse eine Direktfiliale, bei der jeder Kunde telefonisch sofort einen Fachmann sprechen oder mit ihm E-Mails austauschen kann. „Er braucht nicht auf einen Rückruf warten, sondern erhält den gewünschten Service sofort“, so Siemons. Dieser Service soll zunächst zwischen 9 bis 18 Uhr angeboten, bei Bedarf aber erweitert werden.

Bei der Zahl von 84 normalen Filialen soll es bleiben, nachdem die Sparkasse sie zuletzt um 22 reduziert hatte. Den Verlauf des Geschäftsjahres 2017 bezeichnete der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Ulrich Voigt, als „zufriedenstellend“. Die Niedrigzinsphase und der Trend zur Digitalisierung belasteten natürlich weiterhin die Bank. Der neue Vorstandsvorsitzende Rüdiger Linnebank tritt zum 1. April sein Amt an, Vorgänger Artur Grzesiek war zum Jahresende in den Ruhestand gegangen.

Das Jahresergebnis vor Steuern und Gewinnverwendung sank von 72 auf 44,1 Millionen Euro. Das Ergebnis wäre nach den Worten Voigts deutlich höher gewesen, wenn die Sparkasse nicht die Zeit genutzt hätte, um die stillen Einlagen an neues EU-Recht anzupassen. Künftig müssten darauf auch niedrigere Zinsen gezahlt werden.

Der Fonds für allgemeine Bankrisiken wurde um 15 Millionen Euro erhöht. 27 Millionen Euro flossen in Modernisierungsinvestitionen. Die Bilanzsumme der Sparkasse, eine Kennzahl für die Größe einer Bank, sank von 27,1 auf 26,1 Milliarden Euro. Das sei planmäßig erfolgt, sagte Voigt. Bei einem weiteren Wachstum der Bilanzsumme wäre die Sparkasse sonst von der regionalen in die EU-Aufsicht gerutscht. „Und wir fühlen uns als Sparkasse unter regionaler Aufsicht wohl.“

Einen Rekord verbuchte die Sparkasse beim Bestand an Girokonten, die von 585 711 auf 587 262 stiegen. Im vergangenen Jahr eingeführte Kontomodelle, die teilweise mit Preiserhöhungen für die Kunden verbunden waren, hätten „so gut wie nicht“ zu Kündigungen geführt, meinte Siemons.

Esch-Fonds-„Altlasten“ von 500 Millionen Euro

Voigt hob hervor, dass es gelinge, den Bestand an Oppenheim-Esch-Fonds-Anteilen stetig zu verringern. Es stünden zusammen mit anderen „Altlasten“ noch 500 Millionen Euro in den Büchern. Zu weiteren Fragen des Oppenheim-Esch-Falls wollte sich Voigt nicht äußern, da „wir keine Prozessbeteiligten sind“. Vor dem Kölner Landgericht läuft gerade ein Prozess gegen den früheren Sparkassenchef Gustav Adolf Schröder und Troisdorfer Immobilienunternehmer Josef Esch. Dabei geht es um umstrittene Immobiliengeschäfte.

Besser als in den Vorjahren lief es in der privaten Baufinanzierung, das sei zuvor ein Sorgenkind des Instituts gewesen, erläuterte Voigt. Dort seien Prozesse verschlankt und beschleunigt worden. Die Neuzusagen für eine Baufinanzierung stiegen von 755,8 auf 776,2 Millionen Euro. Den Immobilienmakler S-Corpus habe die Sparkasse auch deshalb zurückübernommen, um weitere Dienstleistungen für Kunden machen zu können wie die digitale Planung der zu kaufenden Wohnung.

Aus ihren Gewinnen förderte die Sparkasse 2017 1745 Projekte in der Region mit einer Gesamtsumme von 13 Millionen Euro.

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